Christian I. und Nicole I. übernehmen das Zepter der Narren
12.01.2015, 07:35 Uhr
Ein bisschen Lampenfieber muss sein. Das sagt Angelika Wimmer, die zwar seit 40 Jahren Karnevalistin ist, aber trotzdem nicht ganz ohne Nervosität auskommt. Dazu hat sie heute allerdings allen Grund: Seit acht Uhr früh ist die 1. Vorsitzende des Festausschusses Nürnberger Fastnacht auf den Beinen, um dem großen Spektakel zum offiziellen Auftakt der Faschingssaison den letzten Schliff zu verpassen. Die Vorbereitungen dafür laufen seit einem Jahr, sie beginnen, „sobald die Saison rum ist“, wie Wimmer sagt.
Ihr wichtigster Partner dabei ist Manfred Ruff, der hinter den Kulissen die Regie führt. „Ich bin das Mädchen für alles“, scherzt der 58-Jährige, der eigentlich die Ruhe in Person ist. Doch im Moment überwiegt auch bei ihm die Nervosität: Eine Viertelstunde vor dem Auftakt der Show fehlt noch der Nachwuchs von Blau-Rot Unterasbach, der das Programm mit einem Schautanz eröffnen soll. Gerade noch rechtzeitig erreichen die neun Kinder mit ihrer Trainerin die Garderobe — zur Erleichterung von Ruff erscheinen sie bereits fix und fertig ausstaffiert für den großen Auftritt.
"Näh-Oma" half
Die putzigen Clownskostüme und die bunten Perücken aus Geschenkbändern habe die „Näh-Oma“ des Vereins fabriziert, erzählt Trainerin Nicole Jaeckel. Fasching in Franken ist eine Familienangelegenheit: Ein paar Tische weiter sorgen im zur Garderobe umfunktionierten Tagungsraum die Mütter dafür, dass der Nachwuchs rechtzeitig ins Dirndl schlüpft und die Lider der Mädchen hübsch blau geschminkt sind. Sie selbst sei gar nicht so ein großer Faschingsfan, sagt Claudia Kuhn, deren Tochter Franziska ihrem Auftritt mit der Muggenesia entgegenfiebert. „Aber mit den Kindern macht das Spaß.“
Spaß und Geselligkeit stehen auch für die Schautänzer des Narren-Clubs Nürnberg im Vordergrund. Bevor sie in ihre knallbunten Zwergenkostüme schlüpfen, sitzen die Aktiven gemütlich zusammen und trinken zur Entspannung ein Schlückchen „Hugo“. Am schlimmsten sei der Moment hinter der Bühne, kurz bevor es los geht, sagen Melanie Pförtner und Bianca Zehl. Für sie sind derlei Auftritte zwar Routine, doch ganz ohne Aufregung gehe es einfach nicht.
Was vielleicht auch mit der Art der Veranstaltung zu tun hat: An der Inthronisation mitwirken zu dürfen, das sei schon eine große Ehre, findet Sarah Diehl, die die Schautanzjugend der Muggenesia trainiert. „Das ist was besonderes“, sagt auch Nicole Jaeckel, bevor sie ihre Clowns in Richtung Bühne treibt. Die kleine Truppe gibt mit ihrem Auftritt den Startschuss zu einem bunten Programm, in dem sich, moderiert von Peter Bursy, Gardetänzer, Tanzmariechen und Büttenredner abwechseln.
Das Publikum spendet kräftigen Applaus für akrobatische Leistungen und aufwendige Kostüme. Zuerst darf das Kinderprinzenpaar Leon und Celina den Thron erklimmen, dann sind die Erwachsenen an der Reihe. Christian I. und Nicole I. haben schon Erfahrung im Amt: Im vergangenen Jahr regierten sie bereits die Eibanesen.
Den Stadtschlüssel überreicht ihnen ein nachdenklicher Oberbürgermeister. Er sei ein paar Mal gefragt worden, ob man so eine Veranstaltung mit Blick auf die Anschläge in Paris nicht hätte absagen müssen, sagt Ulrich Maly. Von ihm kommt dazu ein klares Nein. Satiriker seien die Narren von heute, so Maly, der in seiner Büttenrede die passenden Verse fand. „Die Machtverliebtheit großer Tiere bricht nichts besser als Satire. Ohne die Narren dieser Welt wär’s um die Freiheit schlecht bestellt.“
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