Drittes Geschlecht: Das ist der erste "diverse" Nürnberger
9.1.2019, 05:28 UhrNorman Schmidt hat jetzt als erster Nürnberger "divers" in seiner Geburtsurkunde stehen. Weil sich Schmidt weder als Mann noch als Frau fühlt, hat er die sogenannte dritte Option gewählt. Der 43-Jährige ist bislang der einzige, der Ernst macht im Nürnberger Standesamt. Nur eine weitere Anfrage in diese Richtung gebe es bisher, heißt es im Rathaus.
Norman Anja Schmidt profitiert von der vom Verfassungsgericht verlangten Änderung des Personenstandsgesetzes vom 22. Dezember. Neu eingetragen wurden der Vorname "Anja" sowie das Wort "divers" anstelle von männlich. Wer nicht ins vertraute Schema passe, dürfe nicht diskriminiert werden, hatten die Verfassungsrichter entschieden.
In ganz Bayern wisse man von zehn Menschen, die sich als divers registrieren lassen wollen. Der Umgang mit der dritten Option ist Neuland, auch die Software im Standesamt streikt erst mal, weil "Geschlecht: divers" nicht den Standards entspricht.
Nicht den Standards entsprechend, so fühlt sich Norman Anja Schmidt schon seit vielen Jahren. Der äußerlich als Mann auftretende studierte Chemiker hat sich erst vor kurzem geoutet. Dass er seit der Novelle vom 22. Dezember die Wahl hat, sich amtlich als „divers“ zu bezeichnen - oder sein Geschlecht nur mit einem Kreuz markieren zu lassen, sei ein großer Schritt.
Aus Eva Maria kann Maria Eva werden
Dass Norman Anja Schmidt - und alle anderen Betroffenen - vor der Änderung ein ärztliches Attest oder eine eidesstattliche Versicherung vorlegen müssen, hat trotz des historisch bedeutsamen Schrittes für Enttäuschung gesorgt. Es sei nicht Sache des Staates oder der Ärzte, das Geschlecht festzulegen, heißt es. Das könnten nur die Menschen selbst. Auch Schmidt spricht von "Zwangsuntersuchung"; das geforderte Attest aber liegt dem Standesamt vor.
Weit größer ist übrigens der Zuspruch zu einer anderen neuen Option: Wer mehrere Vornamen hat, kann ab sofort deren Reihenfolge ändern. Aus Eva Maria kann also Maria Eva werden, aus Klaus Dieter ein Dieter Klaus. Rund 60 Anträge habe es in Nürnberg bisher gegeben, berichtet der Standesbeamte. Vor allem die ältere Generation, bei der oft der Rufname an zweiter oder dritter Stelle steht, wolle endlich Ordnung in die Namensreihe bringen.
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