Die Nürnberger bleiben ihren Qualitätsbieren treu
06.08.2009, 00:00 Uhr
Und richtig: Zumindest die Nürnberger bleiben ihrem guten fränkischen Bier treu. «Wir haben gar kein Billigbier», sagt Birgit Luber, die zusammen mit ihrem Mann seit gut zwölf Jahren einen Getränkemarkt in Ziegelstein betreibt. «Bei uns stehen die kleinen fränkischen Brauereien an erster Stelle. Etwas anderes wollen unsere Kunden gar nicht.» Und das, obwohl vom viel befürchteten Preisdumping in diesem Laden gar nichts zu spüren ist. Es gibt natürlich immer mal ein Sonderangebot, Aktionen. Aber immer im Rahmen des Möglichen. «Wir müssen unser Bier eben zu einem gewissen Preis verkaufen, damit die Brauereien und wir bestehen können,» sagen die Betreiber.
Mit den Discountpreisen der einschlägigen Ketten könne sie nicht mithalten, «die wenigen Großbrauereien im Sortiment kommen uns preislich nicht im gleichen Maße entgegen.» Und die Kleinen können nicht vergleichbar günstig produzieren. Dafür bekommt man hier im Getränkemarkt Beratung, eine große Auswahl lokaler Biere und auch mal etwas Neues – zum Probieren. Dazu die entsprechenden Hintergrundinformationen.
Die Kunden wollen wissen, wo ihr Bier herkommt
Und das danken die Kunden: «Sie wollen vermehrt wissen, was genau sie kaufen, wer es wie und wo herstellt», sagt Birgit Luber. Der Trend ginge vermehrt zum Landbier aus der Umgebung – auch, wenn die Kunden sparen. «Natürlich merken wir den sehr wechselhaften Sommer und allgemein einen Rückgang in den Verkäufen», berichtet sie. Gespart werde aber nicht an der Qualität, sondern eher an der Quantität. Von großer Nachfrage nach Billigbier keine Spur.
Ähnliches berichten auch die Großen der Branche, beispielsweise Stefan Gressmann vom Getränkemarkt «Fränky» am Nordring. Nicht einmal bei den Filialisten werden die Billigprodukte besonders nachgefragt: «Der Trend geht klar in Richtung Landbiere», so Gressmann. «Von dem Paradebeispiel an billigerem Bier aus dem bayerischen Oettingen bestellen wir seit Jahren stets die gleichen Mengen. Die Biere aus der Umgebung aber werden vermehrt gekauft.» Eher müsse man manche Privatbrauerei wieder aus dem Sortiment nehmen. Weil sie bei gleichbleibender Qualität nicht die nachgefragten Mengen bereitstellen könnten, entstünden Lieferengpässe.
Geht man durch die Reihen, in denen die Paletten mit Bierkisten in blass–roten Hochregalen bis unter die Decke gestapelt werden, sieht man, was Gressmann meint: Unterschiedlichste Landbiere müssen palettenweise vorgehalten werden. Gleiches gilt für den Premiumsektor. Die Kunden scheinen immer noch bereit zu sein, entsprechend teure Marken zu kaufen. «Und die Klientel für billigeres Bier, die hat es schon immer gegeben», sagt Gressmann. Dass die Kunden sparen, merkt man auch bei «Fränky»: «Aber eher am Wasser, nicht am Bier, und schon gar nicht am regionalen Landbier.»
Dafür sei aber nicht nur die Wirtschaftskrise verantwortlich. Dieser Sommer, so Gressmann, sei einfach nicht mit dem des Vorjahres vergleichbar: «Wann waren sie in diesem Jahr schon mal am See oder im Freibad? Im letzten Jahr hatten wir einen grandiosen Sommer, außerdem die EM. Dass unter solchen Bedingungen mehr Getränke, vor allem Bier, verbraucht werden, ist klar.» Auch Birgit Luber verweist auf das normale Auf und Ab in der Branche – abhängig von Großereignissen und Festivitäten.
Diese Aussagen decken sich mit denen des Statistischen Bundesamtes: Natürlich kurbeln Großveranstaltungen den Absatz an. Und in trockenen, heißen Sommern wird mehr getrunken als zurzeit. Neben dem Wetter wirken auch steigende Preise dämpfend auf die Nachfrage, ebenso wie das Rauchverbot und der demografische Wandel, glauben die Statistiker.
Momentan sieht es aber so aus, als würden die Nürnberger nicht den Privatbrauereien oder den Premiumbieren den Rücken kehren. Die Franken seien eben Genießer, mutmaßt Stefan Gressmann: «Ist ein Bier aus der Heimat, kann man zu 80 Prozent davon ausgehen, dass es einschlägt», weiß er aus Erfahrung.
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