Drohbriefe auch an islamische Gemeinde in Nürnberg

11.11.2020, 13:44 Uhr
Gebet in der Moschee in der Hessestraße. Die Gemeinde bekommt immer wieder Drohungen.   

© Michael Matejka Gebet in der Moschee in der Hessestraße. Die Gemeinde bekommt immer wieder Drohungen.   

"Der Vorfall wurde zur Anzeige gebracht. Ermittlungen wurden eingeleitet. Das Generalkonsulat der Republik Türkei ist in Gesprächen mit dem Polizeipräsidium Mittelfranken und dem Bayerischen Innenministerium", so Bülent Bayraktir, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in der Metropolregion Nürnberg zu dem Vorfall in Dietenhofen.

In den Briefen werden Drohungen gegen Moslems ausgesprochen, die einen Bezug zum Holocaust herstellen. "Wir bekommen ein bis zwei Mal im Jahr solche Drohungen", sagt Necati Aydin von der Gemeinde an der Hessestraße. "Doch diesmal ist der Ton noch härter. Da steckt keine Einzelperson dahinter."

Nicht provozieren lassen

Aydin will die Angelegenheit aber nicht allzu hoch hängen. Viel wichtiger ist es ihm, wie er sagt, insbesondere die Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde darin zu ertüchtigen, sich nicht provozieren zu lassen. Das impliziere Aufklärung und Bildung. "Dass der Lehrer in Frankreich im Unterricht seinen Schüler anhand der Mohammed-Karikaturen aus der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo erklärt hat, was Karikatur und was Wirklichkeit ist, war doch genau richtig."

Dass Muslime beschimpft und Drohungen gegen sie ausgestoßen werden, das passiert in Deutschland immer wieder. Hier und da gibt es auch eine kleine Meldung. "Wir sind so etwas gewöhnt; das prallt mittlerweile an uns ab", so Aydin. Was ihn und die Mitglieder der IGN umtreibe, sei die Frage, woher die Leute kommen, die Mordanschläge verübten und sich anmaßten, zu behaupten, ihre furchtbaren Taten im Namen Gottes auszuführen.

"Wir erwarten von den zuständigen Behörden, mit denen wir gute Beziehungen pflegen, dass solche Drohfälle zeitnah aufgeklärt und die Verdächtigen gefasst und bestraft werden. In unserem demokratischen Rechtsstaat müssen wir mit allen Mitteln auf solche Drohungen reagieren. Auf Hass, Hetze und Diffamierung können sehr leicht Taten folgen", betont Bülent Bayraktir.