Mudra Drogenhilfe
Drogen, Sucht und Arbeitslosigkeit: Wie Abhängigen geholfen werden kann
01.06.2022, 13:00 Uhr
Und irgendwann war dann auch noch der Führerschein weg. "Von da an ging es bergab", sagt Thomas K. (Namen der Betroffenen geändert). Der heute 48-Jährige verlor seinen Job als Baugeräteführer und schließlich die Kontrolle über sein Leben. Schon als junger Mann hatte er harte Drogen zu sich genommen. Amphetamine, Ecstasy - chemische Substanzen, die einen nur auf den ersten Blick leicht und unbeschwert werden lassen. Ihre Fratze zeigten sie schließlich auch bei Thomas K., der irgendwann schwerst abhängig war, weit davon entfernt war, ein geregeltes Leben zu führen. Über Jahre hinweg steckte er in einem tiefen Sumpf zwischen Krankheit und Hilflosigkeit.
15 Jahre ist das nun her. Seitdem versucht er, gesund zu werden, ein wieder normales Leben zu führen - mit einer Aufgabe, mit Arbeit. Doch der Weg zurück ist steinig. Suchtkranke gehören nicht zu den Wunschkandidaten von potentiellen Arbeitgebern, die Verlässlichkeit brauchen. Eine Tugend, welche die Betroffenen nicht selten erst wieder mühsam lernen müssen. Bereits seit 1980 hilft die Mudra Drogenhilfe den Menschen dabei und nicht nur mit Blick auf Arbeit. Sie ist da - ohne erhobenen Zeigefinger, akzeptierend. Jeder wird dort abgeholt, wo er steht: Ganz unten oder bereits auf dem Weg aus der akuten Abhängigkeit.
Zurück in die Arbeitswelt
Nach seiner Therapie vor 15 Jahren fand auch Thomas K. den Weg zur Mudra, die inzwischen auch sein Arbeitgeber ist. Seit Jahren arbeitet er in deren Holzwerkstatt und im Wald. Es war das erste Angebot, das das Team Mitte der 1980er Jahre den Betroffenen bei der Wiedereingliederung in die Arbeitswelt bieten konnte. Heute gibt es dort ganz unterschiedliche Bereiche für die Rehabilitation oder einfach einen kleinen Job, um sich etwa bei Wohnungsauflösungen ein bisschen Geld zu verdienen. Angebote für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Suchterkrankung und häufigen Langzeitarbeitslosigkeit im Grunde chancenlos sind.
"Es hat sich einfach unglaublich viel mit Blick auf die Toleranz getan", sagt Tobias Abraham von der Mudra. Vor allem in Sachen Akzeptanz, mit dem gewachsenen Bewusstsein "jeder Mensch, jede Arbeit, hat seinen Wert", so der Diplomsozialpädagoge weiter. Das hat auch zur Folge, dass die Betroffenen Aufgaben übernehmen, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Zum Beispiel am Nürnberger Flughafen.

Dort sorgen Thomas K. und sein Kollegen Andreas F. seit ein paar Monaten für mehr Sauberkeit in den Parkhäusern. Eine willkommene Abwechslung auch für Andreas F., der sonst ebenfalls in der Werkstatt arbeitet und dort eigentlich perfekt hinpasst. Schließlich ist der heute 52-Jährige gelernter Schreiner. Eigentlich. Doch seine jahrelange, schwere Alkoholsucht hat ihn daran gehindert, jemals auch in diesem Beruf arbeiten zu können.
Dass er heute wieder arbeiten kann, hat er sich auch selbst zu verdanken. Denn den Entzug hat er alleine durchgezogen. Ein emotionaler, wie körperlicher Stress. "So ganz bin ich noch nicht weg, aber es wird", sagt er bescheiden. Tobias Abraham weiß, dass er sich auf die beiden verlassen kann und konnte sie daher gut als Reinigungskräfte an die Flughafen Nürnberg Service GmbH vermitteln, die unter anderem für die Parkhäuser zuständig ist. "Wir könnten das gar nicht anbieten", sagt deren Geschäftsführer Klaus Dotzauer.
Für ihn ist das eine klassische Win-Win-Situation. "Sauberkeit in Parkhäusern ist immer ein Thema, da sie per se nicht besonders gemütlich sind." Auf der anderen Seite setze man damit auch eine Tradition fort. "Wir kooperieren seit vielen Jahren mit Institutionen, die sich um Menschen in besonderen Lebenslagen kümmern", so Dotzauer weiter. Dabei habe es auch echte Erfolgsgeschichten gegeben, wie er sagt und von einem Betroffenen erzählt, den man gemeinsam mit der NOA, die sich ebenfalls um sozial benachteiligte Menschen kümmert, bis in die Rente beschäftigen konnte.
Auch Thomas K. könnte sich vorstellen, langfristig bei der Mudra zu bleiben und in ihrem Auftrag als Dienstleister zu arbeiten. Hauptsache wieder arbeiten und nicht wieder abgleiten. Und endlich wieder einen Führerschein haben. Denn der macht es einem in der Berufswelt nun mal leichter.
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