Brunn will Abwärtsspirale stoppen

7.2.2014, 08:14 Uhr
Brunn will Abwärtsspirale stoppen

© Stefan Hippel

Die Bilanz, die der Vorsitzende der Fischbacher SPD, Franz Janka, für Brunn zieht, ist nicht gerade rosig. Von dem Aufschwung, der mit der Eingemeindung im Jahr 1972 verbunden war, sei nicht mehr viel zu spüren, heißt es in einer Presseerklärung der Fischbacher Genossen. Deutlich werde dabei die Bevölkerungsentwicklung. Stieg die Einwohnerzahl von Brunn von 271 im Jahr 1972 auf 816 im Jahr 2002, geht es seither wieder bergab. Aktuell sind es 782 Stadtteilbewohner.

Brunn will Abwärtsspirale stoppen

© Weigert

Zugleich sei eine ansteigende Überalterung zu verzeichnen. Waren es 1972 noch 8,5 Prozent Einwohner über 65 Jahre, sind es jetzt bereits 22,9 Prozent. Umgekehrt ist laut Statistik die Entwicklung bei den jugendlichen Bewohnern unter 18 Jahren. 1972 waren es 24,6 Prozent, 2013 gerade mal noch 15,6 Prozent. Die Fischbacher SPD beruft sich dabei auf Daten des Amtes für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth.

Auch mit der Infrastruktur sei es in Brunn nicht zum Besten bestellt, klagt die SPD. Seit Oktober 2013 gibt es kein Gasthaus mehr im Stadtteil, auch bei Einkaufsmöglichkeiten heißt es „Fehlanzeige“. Die Feuerwehr Brunn, der Bürgerverein, der Sportverein und der Ortssprecher versuchen, laut Janka, das kulturelle und sportliche Angebot mit Kirchweih, Eichenhainfest und einer neuen Kulturreihe (der Stadtanzeiger berichtete) zu erhalten. Was allerdings nicht ganz einfach ist, denn im Stadtteil fehle es auch an geeigneten Räumlichkeiten.

Wie man diese „Abwärts-Spirale“ stoppen kann? Für die Fischbacher SPD könnte in der Aktivierung von Bauland ein Schlüssel liegen. Seit 1991 sind laut Statistik in Brunn 105 neue Wohneinheiten entstanden. Seit 2005 sind aber nur noch rund 20 dazugekommen. Franz Janka: „Und das bei über zwei Hektar ausgewiesenen potenziellen 80 Wohnbauflächen.“

Weil das von der ehemaligen selbstständigen Gemeinde Brunn übernommene Baulandkonzept, das sowohl 1976 als auch 2000 von der Stadt Nürnberg im Flächennutzungsplan bestätigt wurde, für Investoren offenbar nicht attraktiv ist, muss es laut SPD dringend überarbeitet werden. Große Baugrundstücke zu relativ hohen Preisen seien eben nicht mehr zeitgemäß.

Für Janka und die Genossen vor Ort ist klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Brunn brauche ein nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept, das im Dialog mit den Bürgern vor Ort und den Vereinen erarbeitet werden muss.

Finger in die Wunde

Kürzlich hatte auch der Bürgerverein Brunn den Finger in dieselbe Wunde gelegt (der Stadtanzeiger berichtete). Die Baupreise in Brunn seien zwar erschwinglich, aber die ausgewiesenen Bauflächen zu groß. Grundstücke ab 800 Quadratmetern wolle niemand mehr, sind sich die Vorstände Wolfgang Schleemilch, Herbert Kratzer und Reinhard Figel einig. Um junge Familien nach Brunn zu locken, müssten zum Beispiel Reihen- oder Doppelhäuser auf kleineren Flächen entstehen.

Der Brunner Ortssprecher Erwin Götz verweist diesbezüglich auf eine Besprechung mit Siegfried Dengler, dem Leiter des Stadtplanungsamtes, die bereits im September 2013 stattfand. Weitere Gespräche mit Einbeziehung der Brunner Bürger, insbesondere der Bauplatzbesitzer, seien zeitnah für 2014 geplant.

„Wir sind an der Thematik dran“, bestätigt Dengler und kündigt eine Bestandsanalyse für den Stadtteil Brunn an. Er ahnt allerdings, dass es bei dem Thema Nachverdichtung einen klassischen Zielkonflikt geben könnte: „Die einen wollen kleinere Grundstücke und mehr Bewohner, die anderen wollen ihre dörfliche Ruhe behalten.“
 

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