Brunn: Wirtshaussterben in der Waldsiedlung
9.9.2019, 11:47 UhrWer Nürnbergs höchste Erhebung mit dem Fahrrad besuchen möchte, muss ordentlich in die Pedale treten. Fast 20 Kilometer radelt man vom Stadtzentrum bis nach Brunn. Die schöne Landschaft unterwegs entschädigt allerdings für die Strapazen. Zunächst rollt man entlang der Pegnitz, in der Tullnau wechselt man auf den "Grünzug Goldbach" und am Valznerweiher in Zabo taucht man schließlich in den schier endlosen Reichswald ab.
Spätestens ab dem Schüsselstein, einer Felsformation aus Sandstein bei Fischbach, wird es anstrengend: Stetig führt der Weg nun bergauf. Vom Hauptmarkt, der auf etwa 300 Metern liegt, gilt es über 100 Höhenmeter zu überwinden. Kurz vor Brunn geht es nochmals rasant bergab und dann, vor dem geschlossenen Gasthaus Rubas, wieder steil bergauf in die Spitzäckerstraße.
Nürnbergs höchster Punkt liegt etwas versteckt im Wald. An der Ecke zur Formäckerstraße zweigt nach rechts eine steile Schotter-Fuhre ab. Nach etwa 50 Metern erreicht man eine Metalltafel. Sie wurde 2016 mit großem Brimborium vom damaligen Heimatminister Markus Söder enthüllt und weist stolze 408,4 Meter aus.
Man bekommt nicht mal eine Apfelschorle
Da können der Burgberg mit läppischen 352 Metern und der Schmausenbuck mit 390 Metern einpacken. Der Tiefpunkt Nürnbergs liegt übrigens in Kleingründlach (284 Meter).
Apropos Tiefpunkt: Den erlebte der einst bei Ausflüglern so beliebte Ort, als erst der kleine Lebensmittelladen und dann die zwei Wirtshäuser Grüner Baum und Rubas sowie später ein Torten-Café dichtmachten. Feierabendbier in geselliger Runde, dazu zwei fränkische Bratwürste mit Kraut – Fehlanzeige. Nicht einmal eine Apfelsaftschorle ist zu bekommen. Dafür muss man mittlerweile nach Fischbach, Ungelstetten oder Leinburg fahren.
Viele Radler und Wanderer planen deshalb um. Schade, denn der kleine Nürnberger Stadtteil liegt wirklich idyllisch. Von den höher gelegenen Freiflächen bietet sich ein wunderbarer Ausblick auf den Moritzberg und das südliche Nürnberger Land. Immerhin: Zweimal im Jahr, Anfang und Ende Juli, wird in Brunn gefeiert und dann ist auch jede Menge los.
Den Auftakt macht das Eichenhainfest. Wie der Name schon sagt, findet es am Ortsrand unter großen Eichen statt und ist sehr gemütlich und stimmungsvoll. Wenige Wochen später lockt die kleine aber feine Kirchweih auf den Festplatz an der Hauptstraße. Einer der Höhepunkte ist das in diesem Rahmen stattfindende Kulturfest, das der Bürgerverein Brunn ausrichtet.
Reges Vereinsleben mit Bürgerverein und Feuerwehr
Brunn erlebte nach seiner Eingemeindung nach Nürnberg im Jahr 1972 einen regelrechten Bauboom und gewann viele Einwohner hinzu. Heute sind es etwa 800 Menschen, die in den schmucken Häusern an den Hängen links und rechts der Hauptstraße leben.
Den ländlichen Charakter verlor der Ortsteil, erhalten geblieben ist aber ein reges Vereinsleben, unter anderem mit einem rührigen Bürgerverein und der seit über 130 Jahren bestehenden Feuerwehr. Der örtliche Sportverein bietet nicht nur Tennisplätze, sondern auch ein Vereinsheim, in dem unter anderem Kultur-Veranstaltungen stattfinden. Freunde alter Traktoren haben sich im Bulldogclub zusammengeschlossen. Und die evangelische Gemeinde trifft sich in einem roten Gemeindehaus aus Holz, in dem auch ein Kindergarten untergebracht ist.
Viele Brunner sind – bis auf die mangelnden Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten – eigentlich sehr zufrieden mit ihrem ruhigen und schön gelegenen Wohnort. "Das Internet könnte schneller sein", befinden die Jüngeren. Immerhin hat der Stadtteil eine verkabelte Verbindung in die Welt. Die Nachbarn aus dem Stadtteil Birnthon warten seit Jahren vergeblich auf einen Anschluss.
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