Die Kindergärten im Süden sind rappelvoll
07.04.2011, 08:20 Uhr
Eine der Betroffenen ist Ute Kuhse aus Weiherhaus, deren Tochter im August drei Jahre alt wird. Sie hat alle Kindergärten in der Umgebung abgeklappert und nirgends einen Platz gefunden. Weder im katholischen Kindergarten in Herpersdorf, in einer der drei evangelischen Einrichtungen in Worzeldorf, Herpersdorf oder Gaulnhofen, noch in der städtischen Tagesstätte in Pillenreuth. Selbst in Kornburg und Reichelsdorf hat es die Mutter versucht — vergeblich.
„Überall hat es geheißen: ,So schlimm wie heuer war es noch nie!‘“, sagt Kuhse, die eigentlich nach der Elternzeit wieder arbeiten wollte. „Wenn ich keinen Platz für meine Tochter finde, dann kann ich das wohl vergessen.“ Auch ihr Vorkindergartenplatz im Gemeindehaus in Pillenreuth ist in Gefahr — das Gemeindehaus soll bekanntlich verkauft werden, um mit dem Geld die Sanierung der Worzeldorfer Osterkirche zu finanzieren.
„Wir hatten 79 Anmeldungen auf 32 freie Plätze“, meldet Elke Kraus, die die Gesamtleitung der drei evangelischen Kindergärten in dem Gebiet innehat. Bisher habe man die Kinder, die bis zum September drei Jahre alt werden, immer unterbringen können — heuer haben die meisten Eltern Pech. Die Reaktionen seien „gemischt“, sagt Kraus: „Viele haben Verständnis, manche sind schwer enttäuscht und werden bei der Anmeldung persönlich.“ Die südwestlichen Vororte seien nun mal Zuzugsgebiet für junge Familien. Kraus: „Die Stadt weiß das.“
Auch im eingruppigen städtischen Kindergarten Am Klösterle kommen auf 16 Aufnahmeanträge acht Absagen, wie Wolfgang Weiskirchen vom Jugendamt verzeichnet hat. Eine Aufstockung sei unmöglich, auch die Notplätze seien schon vergeben. „Wir müssen jetzt eben nach Räumen und Personal suchen“, sagt Weiskirchen.
Prekäre Situation
Die SPD-Stadträte Claudia Arabackyj und Harald Dix haben die prekäre Situation erkannt und einen Antrag formuliert. „Aufgrund der anscheinend hohen Zahl von etwa 50 bis 60 betroffenen Familien ist dies ein schwerwiegendes lokales Problem, dem man sich in besonderer Weise annehmen sollte“, schreiben die Genossen an Oberbürgermeister Ulrich Maly. Man müsse alles tun, um diesen Familien bis zum Beginn des Kindergartenjahres zu helfen. Die Verwaltung soll kurzfristig Alternativen erarbeiten.
Die tun sich vielleicht in der katholischen Kirchengemeinde Corpus Christi in Herpersdorf auf. „Wir haben ein großes Pfarrzentrum und hätten freie Räume, die man eventuell als Übergangslösung nutzen könnte“, sagt Manuela Hauswirth, Leiterin des Kindergartens An der Radrunde. Letzte Woche fand bereits eine Ortsbesichtigung durch Mitarbeiter des Jugendamtes statt. „Die Stadt ist gewillt, was zu tun“, ist Hauswirths Eindruck.
Auch sie beschreibt die Anmeldesituation als „katastrophal“: 40 Kinder stehen für den Herbst bei ihr auf der Warteliste. „Die meisten Mütter hier müssen arbeiten, sonst sind die Häuser nicht zu finanzieren“, nennt Hauswirth als Grund für die Entwicklung.
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