Drogenhandel im großen Stil: 24-Jähriger dealte in Entziehungsanstalt

25.11.2019, 15:11 Uhr

Unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in 26 Fällen heißt es in der Anklageschrift – und wenn diese Vorwürfe zutreffen, hat der Angeklagte mit Hilfe von Komplizen ausgerechnet in der Entziehungsanstalt im Bezirkskrankenhaus Parsberg Drogengeschäfte vermittelt: Die Rede ist von 73 Kilogramm Marihuana, 300 Gramm Kokain, 51 Kilogramm Amphetamin und 1000 Ecstasy-Tabletten. Das Amtsgericht Nürnberg hatte den 24-Jährigen Ende Februar 2017 in der Entziehungsanstalt im Bezirkskrankenhaus Parsberg untergebracht – durch die Therapie im sogenannten Maßregelvollzug soll eigentlich verhindert werden, dass Täter wie er erneut aufgrund ihres Hangs zu Suchtmitteln erhebliche Straftaten begehen.

Doch der 24-Jährige traf im Bezirkskrankenhaus einen Bekannten aus alten Zeiten – auch dieser Mann war schon früher wegen Drogendelikten verurteilt worden. Gemeinsam, davon geht die Staatsanwaltschaft aus, starteten die Männer, während sie doch unter der strengen Kontrolle der Ärzte und des Staates stehen sollten, einen florierenden Drogenhandel. Ein früherer Rauschgiftlieferant wurde kontaktiert, und dieser schickte, so die Erkenntnisse der Ermittler, die Drogenpakete per Kurier aus den Niederlanden nach Nürnberg. Selbst direkt nach Parsberg soll der Kurier gefahren sein – denn die illegalen Geschäfte lohnten: Die Rede ist von sechs Euro pro Gramm Marihuana und 60 Euro pro Gramm Kokain. Ab September 2017 wurden dem 24-Jährigen Lockerungen gewährt: Er erhielt unbegleitete Ausgänge und besuchte das Abendgymnasium in Nürnberg – heute sieht es so aus, als hätte er diese Freigänge ausgenutzt, um kiloweise Marihuana zu kaufen und gleich wieder zu verkaufen.

48 Kilogramm Amphetamin sichergestellt

Am 29. April 2018 flohen der 24-Jährige und sein Komplize aus dem Bezirkskrankenhaus und setzten sich nach Amsterdam ab. Dort soll es zum Drogenhandel im internationalen Stil gekommen sein – die Rede ist von Rauschgiftlieferungen nach Finnland. Die Bezahlung soll über die Bewährung BitCoin über das Darknet abgewickelt worden sein. Um das Rauschgift von Amsterdam nach Finnland zu schmuggeln, mieteten der 24-Jährige und sein Komplize im Juli bei dem Autoverleih Europcar in Nürnberg einen BMW – in einer Werkstatt in Amsterdam bauten die Männer die Rücksitzbank und die Seitenverkleidung des Wagens aus und versteckten die Drogen.

Sie heuerten zwei Kuriere an, diese sollten mit dem präparierten Fahrzeug nach Finnland fahren – laut der Ermittler erhielten diese Kuriere 15.000 Euro. Doch bei ihrer Einreise nach Deutschland wurden sie am 26. Juli 2018 am Grenzübergang Bad Bentheim erwischt, 48 Kilogramm Amphetamin und mehr als zehn Kilo MDMA, in Pillenform Ecstasy genannt, wurden sichergestellt. Der 24-Jährige kehrte Ende September 2018 von Amsterdam nach Deutschland zurück, in Nürnberg soll er weitere Rauschgiftgeschäfte abgewickelt haben. Am 7. Februar 2019 wurde er festgenommen, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Die 1. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth kalkuliert derzeit mit vier Verhandlungstagen.