Das Herz von Norma schlägt in Mittelfranken
20.8.2014, 11:48 UhrEr ist anspruchsvoll geworden, der Kunde. Wenn er einkaufen geht, hat er es heute gerne schön: aufgeräumt, übersichtlich und alles freundlich ausgeleuchtet. Und er will neugierig gemacht und überrascht werden. „Bananen, Milch, Zucker, Mehl – da wissen die Menschen, dass sie das bei uns immer bekommen. Aber für viele ist es spannend zu erfahren, was es nächste Woche bei uns gibt“, sagt Norma-Geschäftsführer Gerd Köber.
Aktuell setzt der fränkische Discounter auf Produkte für Menschen, die sich gerne im Freien aufhalten, die mehr oder weniger gern Gartenarbeit verrichten und die auf Erleuchtung hoffen, ohne eine Vermögen dafür ausgeben zu müssen – dank LED-Lampen. Der Non-Food-Bereich – also alle nicht-essbaren Produkte – hat sich für die Discounter nicht nur zu einem bedeutenden Umsatzsegment entwickelt, sondern erfüllt auch eine wichtige Funktion.
Er ist ein „Reinzieher“, bringt also zusätzlich Kundschaft in die Läden. Und wer denkt sich aus, was die Menschen begeistern soll? „Im Idealfall das ganze Unternehmen“, sagt Köber. „Aus den Filialen und den verschiedenen Abteilungen werden Vorschläge gesammelt, aus denen dann die Ideenwelten kreiert werden, die hoffentlich noch nicht so abgedroschen sind.“ Was dann letztlich ausgewählt wird, entscheidet ein Team von rund 20 Personen. Mehr als 13300 Menschen beschäftigt die Norma Lebensmittelfilialbetrieb Gmb H & Co. KG Nürnberg, wie der Konzern vollständig heißt.
Seit Mitte der 80er Jahre gibt es laut Köber die Non-Food-Produkte bei Norma. Damit war der Discounter früh dran. Die meisten Ketten weiteten ihr Sortiment erst zu Beginn der 90er Jahren dahingehend aus. Wieviel es zum Gesamtumsatz beiträgt, darüber werden keine Angaben gemacht. Ob Aldi, Lidl oder Netto – die Branche ist schweigsam wie kaum eine andere.
Auch Norma gab sich bislang äußerst zurückhaltend. „Es gab kein Jahr, in dem wir nicht gewachsen sind“, berichtet der Norma-Geschäftsführer. „In den vergangenen beiden waren es jeweils mehr als zehn Prozent“, sagt er. Damit dürfte der Umsatz bei gut 3,3 Milliarden Euro liegen – binnen sieben Jahren sogar ein Wachstum von 50 Prozent. Im Jahr 2012 wurde im Bundesanzeiger ein Umsatz von 3,012 Milliarden Euro veröffentlicht. Der Großteil des Umsatzes stammt aber von Mehl und Milch, Kohlrabi und Käse, Dosenbohnen und Sonnenblumenöl – Waren des täglichen Bedarfs eben. „Inklusive aller Frischeartikel umfasst unser Sortiment bei den Lebensmitteln im Durchschnitt 1250 Artikel“, so Köber.
Im Sommer sind es mehr – allein durch das breitere Angebot an Obst und Gemüse. Damit versteht sich Norma als klassischer Discounter. „Harddiscount“ nennt es der Norma-Chef. Immer mehr Billig-Ketten suchten ihr Heil in immer mehr Produkten. „Softdiscount“ heißen sie im Branchenjargon. Aber auch bei Norma sind im Laufe der Jahre einige Artikel hinzugekommen – allein durch die Entwicklungen bei den Discountern, in die im Laufe der Jahre Kühltheken Einzug hielten, Tiefkühltruhen oder zuletzt Backstationen.
Auch Bio spielt für die Franken eine Rolle, sowohl als Grundsortiment wie auch als Sonderangebote, für die sich der Discounter immer wieder auf die Suche nach besonderen Anbietern begibt. Geprägt wurde der Begriff Discount von den Albrecht-Brüdern. Sie machten schon in den 50er Jahren aus den zwei Lebensmittelgeschäften der Familie ein florierendes Großunternehmen, das sie 1962 Aldi nannten: Albrecht Discount. Discount auch deshalb, weil Aldi den damals gesetzlich erlaubten Nachlass in Form von Rabattmarken gleich vom Preis abzog. Aber auch die spartanische Einrichtung und minimale Werbung ermöglichten extrem günstige Preise. Dieses Prinzip machte sich auch das alteingesessene Fürther Unternehmen zu eigen, das bereits 1921 als „Georg Roth“ vom gleichnamigen Firmengründer in Fürth eröffnet wurde.
Dessen Sohn Manfred Roth ging 1964 mit der ersten Norma-Filiale in der Bayreuther Straße in Nürnberg an den Start. Mitte der 80er Jahre zählte das fränkische Unternehmen bereits mehr als 500 Geschäfte. So viele Norma-Filialen gibt es heute allein in Bayern – davon befinden sich rund 200 in Franken. „Hier schlägt unser Herz, hier sind wir zu Hause“, sagt Köber. Schließlich steht der Name Norma auch für „ Noricum Markt“. Die Verbundenheit mit der Region soll sich auch in den Produkten widerspiegeln – allerdings nicht mehr nur in Franken, sondern überall dort, wo Norma inzwischen vor Ort ist: im Norden Deutschlands, in Frankreich, Österreich und in Tschechien.
Wachsen und expandieren möchte Norma auch weiterhin. Dafür ist für das Nürnberger Unternehmen, das nach dem Tod von Manfred Roth im Jahr 2010 in eine Stiftung eingebracht wurde, auch eine Zusammenarbeit mit anderen Firmen denkbar. Eine Fusion jedoch nicht. „Wir sind damals wie heute eigenständig – wir wachsen aus eigener Kraft“, stellt Köber klar.
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