Die Natur liefert, was die Floristin braucht

14.09.2011, 18:04 Uhr
Die Natur liefert, was die Floristin braucht

© Roland Fengler

Sie will genau wissen, welchen Geschmack jemand hat, welche Farben er bevorzugt, ob er lieber moderne Formen hat oder doch üppige Arrangements liebt.

Wer einmal da war, kommt meist wieder: 90 Prozent der Käufer sind Stammkunden. „Die können alles, immer“, weiß eine zierliche blonde Frau und verlässt den Laden mit einem Strauß aus Sonnenblumen und Kamilleblüten. Ein Mann stimmt zu. Er will einen Gutschein für eine Bohrmaschine etwas attraktiver gestaltet haben. Kein Problem: Eine Spielzeug-Bohrmaschine soll mit einem kleinen Pflanzenarrangement perfekt „verpackt“ werden.

Service wird hier groß geschrieben. Und nicht nur das: Wer ein schweres Leid zu tragen hat, wird getröstet. Wenn eine Kundin zum ersten Mal an Weihnachten zum Grab ihres Kindes geht, wenn ein Mensch krank ist, dann gibt es ein paar liebe Worte, eine Kerze, ein Blümchen extra. „Wir brauchen Pflanzen, um uns wohl und geborgen zu fühlen“, begründet Marianne Bock. Die Kunden danken es ihr, auch die kleinen: Gerade geht ein Achtjähriger am Laden vorbei und winkt der Chefin.

Während diese gerade eine Kundin berät, nimmt Mitarbeiterin Elisabeth Otzmann eine Lieferung Rosen in Empfang und beginnt sofort, Blätter wie Stacheln zu entfernen, das kostbare Gut ins Wasser zu stellen. Und weil Kollegin Sabine Heil heute frei hat, bedient Otzmann zwischendurch auch Kunden, sucht die schönsten Gladiolen aus oder trägt eine Grabschale mit nach draußen.

Im Augenblick gibt es in dem 120 Quadratmeter umfassenden Laden schöne Gestecke, Sträuße und Schalen – zum Beispiel kleine Kästen aus Birkenholz mit Physalis, Beeren und Gerbera. „Ich liebe Birken“, strahlt Marianne Bock. „Ich mag überhaupt die Natur – jetzt die Spätsommerfarben Gelb, aber auch dunkles Rot, weiche Brauntöne.“ Künstlich gefärbte Blüten lehnt die Floristin ab. „Die Natur liefert doch Unglaubliches. Da muss man nicht nachhelfen!“

Natürlich habe sich viel geändert, es gebe Modetrends auch in der Floristik, räumt Marianne Bock ein. „Wir verwenden schon einmal Kunstschnee oder anderes. Es muss aber stimmig sein. Bestimmte Dinge bleiben jedoch: Kränze oder Kugeln beispielsweise.“

Marianne Bock kauft und verkauft übrigens nur Pflanzen, die aus einem Betrieb kommen, der das Flower Label hat. Mit diesem Label-Programm werde garantiert, dass die Blumen aus umweltgerechter und menschenwürdiger Produktion stammen. Die Floristin holt sich ihre Pflanzen auch gerne aus der näheren Umgebung, wenn es möglich ist. „Hier arbeiten wunderbare Rosenzüchter – in Schwabach etwa“, erklärt sie. „Diese Blumen haben dann ihren Preis, ganz klar. Einen fairen Preis.“

Was gekauft wird, welches Thema umgesetzt werden soll, bespricht die Ladenbesitzerin im Team mit ihren Mitarbeiterinnen und ihrer Mutter, die immer noch täglich mehrere Stunden hilft. Der Tag beginnt morgens um 6.30 Uhr. Es kann aber durchaus auch einmal vorkommen, dass bereits in aller Herrgottsfrühe um 3.30 Uhr gestartet wird: Wenn es sehr heiß ist und etwas für eine Beerdigung hergestellt werden muss. „Das geht nicht am Abend vorher“, betont Bock. „Da können die Pflanzen möglicherweise schon über Nacht welken. Ich zittere immer und hoffe inständig, dass alles tipptopp aussieht – egal, welche Temperaturen herrschen.“ Mancher Termin bereite ihr schon ab und zu noch schlaflose Nächte.

Bislang hat jedoch offensichtlich alles geklappt. Die Kunden danken es der Floristin. Viele im Viertel kaufen bei ihr ein, um die Arztpraxis oder Kanzlei zu schmücken, die Hochzeitstafel zu verschönern oder Patienten im nahen Theresienkrankenhaus ein wenig Freude zu schenken. Aber auch Heroldsberger kommen hierher. Sie sind Marianne Bock treu geblieben, die dort jahrelang ein Geschäft in einem Fachwerkhaus betrieb.

Keine Kommentare