Der schöne Schwan aus der Musikhochschule

15.03.2010, 00:00 Uhr
Der schöne Schwan aus der Musikhochschule

© Weisel

In einer Welturaufführung brachten Studierende der Nürnberger Musikhochschule die Kinderoper »Das Hässliche Entlein» auf die Bühne (die NZ berichtete). Das Textbuch stammt von Erfolgsregisseurin Doris Dörrie; die Musik komponierte Vivienne Olive, Dozentin für Musiktheorie an der Nürnberger Musikhochschule. Regie führte Peter Kirchner, ebenfalls Lehrbeauftragter in Nürnberg. Sieben der acht Vorstellungen in der vergangenen Woche im Theater Mummpitz im Kachelbau waren ausverkauft.

»Du siehst so anders aus»

»Du siehst so anders aus», formuliert es Entenmutter Emma, alias Kristina Müller, zu Beginn des Stücks noch vorsichtig. Die Geschwister haben weniger Mitleid, sie lachen »das Monster» aus und zeigen mit den Flügelfingern nach ihm. Die Entenoma fällt beim Anblick des grauen Kükens wiederholt in Ohnmacht.

Das hässliche Entlein hatte es schon im Märchen von Hans Christian Andersen schwer. »Auch außerhalb der Proben hänseln sie mich», sagt Christian Huber und grinst. Der 24-Jährige spielt das hässliche Entlein und sicherte sich damit bei seinen Kommilitonen gleich einen Spitznamen. Obwohl er sich doch am Ende als schöner Schwan entpuppt. »Trotzdem hat es von Anfang an sehr viel Spaß gemacht, in der Kinderoper mitzuspielen», sagt Huber. Seit Anfang des Jahres haben die insgesamt 17 Darsteller und 9 Musiker regelmäßig geprobt. »Trotzdem mussten sie weiterhin in alle Vorlesungen gehen», sagt Komponistin Vivienne Olive. »Es hätte Ärger gegeben, wenn sie wegen der Oper gefehlt hätten.»

Denn das Projekt zählt nicht zum Lehrplan. Proben konnte das Ensemble nur, wenn alle gleichzeitig frei hatten. »Daher war es besonders schwierig, so ein Projekt auf die Beine zu stellen», sagt Olive. Nur in den letzten beiden Wochen vor der Aufführung durften alle Mitwirkenden im regulären Unterricht fehlen, geprobt wurde in dieser Zeit täglich, von 10 bis 21 Uhr. Den verpassten Stoff müssen die Studierenden nachholen. »Dabei sind solche Projekte sehr wichtig», sagt Christian Huber. »In ihnen lassen sich die sonst theoretischen Unterrichtsfächer praktisch verbinden.» Huber studiert in Nürnberg Musikpädagogik und künstlerischen Gesang.

Melodische Musik für den Entennachwuchs

Gesangstechnik, Schauspiel, Bewegungstraining und die Musikpädagogik kommen zusammen, wenn Entenmutter Emma zu Beginn der Aufführung das Publikum nach Dirigent Bernd Dietrich rufen lässt, »um etwas melodische Musik für meine Eier zu haben». Und wenn das längst nicht mehr hässliche Entlein trotz weißem Federkleid fragend ins Publikum blickt, wissen die Kinder längst Bescheid: »Du bist ein Schwan», rufen sie dann.

Wegen solcher Momente hat auch Christopher Kessner beim hässlichen Entlein mitgespielt. Als Hund jagt er die vermeintliche Ente quer über die Bühne, um dann angewidert die grauen Federn wieder herauszuspucken. »Zu sehen, wie die Zuschauer reagieren», sagt der Gesangsstudent, »finde ich besonders spannend an der Inszenierung». In einer Oper hatte der 21-Jährige bislang noch nie mitgespielt, erst seit Oktober ist er Student an der Hochschule für Musik. Dort hatte ihn Vivienne Olive im Unterricht angesprochen; Kessner sang für die Oper vor. Vor der ersten Aufführung war er noch nervös, danach erleichtert.

Als Katze darf Christopher Kessner in der vierten Szene noch einmal auf die Bühne. Mit Plüschohren, aufgemalten Schnurrhaaren und schwarzen Krallen. »Die mochte ich besonders», sagt er. Ein Mädchen findet in dieser Szene das hässliche Entlein, niedergeschlagen und alleine im Wald sitzen. »Du siehst so seltsam aus», findet auch sie. »Doch gerade deshalb so besonders.» Die 24-jährige Ines Spindler spielt das Mädchen, das ebenfalls von seinen drei Schwestern wegen seines Aussehens verspottet wird. Sie schenkt dem hässlichen Entlein einen Spiegel und überredet es, hinein zu sehen, um letztendlich den schönen Schwan in sich zu erkennen. Ines Spindler hatte bereits den Regisseur dazu überredet, die Oper mit den Studenten einzustudieren.

Keine Kommentare