Bund Naturschutz kauft Wiese

Einmaliges Orchideen-Biotop in Nürnberg gesichert

Clara Grau

Lokalredaktion Nürnberg

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21.6.2021, 06:00 Uhr
Der Bund Naturschutz hat eine bedeutende Orchideen-Wiese in Nürnberg gekauft. BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch BN (links) erklärt BN-Chef Otto Heimbucher (rechts) und vielen Förderern die Flora.

© Michael Matejka, NNZ Der Bund Naturschutz hat eine bedeutende Orchideen-Wiese in Nürnberg gekauft. BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch BN (links) erklärt BN-Chef Otto Heimbucher (rechts) und vielen Förderern die Flora.


Gut einen halben Meter hoch steht das Gras auf einer Wiese im Südosten der Stadt. Der Bund Naturschutz (BN) hat sie kürzlich von einem Landwirt übernommen.


Blühende Orchideen sind derzeit nicht mehr zu sehen – sie haben im Mai ihren großen Auftritt. Jetzt im Sommer überlassen sie Glockenblumen, Pimpinellen, Nelken, Klee und anderen Wiesenblumen die Bühne.


Darum ist Artenschutz so wichtig


Im späten Frühjahr verwandelt sich die etwa 4000 Quadratmeter große Fläche jedoch in ein Orchideen-Paradies. Bis zu 10.000 Exemplare blühen hier nach Schätzungen von BN-Experten. Und darunter befinden sich echte Raritäten: Etwa das "Kleine Knabenkraut", das nirgendwo sonst im Nürnberger Stadtgebiet zu finden ist.

Biotop von überregionaler Bedeutung

"Die Wiese ist ein Biotop von überregionaler Bedeutung", sagt BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch. Aber nicht nur das: "Auf der wertvollen Magerwiese wachsen etwa 110 Pflanzenarten, das sind etwa zehn Prozent der Flora die in Nürnberg vorkommt", rechnet der Biologe vor. Auf einer intensiv genutzten Wiese könne man vielleicht zehn verschiedene Kräuter und Gräser finden, so Dötsch.

Damit die Wiese so schön bleibt, wie sie ist, wird sie extensiv bewirtschaftet. Das heißt, der ehemalige Besitzer mäht sie einmal im Jahr, damit sie nicht verbuscht. Gedüngt wird die Fläche nicht.

Zahlreiche Spender und Unterstützer

Bei einem Ortstermin bedankten sich BN-Vorsitzender Otto Heimbucher und BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch bei den Unterstützern. Zahlreiche Privatleute spendeten für den Erwerb. Die größte Zuwendung, 10.000 Euro, kam von der "Hildegard und Toby Rizzo-Stiftung", die von der HypoVereinbank verwaltet wird. Auch die Regierung von Mittelfranken unterstützte das Projekt. "Der BN pflegt die Flächen fachgerecht und sorgfältig", lobte die Nürnberger Umweltreferentin Britta Walthelm die Naturschützer.

An die anwesenden Stadträte, darunter Rita Heinemann (CSU), Thorsten Brehm (SPD), Gerhard Groh (SPD) und Marc Schüller (Grüne) appellierte BN-Chef Heimbucher, Naturschutzprojekte weiterhin zu unterstützen.

ICE-Werk könnte weiteres Biotop zerstören

Das Biotop im Südosten der Stadt ist aber nicht die einzige wertvolle Wiese, die der BN betreut: Insgesamt zehn Hektar eigene und 20 Hektar gepachtete Flächen, werden von dem Verein gepflegt und erhalten. Darunter ist auch eine weitere wertvolle Orchideenwiese mit überregionaler Bedeutung. Sie liegt in einem Waldstück an der Regensburger Straße, das für ein ICE-Werk der Deutschen Bahn im Gespräch ist. In der Vergangenheit haben leider Menschen, die Pflanzen pflücken oder ausgraben, sowie Forstmaschinen, Schäden in dem kleinen Refugium verursacht.
Die Ortsgruppe Langwasser, die das Biotop pflegt, Büsche zurückschneidet und die Wiese behutsam mit der Sense mäht, zählte hier nun wieder 350 Orchideen. "Eine nie dagewesene Pracht!" bewertet Wolfgang Dötsch das Ergebnis. "Zwei Orchideenarten kommen hier in erstaunlicher Anzahl vor. Das Große Zweiblatt mit den kleinen, grünlichen Blüten würden viele Laien wohl gar nicht als Orchidee wahrnehmen. Dagegen ist das Gefleckte Knabenkraut mit den rosafarbenen Blüten geradezu eine Bilderbuchorchidee", erklärt der Biologe.

Geflecktes Knabenkraut steht auf der roten Liste

Rund 300 Exemplare zählten die BN-Aktiven alleine von dieser Art. Auf diese Schönheit mit dem botanischen Namen "Dactylorhiza maculata" haben die Naturschützer ein besonders wachsames Auge: "Das Gefleckte Knabenkraut hat hier vielleicht seinen einzigen Standort im Stadtgebiet und ist allgemein selten. Es wird daher in Bayern auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft", so Dötsch.

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