Der Altstadtfestzug zieht wieder

21.09.2009, 00:00 Uhr
Der Altstadtfestzug zieht wieder

© Karlheinz Daut

«Es war ziemlich kläglich, weil sich niemand mehr darum gekümmert hat«, erinnert sich Walther Wegehaupt an die Situation vor vier Jahren. Damals erklärte sich der Berufsschullehrer bereit, den Umzug vom Jakobsplatz zum Hans-Sachs-Platz zu organisieren.

Ein bunter Ablauf

Der kommunikative 61-Jährige setzte seinen Ehrgeiz daran, einen bunten Ablauf zustandezubringen, um die Veranstaltung fürs Publikum wieder interessanter zu machen - mit Erfolg: Von Kaltblütlern gezogene Brauereiwagen wechseln sich mit peitschenschwingenden «Goassl Schnalzern«, einer Samba-Gruppe und fränkischer Blasmusik ab.

Insgesamt 25 Gruppen hat Wegehaupt diesmal zum Mitmachen gewonnen. Sein erster Satz bei Anfragen war: «Wir haben nicht viel Geld, aber wollt ihr trotzdem beim Nürnberger Altstadtfest-Umzug mitlaufen«, berichtet der Pädagoge, «und die meisten haben ,Ja‘ gesagt.« Sein Budget beträgt 4000 Euro, damit kann man eigentlich keine großen Sprünge machen. Aber Wegehaupts Jovialität und Verzehrgutscheine machten vielen Gruppen die Zusage leicht.

Ein gutes Pflaster

«Nürnberg ist für uns ein gutes Pflaster«, verrät Elisabeth Roth von der Blaskapelle Schwarzenbruck. Denn in der Altstadt geht es nur wenig bergauf und somit geraten die Saxophonistin und ihre Kollegen nicht außer Puste: «Das ist beim Laufer Kunigundenberg anders - Hochleistungssport«, meint die Turnlehrerin. Klarinettist Günter Görz berichtet von einer anderen sportlichen Herausforderung: «Unsere Kapelle läuft hinter einem Brauerei-Fuhrwerk her. Da muss man ein Auge auf dem Notenblatt behalten und das andere auf den Boden richten, sonst tritt man irgendwann in die Pferdeäpfel.«

Im Gegensatz zur Samba-Gruppe «Bateria quem-é«, die erstmals den Festzug mit rhythmischen Getrommel begleitet, ist die Eibacher Volkstanzgruppe seit Jahren mit ihrem fränkischen «Bänderbaum« dabei. «Es macht einfach Spaß, außerdem können wir dem Publikum dabei fränkisches Brauchtum zeigen. Das wollen wir erhalten«, meint Rosi Jank, die den Tanzkreis seit 25 Jahren leitet.

Überwiegend im Rentenalter

Doch die acht teilnehmenden Paare in Dirndl und Lederhose sind schon überwiegend im Rentenalter: «Es wäre schön, wenn die jüngere Generation auch bei uns mittanzen würde« meint die engagierte 69-Jährige und nutzt die Gelegenheit sofort zur Mitgliederwerbung, «wer mitmachen möchte, soll mich einfach anrufen, Telefon: (0911) 6427352.«

Neben dem Eibacher Bänderbaum nehmen derweil die «Altdorfer Landsknechte« Aufstellung und drohen den Passanten scherzend mit Schwertern, Spießen und Hellebarden. Sie erinnern in ihren Trachten an den 30-jährigen Krieg (1618/48): «Feldherr Wallenstein hat bei uns in Altdorf studiert«, berichtet Armin Winkelmann. Weil seine Horde mit den dortigen «Wallenstein-Festspielen« nicht ausgelastet ist und ihnen die historische Kostümierung Spaß macht, ist er mit 20 Mitstreitern am Jakobsplatz angerückt. Die Aussicht auf Bons für Essen und Trinken haben die Entscheidung zur Teilnahme erleichtert.

Alarm erst beim Trippeln

Ganz entspannt steht Fritz Bauer aus Höfles mit seinen vier Kaltblütern ein wenig abseits. Die vier schwarzen, massigen Pferde ziehen den Wirtewagen und Bauer ist deswegen schon seit fünf Uhr morgens auf den Beinen. Die Zugtiere wurden gewaschen und gestriegelt, ehe sie in den Anhänger trotteten und zum Treffpunkt in der Innenstadt gekarrt wurden. Die Kaltblüter lassen sich von dem Wirbel um sie herum nicht aus der Fassung bringen. «Die sind jetzt ganz ruhig, das sehe und spüre ich«, sagt der Gemüse-produzent aus dem Knoblauchsland, «wenn sie zu trippeln anfangen, erst dann muss ich eingreifen, denn dann sind sie nervös.«

Von Nervosität ist auch bei Festzug-Organisator Wegehaupt nichts zu spüren: Er läuft von Gruppe zu Gruppe, weist die Plätze im Ablaufplan zu und gibt das Signal zum Aufbruch. Sobald sich die letzte Gruppen in Marsch gesetzt hat, hat es auch der Lehrer eilig: «Ich muss jetzt schnell zum Endpunkt, um den Zug dort wieder in Empfang zu nehmen. Ob das Stress ist? Überhaupt nicht, ich brauche Herausforderung und action.«

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