G'scheid Schlau
Experte appelliert an Eltern: Lasst eure Kinder mit dem Handy nicht allein!
22.10.2021, 20:40 UhrOdendahl empfiehlt allen Eltern: "Seid ein gutes Vorbild. Fragt euch: Wie gehe ich selbst mit Fotos im Internet um? Wie viele Bilder meines Kindes habe ich schon weitergeleitet oder geteilt? Und: Sprecht mit euren Kindern, statt sie zu bestrafen." Der Talk "Mein Bild, dein Bild? Was Sie über die Veröffentlichung von Fotos im Netz wissen sollten" der Nürnberger Nachrichten wurde im Rahmen des Festivals G'scheid Schlau angeboten.
Aus seinen Workshops, die der Digitalexperte vor allem vor Dritt- bis Sechstklässlern hält, weiß Odendahl: Ob über angsteinflößende Kettenbriefe oder Sticker mit Hitler-Motiv, manipulierte Fotos oder Nacktbilder - die allermeisten Kinder haben über ihr Handy schon pornografische, rechtsradikale, sexistische oder gewaltverherrlichende Inhalte gesehen.
"WhatsApp ist eine Jauchegrube", sagte Hendrik Odendahl. "Ein Kind, das Zugriff auf WhatsApp hat, hat Zugriff auf alle Schrecken, die es im Internet gibt." Doch die meisten Eltern wissen davon nichts. Warum? "Die Kinder haben alle panische Angst, dass ihnen dann das Handy weggenommen wird."
Das allerdings sei der falsche Weg. "Woher soll das Kind denn wissen, was richtig und was falsch ist?", fragt Odendahl. Der beste Jugendschutz seien die Eltern selbst. Statt bestraft müssten die Kinder begleitet, aufgeklärt und die Inhalte kontrolliert werden. "Wenn ich meinem Kind ein Handy überlasse und ihm Social-Media-Apps erlaube, muss ich ihm von Anfang an sagen: Ich werde in deine Chats schauen. Und ich will auch wissen, was du auf Instagram postest und wem du folgst. Damit will ich dich nicht bevormunden, sondern beschützen."
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Auch unter Erwachsenen wissen die wenigsten, dass rechtlich gesehen jeder Mensch vorher gefragt werden muss, ob sein Bild veröffentlicht werden darf (hier finden Sie mehr über das Recht am eigenen Bild) . Das gilt im Übrigen auch für Fotos, die in privaten WhatsApp-Chats an Familienangehörige verschickt werden. Diese Frage hatte ein Teilnehmer des Talks gestellt. "Das Rumschicken von Fotos ist so normal geworden, dass es fast schon lebensfremd erscheint. Aber ja, auch das ist eine Form der Veröffentlichung. Das heißt: Die Abgebildeten müssen rechtlich vorher um Erlaubnis gefragt werden."
Bei Kindern unter sieben Jahren sind allein Eltern entscheidungsbefugt, bei Kindern und Jugendlichen zwischen 7 und 17 gilt die doppelte Zuständigkeit. Abhängig vom Entwicklungsstand des Kindes (Juristen sprechen von "erreichter Einsichtsfähigkeit") muss neben der Einverständnis der Eltern auch der Wille des Kindes eingebunden werden.
Eltern, die Bilder ihrer Kinder im Internet veröffentlichen, müssen wissen: Auch ihr Kind hat das Recht an seinem Bild. Jeder solle nachdenken, ob seine Tochter es in zehn Jahren auch noch toll findet, ein Foto von sich auf dem Töpfchen sitzend im Netz zu finden, sagt Odendahl. Und Jugendlichen rät er: "Bevor ihr was postet, macht den Oma- und dann den Schulhof-Test: Würde ich meiner Oma das Bild zeigen? Und wie fände ich es, wenn das Bild auf einer Großleinwand auf dem Schulhof hängen würde?"
Eines müssten sich vor allem Erwachsene klarmachen: "Du hast keine Kontrolle mehr über dein Foto, wenn du es ins Netz stellst." Pädokriminelle etwa hätten ein leichtes Spiel gehabt, als sich das Videoportal TikTok auf dem deutschen Markt etabliert hat. Der Grund: "Die Kinder haben es längst angewandt, ohne von den Gefahren zu ahnen, während die Eltern noch keine Ahnung hatten, dass es diese App gibt."
Diese Seiten helfen Eltern, um ihre eigene und die Medienkompetenz ihrer Kinder zu stärken: www.medien-sicher.de und klicksafe.de
Das Online-Festival "G'scheid Schlau - Das lange Wochenende der Wissenschaften" findet noch am Samstag und Sonntag statt. Mehr über das Programm und Infos zu Tickets finden Sie unter www.gscheid-schlau.de
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