Das «Kinderwunsch-Centrum» in Nürnberg

23.07.2009, 00:00 Uhr
Das «Kinderwunsch-Centrum» in Nürnberg

© Sippel

Wer sich zu einer Behandlung entschließt, unterwirft sich einer vorgegebenen Prozedur. «Zunächst wird das Paar abgeklärt», sagt Peter Licht. Der Arzt stellt klar, dass nicht jede Kinderwunsch-Behandlung zwingend eine künstliche Befruchtung sei: «Bei uns werden viele Frauen auch ohne künstliche Befruchtung schwanger – mit einfacheren Methoden. Häufig reicht es, die Schilddrüse einzustellen.» Jede dritte Frau, die in die Praxis komme, habe eine Schilddrüsenstörung, die dann oft die einzige Ursache für eine Zyklusstörung sei. Bei der Frau wird deshalb in der Regel ein Hormonstatus erhoben.

In gleicher Sitzung wird eine Abklärung des Partners veranlasst. «Auch wenn bei der Frau etwas ist, ist in 50 Prozent der Fälle der Mann in irgendeiner Form mitbeteiligt», sagt Licht. «In der Regel schicken wir die Männer zum Urologen, wo ein Spermiogramm gemacht wird.»

Bei lang anhaltendem Kinderwunsch werden auch die Eileiter der Frau untersucht, weil es hier – so Licht – oft keine erinnerliche Vorgeschichte gebe: «Speziell Clamydieninfektionen, die relativ weit verbreitet sind, können Eileiterverschlüsse machen, ohne dass die Frau jemals etwas davon gemerkt hat.» Die Untersuchung ist ein operativer Eingriff, für den das Kinderwunsch-Centrum die Frauen ins Klinikum verweist.

Auf die Diagnostik folgt die Behandlung. Zunächst werden eventuelle Zyklusstörungen hormonell behoben. «Wenn es dann nicht von allein funktioniert, gibt es die Möglichkeit, eine Stimulationstherapie zu machen – mit Tabletten oder mit Spritzen», erklärt Licht. «In den letzten Jahren hat es hier wundervolle Neuerungen gegeben Die Injektionen sind kein Problem mehr. Selbst sehr schmerzempfindliche Frauen machen das heute, ohne mit der Wimper zu zucken.»

Mit der Hormongabe werden die Eierstöcke stimuliert. «Wenn zugleich das Spermiogramm eine leichte Einschränkung zeigt, dann kombinieren wir die Stimulationstherapie mit der intrauterinen Insemination, das heißt man spritzt das aufbereitete Sperma des Mannes direkt in die Gebärmutter», führt der Arzt aus.

In vitro Fertilisation (IVF) – also künstliche Befruchtung – wird dann gemacht, wenn alles andere keine Aussicht auf Erfolg hat, weil entweder die Eileiter bei der Frau verschlossen sind oder das Spermiogramm gewisse Untergrenzen unterschreitet. Die IVF kann mit der «ICSI-Methode» kombiniert werden, das heißt ein einzelnes Spermium wird in die Eizelle gespritzt.

Die erzielte Schwangerschaftsrate bei dieser Behandlung liegt laut Peter Licht bei 30 bis 35 Prozent. Zum Vergleich: Die natürliche Schwangerschaftsrate bei gesunden Paaren liegt bei 33 Prozent pro Zyklus.

Das Nürnberger Kinderwunsch-Centrum hat, anders als die Erlanger Einrichtungen, für die IVF und ICSI keine Kassenzulassung. Die Kosten müssen von gesetzlich Versicherten komplett privat getragen werden. In Erlangen dagegen übernimmt die gesetzliche Kasse die Hälfte der Kosten für drei Inseminationen und drei künstliche Befruchtungen. Voraussetzung ist, dass das Paar verheiratet und älter als 25 Jahre ist. Außerdem muss die Frau jünger als 40, der Mann jünger als 50 Jahre sein. Private Kassen übernehmen die Kosten für bis zu vier IVF- bzw. ICSI-Versuche.

Im Nürnberger Kinderwunsch-Centrum kostet die künstliche Befruchtung je nach den verwendeten Medikamenten zwischen 3000 und 3500 Euro, in Kombination mit der ICSI-Methode um 3500 Euro.

Keine Kommentare