Camilla wurde mit drei Siegerschleifen dekoriert

24.06.2008, 00:00 Uhr
Camilla wurde mit drei Siegerschleifen dekoriert

© Zink

Auf dem Gelände herrscht reges Treiben. Den ganzen Tag über werden Reiter verschiedener Klassen aufgerufen, die dann ihr Können unter Beweis stellen müssen. Auch Marco Junghanns tritt in wenigen Minuten mit seinen Pferden Camilla und Tabasco im Springen der Leistungsklasse A an. Noch sind die letzten Vorbereitungen in vollem Gange. Zusammen mit seinem Vater, Bernd Junghanns, dem Vorsitzenden des Reitclubs, macht sich der 13-Jährige auf den Weg in Richtung Reitstall. «Bevor es losgeht, müssen wir das Pferd erst noch satteln, trensen und die Stollen in die Hufeisen schrauben. Und danach muss ich das Pony noch abreiten», erklärt Marco und fügt hinzu: «Das Abreiten ist so etwas Ähnliches wie das Aufwärmen.»

Während einige Jugendliche zum ersten Mal Turnierluft schnuppern, ist für den jungen Mann der Wettbewerb schon Routine. Der Schüler reitet bereits seit sechs Jahren und nimmt mittlerweile fast jedes Wochenende an Turnieren teil. Tägliches Trainieren ist da absolute Pflicht. Doch der Spagat zwischen Schule und Reitsport macht dem Siebtklässler wenig aus. «Wenn ich jeden Tag von der Schule heimkomme, mache ich meine Hausaufgaben, und dann fahren wir in den Stall. Das ist eigentlich nicht stressig», erzählt der Gymnasiast. Doch auch wenn der erfolgreiche Reiter bereits dem fränkischen Ponykader angehört, verhält er sich im Bezug auf seinen Sport den Mitschülern gegenüber sehr zurückhaltend. «Er verrät in der Schule halt nicht, dass er reitet, weil es oft das Vorurteil gibt, dass das nur Mädchen machen», berichtet der Vater. «Es wird oft nicht so richtig anerkannt, was er macht. Doch die anderen wissen meist nicht, dass auch in diesem Sport sehr hartes Training notwendig ist, um

erfolgreich zu sein», sagt Bernd Junghanns, während sein Sohn auf dem so genannten Abreiteplatz mit Tabasco noch die letzen Runden vor dem Start dreht.

Probleme dieser Art hat Caprice Schöner nicht. Die 15-jährige Pferdeliebhaberin muss sich keine Gedanken machen, von ihren Freundinnen womöglich schief angeschaut zu werden. Jetzt ist für die Dressurreiterin Konzentration angesagt. Die Prüfung muss noch einmal im Kopf durchgegangen werden. Es geht los. Im Dressurviereck gehen sie und ihr Pony Novalis zusammen mit fünf weiteren Mädchen.

«Arbeitstrab!» ertönt es aus dem Lautsprecher. Die Ponys traben hintereinander im Kreis. «Marsch! Halt!» lauten die nächsten Kommandos. Zuletzt kommt noch der Gruß, dann ist es geschafft. Caprice kann sich für die nächsten Runden ausruhen. Zweimal muss die Schülerin noch antreten.

Für Marco dagegen ist es jetzt soweit. Der 13-Jährige reitet in den Springparcours. Souverän meistert der Nachwuchsreiter eine Hürde nach der anderen. Nahezu majestätisch springt seine Stute Camilla über die Hindernisse. Die Zuschauer klatschen. Er hat alles richtig gemacht. Stolz verlässt Marco den Parcours. «Super Leistung», ruft Bernd Junghanns, der schon den ganzen Tag über mitfiebert. «Schaut gut für dich aus.» Nach zwei weiteren Teilnehmern kann Marco sicher sein: Er hat in dieser Prüfung den ersten Platz erreicht.

Zur Siegerehrung stellen sich die besten Reiter auf. Marcos Pferd bekommt eine goldene Schleife. Dann drehen alle Reiter dieser Prüfung vor dem begeisterten Publikum noch eine Runde. Marco Junghanns ist zufrieden. Auch in der zweiten Springprüfung wird er auf Camilla Erster. Außerdem gewinnt er auf der Stute mit dem Team Franken I das Mannschaftsspringen. Sein Ziel, am Jahresende in den Bayernkader zu kommen, ist wieder ein Stück näher gerückt.

Mit den Gedanken ist der Nachwuchsreiter bereits beim nächsten Turnier. Schon am kommenden Wochenende richtet der Reitclub Tattersall ein bundesweit ausgeschriebenes Jugendturnier aus. Klar, dass auch Marco Junghanns dann wieder gewinnen will.

Keine Kommentare