Mann inzwischen vernommen

Doch kein Gewaltverbrechen: Wende nach Fund eines lebensgefährlich Verletzten in Nürnberger Parkhaus

Tobi Lang

Redakteur

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17.11.2023, 13:10 Uhr
Im siebten Stock dieses Parkhauses fand eine Mitarbeiterin den schwer verletzten Mann in einem Firmenwagen. Die Polizei sperrte das Areal weiträumig ab. 

© ToMa Im siebten Stock dieses Parkhauses fand eine Mitarbeiterin den schwer verletzten Mann in einem Firmenwagen. Die Polizei sperrte das Areal weiträumig ab. 

Es waren Szenen, die nicht nur direkte Anwohner rund um den Nürnberger Hauptmarkt besorgten. Ein Mann wurde am Mittwochabend bei dem turnusmäßigen Rundgang von einer Mitarbeitern lebensgefährlich verletzt in einem Firmenwagen im siebten Stock des nahegelegenen Parkhauses gefunden. Ein Gewaltverbrechen? Davon musste die Polizei zunächst ausgehen, hieß es aus dem Polizeipräsidium Mittelfranken, das zunächst aber keine Details zu den Umständen nannte. Sowohl zu den Verletzungen des Mannes als auch zu einer möglichen Tatwaffe hielten sich die Ermittler bedeckt.

Tatort Parkhaus: Vernehmung des Verletzten bringt Wende

Nun folgt die Wende. Man habe den Verletzten am Freitagmorgen verhören können, erklärt Polizeisprecher Michael Petzold. "Er ist inzwischen wieder in einem stabilen Gesundheitszustand." Der Mann habe eingeräumt, dass er sich die Verletzungen mit einem Messer selbst beigebracht habe. Damit handelt es sich - entgegen erster Vermutungen - nicht um ein Gewaltverbrechen sondern um einen Suizidversuch. "Die Spurenlage vor Ort sowie die rechtsmedizinische Begutachtung lassen daran auch keinen begründeten Zweifel", sagt Petzold. "Zudem ergaben sich keine Hinweise an beteiligte Unbekannte."

Anfangs, so die Polizei, sei sogar die Identität des Mannes unklar gewesen, denn: Er trug keine Ausweispapiere bei sich. Erst am Donnerstagmorgen wurde bekannt, dass es sich bei dem Verletzten um einen 66-Jährigen aus dem Landkreis Fürth handelt. Wegen eines möglichen Gewaltverbrechens übernahm die Kriminalpolizei den Fall sofort, ein Helikopter kreiste über dem Parkhaus, um das Dach ins Visier zu nehmen - und auf dem Boden sperrten schwerbewaffnete Kräfte des Unterstützungskommandos (USK) einige Straßen rund um den vermeintlichen Tatort ab.

Aufgrund der Situation vor Ort habe man erst einmal keine andere Wahl gehabt, als ein Gewaltverbrechen für möglich zu erachten, erklärt Polizeisprecher Petzold. "Wenn man jemanden mit schweren Verletzungen, die von einem Messer her rühren, findet, muss man in alle Richtungen ermitteln." Erst dann, wenn man ein tatsächliches Verbrechen ausschließen kann, könne man die Maßnahmen zurückfahren. "Sonst würde man Spuren nicht sichern, die möglicherweise später nicht mehr greifbar wären."


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