Letzten Exponate werden aufgebaut
Eröffnung im September: So spannend wird das Nürnberger Zukunftsmuseum
6.8.2021, 17:59 UhrGroße Kisten und in Folie gewickelte Möbelstücke stehen auf einem mit Pappe abgeklebten Fußboden herum, Handwerker klettern auf Leitern und mobile Gerüste und installieren Kabel, Beleuchtungen und Halterungen. Im neuen Zukunftsmuseum im Augustinerhof sieht es aus wie auf einer richtigen Baustelle.
"Wir sind auf der Zielgeraden", sagt Pressesprecher Sebastian Linstädt. Am 17. September soll die Zweigstelle des Deutschen Museums München in Nürnberg eröffnen – "sofern es keinen neuen Lockdown gibt", schränkt er ein.
Angepeilt war ursprünglich eine Öffnung im Februar 2021. Unter anderem weil wegen der Corona-Pandemie zahlreiche Exponate nicht geliefert werden konnten, musste die Einweihung vertagt werden. Seitens des Museums sei es kein Problem, den Termin im September zu halten, beteuert Linstädt. "Es wird alles sicher noch nicht zu einhundert Prozent fertiggestellt sein. Aber wir sind ein Haus, das sich genauso stetig wandelt wie die Zukunft. Deshalb wird auch zukünftig immer wieder etwas verändert werden." Auch Diskussionen um die Mietkosten für die Räumlichkeiten in der Nürnberger Altstadt spielen für den Eröffnungstermin keine Rolle.
Auf knapp 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, die sich in dem Neubau über mehrere Etagen und Bereiche verteilen, geht es, wie es der Name der Zweigstelle schon sagt, um die Zukunft: Wie werden wir in einigen Jahren leben und arbeiten? Wie werden unsere Städte aussehen? Wie bewegen wir uns fort? Welche Möglichkeiten ergeben sich aus Medizin- und Gentechnik? Was passiert auf unserem Planeten, wenn wir weiter so viele Treibhausgase ausstoßen? Und wie wird sich die Luft- und Raumfahrt weiterentwickeln?
Grenzen der Technologie
Bei der Konzeption geht es den Ausstellungsmachern aber nicht nur darum, modernste Technologien und deren Möglichkeiten vorzustellen. "Wir wollen auch fragen, wie wollen wir sie in der Zukunft einsetzen und gibt es Grenzen?", sagt Maike Schlegel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums. Diskutiert und vertieft werden können alle diese Themen auf einer offenen Tribüne, die etwa 100 Gästen Platz bietet und an eine Halle mit einem großen LED-Kubus angrenzt. Das "Forum" soll das kommunikative Herzstück des Hauses werden. Weiterhin wird es eine Bibliothek, eine Zukunfts-Werkstatt und Mitmachlabore geben.
Ausstellung ist in fünf Bereiche gegliedert
Arbeit und Alltag: Hier dreht sich alles um die Entwicklungen, die unser alltägliches Leben betreffen. Bereits heute übernehmen Maschinen die Aufgaben von Menschen. Sei es der Roboter, der Bomben entschärft, ein technisches Therapietier, oder auch ein Sexroboter namens ,,Harmony". An einem Automaten kann der Besucher herausfinden, wie wahrscheinlich es ist, durch einen Roboter in Zukunft ersetzt zu werden. Des Weiteren wird ihm vor Augen gehalten, was KI (Künstliche Intelligenz) ist und wie uns das digitale Leben beeinflusst. Hierbei treten ethische Fragestellungen auf, die auch heikel sein können: Welche Bereiche wollen wir zukünftig mit Maschinen teilen und welche nicht?
Körper und Geist: Im zweiten Ausstellungsbereich dreht sich alles um den Körper und Geist des Menschen. Der Besucher erhält unter anderem Einblicke in die Genetik, die bereits die nächsten ethischen Fragen aufwirft: Dürfen wir in das menschliche Erbgut eingreifen? Was macht uns Menschen aus? An einem ,,Wunsch-Baby-Generator" demonstriert Maike Schlegel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Museums, wie viel Geld ein genmanipuliertes Baby kosten könnte und wie weit die Genetik das spätere Leben beeinflussen kann. Aber auch die Herstellung von künstlichen und leistungsstärkeren Organen sowie die Erschaffung eines ,,Supermenschen" lernen Besucherinnen und Besucher kennen.
System Stadt: ,,Hier dreht sich alles um die Stadt der Zukunft", erklärt Pressesprecher Sebastian Linstädt. In diesem Ausstellungsabschnitt wird die Infrastruktur von zukünftigen Megastädten skizziert, aber auch neue Wege der Fortbewegung präsentiert. Besucher können Prototypen wie den "pop.upNext" bestaunen, der sowohl als Auto, aber auch als Flugobjekt funktionieren soll. Ebenfalls werden neue Transportwege von Waren vorgestellt und die Verwendung von alternativen Antrieben wie Solar-Energie oder Wasserstoff präsentiert. Eine interaktive Station lässt die Gäste das Szenario eines 1000-tägigen Stromausfalls und die Abhängigkeit der Menschheit von Ressourcen erleben.
System Erde: Im Zentrum steht der blaue Planet selbst. Ein riesiger Globus wird von acht Hochleistungsbeamern in Szene gesetzt, um globale Zusammenhänge wie die Auswirkungen des Klimawandels zu veranschaulichen. Auch beschäftigen sich die Besucher in diesem Bereich mit Ressourcen, möglicher unendlicher Energie durch Kernfusion, Kohlendioxid-Filtern und der Frage, wie sehr das Leben der Menschen sich auf den Planeten auswirkt. Maike Schlegel formuliert hierfür eine Frage: ,,Rettet uns die Technologie tatsächlich, oder müssen wir doch selber etwas dafür machen?"
Raum und Zeit: Am höchsten Punkt der Ausstellung geht es noch ein Stück weiter in die unendliche Ferne. Alles dreht sich um den Mond, Mars, Exoplaneten und das Universum. Die ausgestellte sowjetische Foton-1-Raumkapsel, die 1985 einen unbemannten, zwölftägigen Flug durchs All absolvierte, steht für den Pioniergeist, der die Wissenschaftler von heute immer noch antreibt. Besucher begegnen den Fragen, wie man den Mond besiedeln könnte, oder auch wie man einen Marsroboter steuert.
Aber auch hier zeigt sich, dass die Ambitionen nicht ohne Folgen für die Erde geblieben sind: Um den Globus aus der Ausstellung ,,System Erde" kreist deshalb Weltraumschrott. Einmalig ist das ,,Fallrohr", was sich über die drei Stockwerke erstreckt. Es ermöglicht Experimente im freien Fall, die mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgezeichnet werden.
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