Luca-App

Erst der Test, dann der Spaß: Nürnberger zieht es in die Innenstadt

Claudia Urbasek

Lokalredaktion

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30.5.2021, 10:23 Uhr
"SMS vor Seidla": Thomas und Mario (r.) genießen ihren ersten Besuch im "Balkon".  

© Peter Roggenthin, no credit "SMS vor Seidla": Thomas und Mario (r.) genießen ihren ersten Besuch im "Balkon".  

Es war, als hätte das Wetter gewartet, um endlich besser zu werden, bis Nürnbergs Inzidenzwert stabil unter 100 sinkt. Bereits am Samstagmittag waren die ersten Außenbereiche der Gastronomie voll. "Ich feiere innerlich", sagt Thomas aus Nürnberg. "Endlich wieder etwas Normalität!" Er sitzt mit seinem Freund Mario auf der Terrasse des "Balkon" am Handwerkerhof. Sie hatten sich kurzfristig entschieden, heute ein Bier zusammen zu trinken. Getestet haben sie sich bei einer privaten Teststation. "Das Testen ist zwar ein bisschen lästig, aber das nimmt man in Kauf, wenn man nur endlich mal wieder in den Biergarten kann", sagt Mario. "Man ist es schon gar nicht mehr gewöhnt, volle Cafés zu sehen, es ist so schön!", sagt Thomas.

Die Dämme brechen

Im "Balkon" heißt es "SMS vor Seidla", so hinterlässt man hier seine Kontaktdaten oder ganz simpel, schriftlich in einer Liste. "Wir haben damit schon vergangenen Sommer gute Erfahrungen gemacht", sagt Mitarbeiter Timo Graßer. Die Anschaffung der Luca-App, die von der Stadt Nürnberg beworben wurde, sei nicht geplant. Graßer ist positiv überrascht, Diskussionen über die Testpflicht gebe es praktisch nicht.

Test zeigen, dann per App anmelden: Sebastian Tschinkl und Sophie am Stadtstrand.  

Test zeigen, dann per App anmelden: Sebastian Tschinkl und Sophie am Stadtstrand.   © Peter Roggenthin, no credit

Doch in anderen Cafés, Restaurants oder auch am Stadtstrand ist die Luca-App zu finden. Sebastian Tschinkl und Tochter Sophie sind mit die ersten Besucher, die ihre Füße in den weichen Sand auf der Insel Schütt stecken. Gerade hat er mit seinem Smartphone den Code der Luca-App am Eingang eingéscannt, die Negativ-Tests vorgezeigt, schon kann es losgehen.

"Ich nutze die App schon lange, ich bin öfter in einem Altenheim, da wird sie auch verwendet, das klappt gut." Einziges Manko: Man muss sich aktiv ausloggen, wenn man den Besuchsort wieder verlässt. "Das vergesse ich schon manchmal. Dann zeigt das Gerät an, dass ich vier Stunden im Altenheim war", sagt der Nürnberger lachend.


Die Stadt Nürnberg hatte die Luca-App explizit empfohlen. Schaut man sich in der Innenstadt um, ist sie bislang fast ausschließlich in der Gastronomie zu finden. Geschäfte haben entweder eigene QR-Codes oder Terminsysteme entwickelt, um Besucherdaten zu erfassen oder sie greifen auf handgeschriebene Listen zurück. Während seit vergangenem Donnerstag beim Shoppen die Testpflicht entfällt, müssen die Kontaktdaten dennoch erfasst werden. "Aber die Kunden nehmen das klaglos hin", stellt auch Lena Bias fest. Sie arbeitet im "Castros". "Click & Collect wurde bei uns gut angenommen, aber es ist schon schöner für die Menschen, wenn sie Kleidung und Taschen gleich anprobieren können."


Eigentlich muss sich jeder Kunde vor einem Biergarten- oder Ladenbesuch anmelden. Insgesamt versuchen aber sowohl Läden als auch die Gastronomie, Spontantermine zu ermöglichen. "Wir merken, dass jetzt die Dämme brechen", erzählt Thomas Hübner von Räder & Räder-Optik. "Die Menschen haben Lust auf Spontankäufe. Das zu koordinieren, ist noch eine Herausforderung."

Einheitlichkeit fehlt

Manch einer verliert bei den geltenden Regeln den Überblick. Das merkt man auch unter freiem Himmel, auf den öffentlichen Plätzen. So trägt die Hälfte der Innenstadt-Besucher Maske, die andere nicht. Auf die Einhaltung der Maskenpflicht müssen zwei Mitarbeiter des Außendienst Nürnberg an diesem Samstag nicht achten. Offenbar hat das Virus am Wochenende frei, denn dann gilt sie nicht. "Warum das so ist, weiß ich nicht. Nach wie vor verboten bleibt aber Alkoholkonsum außerhalb der gastronomischen Einrichtungen und Menschenansammlungen", sagt einer von ihnen.


Wegen bevorstehender Öffnungen: Impfaktion für Gastronomie-Beschäftigte


Es ist vor allem für das Einlasspersonal in der Gastronomie und bei touristischen Angeboten aufwändig, weil jegliche Einheitlichkeit fehlt. Um sich an einem Tisch niederzulassen, muss man einen Negeativ-Test, einen Genesungs- oder Impfbescheid vorlegen. Und jeder Test sieht anders aus, manche Menschen haben ihn auf einem Zettel, andere per Mail. Die einen checken ein, indem sie ihre Kontaktdaten auf eine Liste oder kleine Einzelzettel schreiben, andere buchen sich per Luca-App ein, die nächsten scannen den geschäftseigenen Code.
Gerade versucht Adrian Cao Van ein Schriftstück zu entschlüsseln, mit dem eine Mutter belegt, dass sie und ihr Sohn von einer Covid-Erkrankung genesen sind. Wo ist jetzt das Datum? Wie viele Wochen liegen bis jetzt dazwischen? "Ah, hier steht es, ja, passt alles! Sie können mitfahren", sagt Cao Van. Er betreibt die knallrote Bimmelbahn, zum ersten Mal nach dem Lockdown startet sie wieder vom Hauptmarkt, um Gäste an Nürnbergs Sehenswürdigkeiten vorbeizufahren. "Es ist schon aufwändig", sagt er. "Jeden Zettel muss ich genau ansehen. Stimmt das Datum, ist ein Test nicht älter als 24 oder 48 Stunden? Alles muss geprüft werden."

Volle Teststationen

Auch wenn viele Menschen vorbereitet seien und ohne Diskussion ihre Tests oder Impf- und Genesungsbelege vorzeigten, sei manch einer trotzdem überrascht. "Heute sind bestimmt zwanzig Leute deswegen wieder gegangen." Weil sowieso schon wenig Touristen in der Stadt seien, sei dieser Verlust besonders bitter, sagt er. "Und erklären Sie mal einem Touristen aus China, dass er sich hier gleich um die Ecke testen lassen kann! Das ist dann doch sehr schwierig." Sieben Fahrten hatte er für den Samstag geplant, zwei musste er – mangels getesteter Gäste – ausfallen lassen. Das Einchecken sei bei ihm auch per Luca-App möglich. "Wir haben sie jetzt angeschafft, nachdem viele Menschen im vergangenen Sommer gesagt hatten: Warum habt ihr nur Listen und kein digitales Angebot? Jetzt haben wir die App und die Leute fragen: Habt ihr auch eine Liste, in die ich reinschreiben kann?" Dennoch ist er froh, dass seine Bahn jetzt wieder sieben Tage in der Woche fahren kann. "Wir hoffen jetzt einfach, dass wir bald unter 50 sind, dann wird alles einfacher!"

Auch ins Kino geht es nur mit Test: Leonie Sophie (4) und ihre Mama Melanie freuten sich auf „Feuerwehrmann Sam“  

Auch ins Kino geht es nur mit Test: Leonie Sophie (4) und ihre Mama Melanie freuten sich auf „Feuerwehrmann Sam“   © Peter Roggenthin, no credit


Vor den Schnelltestzentren bildeten sich oft lange Schlangen, wer keinen Online-Termin mehr ergattern konnte, reihte sich vor den zahlreichen privaten Teststationen ein. Ob am Stadtstrand oder im Cinecitta, überall waren die Teststäbchen gefragt.


Hier können Sie sich testen lassen.



Wolfram Weber, Betreiber des Cinecitta, freut sich über die Zahlen. "Am Donnerstag und Freitag waren etwas tausend Besucher da und das Wochenende war noch besucherstärker, vor allem bei den Kinderfilmen", sagt er. Nur zu einem Viertel darf er seine Kinosäle besetzen, der Verkauf der Tickets läuft hauptsächlich online. Dort sind bereits alle Kontaktdaten vermerkt. Kauft jemand spontan, wird die Adresse beim Kauf aufgenommen. In der Außengastronomie haben die Gäste zwei Möglichkeiten: Sind sie noch nicht als Kunde registriert, können sie am Tisch einen QR-Code scannen und sich dann über die Dehoga-Seite "Darfichrein" anmelden. "Wir haben schon in Erlangen gute Erfahrungen damit gemacht", so Weber. Die Seite sei für die Firmen kostenfrei und man müsse dafür – im Gegensatz zur Luca-App – nichts herunterladen.

Bändchen als Eintrittskarte

Kommt der Besucher ins Kino, zeigt er seinen Test vor und bekommt ein grünes Bändchen an den Arm. Auch um Leonie Sophies Arm knüpft Mama Melanie Schnoor eins. Die Vierjährige freut sich auf "Feuerwehrmann Sam". "Es klappt wunderbar", sagt die Mutter. "Man kann sogar online die Snacks bestellen, die dann schon am Platz auf einen warten." Sie nimmt den Testaufwand gerne auf sich, "denn endlich kann man den Kindern mal eine Abwechslung bieten."

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