Eine Krankheit mit vielen Gesichtern
26.09.2007, 00:00 Uhr
Im Juli 2005 änderte sich Schambergers Leben schlagartig: Diagnose Brustkrebs. «Auf einmal war er weg, der Boden unter meinen Füßen», erzählt sie heute, da sie die Krankheit überwunden hat. Die Fotografin schloss sich damals einer Selbsthilfegruppe an - und wurde aufgefangen. «Wir saßen alle im selben Boot, das verbindet ungemein.» Schamberger wurde im Nordklinikum behandelt.
Große Unterstützung erfuhr sie durch ihre Partnerschaft und die anderen Frauen. «Es gab mir so viel Trost zu sehen, dass ich mit meinen Problemen und Ängsten nicht allein bin.» Obwohl der Hintergrund der an Brustkrebs erkrankten Frauen nicht unterschiedlicher hätten sein können, die Krankheit schweißte sie zusammen: Der Krebs griff die Frauen in ihrer Weiblichkeit an.
Die lebensspendende Therapie zerstörte die weiblichen Attribute. Die Haare fielen aus, manche verloren eine Brust. Dann kam das Jubiläum der Bayerischen Krebsgesellschaft und die Frauen fassten einen Plan. Schamberger sollte sie fotografieren, um der Welt zu zeigen, dass es nicht nur die dunkle Seite einer Brustkrebserkrankung gibt, sondern eben auch eine mutige, tröstende, bereichernde Seite. Fünf Frauen und Schamberger selbst setzten sich und ihren Körper ganz ungeschminkt in Szene.
Zentrale Rolle
«Wir haben uns viel Zeit bei der Umsetzung gelassen», erinnert sich die Fotografin heute. Sie legte Wert darauf, die Frauen in Situationen des täglichen Lebens abzulichten. Themen zu wählen, die angesichts der Erkrankung eine zentrale Rolle spielen, wie etwa Familie, Partnerschaft, Sexualität und Kinder.
Die Abbildungen haben eines gemeinsam: Sie lassen Raum für Interpretationen. So zum Beispiel das Bild eines nackten weiblichen Brustkorbs, den ein knorriger, von Misteln bewachsener, Baum durchzieht. Ein Bild mit vielen Aussagen, sagt Schamberger. Die Mistel steht für eine bestimmte Misteltherapie. Der Baum und seine Verzweigungen wirken wie ein Adernsystem, in dem die aus Misteln gewonnene Medizin ihre Wirkung entfalten kann. Andere Bilder versprühen gelebten Optimismus. So zum Beispiel ein Selbstporträt Schambergers. Nackt und mit geschlossenen Augen reckt sie darauf die Arme in die Höhe. Ein ästhetisches Bild, das viel Optimismus ausstrahlt.
Nahezu alle Fotografien zieren Schriftzüge. Es handelt sich um Zitate aus dem Munde der abgebildeten Frauen. Der Spruch «Schönheit ist, was mit Liebe gesehen wird» ziert zum Beispiel das Foto einer attraktiven Rothaarigen, die in schwarzen Dessous posiert.
Mittlerweile ist Schamberger wieder in ihrem alten Leben angekommen. Die selbstständige Fotografin, deren Spezialität Porträts sind, betreibt ein Fotostudio in Mögeldorf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem 18-jährigen Sohn in Johannis. Doch vergessen ist die Zeit, in der der Brustkrebs von ihr Besitz ergriff, beileibe nicht: «Ich habe durch die Krankheit so viele wunderbare Freundinnen gefunden und lebe so manchen Augenblick viel intensiver.»
Am 6. Oktober findet zwischen 10 und 13 Uhr ein Tag der offenen Tür im Brustzentrum des Klinikums Nord statt. Dabei finden zwischen Y-Gebäude und den Häusern 20/22 geführte Rundgänge statt. Überdies besteht die Gelegenheit, sich die Ausstellung, die noch bis Anfang November läuft, anzusehen.