Fliegen trotz Corona? Das sagen Urlauber am Airport Nürnberg

Claudia Urbasek

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26.7.2020, 17:36 Uhr
Ferien in Bayern und trotz Corona mit dem Flieger in den Urlaub? Das sagen die Urlauber am Nürnberger Flughafen...

© Stefan Hippel Ferien in Bayern und trotz Corona mit dem Flieger in den Urlaub? Das sagen die Urlauber am Nürnberger Flughafen...

40 Masken müssen für eine Woche Mallorca reichen, hat Familie Heidysch entschieden, bevor sie sich zum Flughafen nach Nürnberg aufgemacht hat. Jetzt stehen die drei Thüringer dort mit ein paar Dutzend anderen Passagieren am Check-In. "Wir haben lange überlegt, ob wir fliegen", sagt Mutter Teresa. "Aber hätten wir die Reise abgesagt, wäre das Geld weg", ergänzt Vater Denny. Letztlich hat sich die Sonneberger Familie entschieden, in den Flieger zu steigen. Etwas mulmig sei ihnen schon beim Gedanken an die eng sitzenden Reisenden. "Aber dadurch, dass wir zu dritt in einer Reihe sitzen, hat man zumindest niemand Fremden direkt neben sich." Manche ihrer Freunde hätten sie für verrückt erklärt, weil sie die Reise antreten. "Aber unser Hotel in Santa Ponça ist nur zu 30 Prozent ausgelastet und wir machen reinen Strandurlaub. Ich denke, da kann man gut auf Abstand gehen", sagt Vater Denny.

Doch vor dem Start heißt es: Formulare ausfüllen. Adresse, Erreichbarkeit, Gesundheitsfragen – auch Familie Sommer aus Nürnberg war lange mit dem Schreiben beschäftigt, sagt Marco Sommer. Vor einem Jahr schon hat er das Ferienhaus in Alcúdia auf Mallorca, 50 Meter vom Strand entfernt, gebucht, in das die vierköpfige Familie gemeinsam mit Oma und Opa seit Jahren fährt. "Wären wir in einem Hotel gewesen, hätten wir die Reise vermutlich abgesagt", sagt der Nürnberger. Im Flieger haben sie schon vor der Fahrt zum Flughafen eingecheckt, alle sechs Sommers können nun in einer Reihe sitzen. "Das beruhigt uns etwas."

Die meisten würden sich am Flughafen direkt testen lassen

Fast alle Befragten würden am Flughafen bei ihrer Rückkehr direkt einen Corona-Test machen. Seit Samstagabend kann man sich in der Ankunftshalle 1 testen lassen, solange der Flugbetrieb läuft. Aber Julia, Anika und Celina aus dem thüringischen Gotha werden das nicht nutzen. Auch sie sind auf dem Weg nach Mallorca: "Ich würde keinen Test machen, für mich ist das Coronavirus ein Virus wie jedes andere", sagt Julia, die im Gesundheitswesen arbeitet.

Nicht jeder, der an diesem Tag in den Flieger steigt, fährt nur zum Urlaubmachen. Brigitte und Irmgard aus dem fränkischen Seenland wollen nach ihren Häusern sehen, die sie auf Mallorca besitzen. Die Rentnerinnen versuchten schon im April und Juni, einen Flug nach Alicante zu bekommen, was an den Corona-Einschränkungen scheiterte. Angst haben sie keine, im Gegenteil: "Unsere Häuser liegen in einer bergigen Gegend, sehr abgelegen und ruhig", sagt Irmgard. "Und wahrscheinlich ist es in Spanien leerer als hier. Die Touristen im Seenland überrollen uns derzeit", sagt Brigitte.

Nur Irmgards Tochter Petra, die die beiden Damen begleitet, ist noch immer etwas skeptisch. "Ich war schon überrascht, dass der Flieger doch so voll ist", sagt sie. Sie vertraut nicht darauf, dass die Klimaanlagen in den Flugzeugen beim Schutz vor dem Sars-CoV-2-Virus helfen, auch wenn die Fluggesellschaften das versprechen. Alle drei Frauen haben vor der Reise einen Corona-Test gemacht. "Er war leider negativ", sagt Irmgard. "Wir hatten gehofft, dass wir vielleicht symptomfrei infiziert waren und schon immun wären."

Erholung statt Ballermann auf Mallorca

Auch Andreas, Michael und Margot fliegen nach Alicante, um zu Andreas‘ Haus zu gelangen. "Wir hatten überlegt, mit dem Auto zu fahren, aber 20 Stunden durch mehrere Länder erschien uns noch unvernünftiger", sagt Andreas.

Mallorca wird nicht nur für seine Strände und Natur geliebt, sondern auch als Ort des rauschhaften Feierns. Diese kleine Flucht aus dem Alltag gönnen sich auch Christine und ihre Freundin Michaela aus Kulmbach regelmäßig. "Eigentlich sind wir tagsüber faul am Strand und gehen abends feiern", sagt Christine. "Wir sind schon traurig, dass der Bierkönig jetzt zu ist. Der ist doch so groß, da hätte man doch Abstand gehabt. Und man kann doch auch mit Maske feiern", sagt sie traurig.

Dieses Jahr ist alles anders, dennoch haben sie gebucht: "Wir hatten Reisegutscheine für zwei ausgefallene Urlaube und wollten lieber jetzt fahren, weil im Herbst bestimmt wieder alles viel schlimmer wird." Das Drei-Sterne-Hotel, das die beiden Frauen gebucht hatten, ist geschlossen. "Aber jetzt sind wir in einem Vier-Sterne-Plus-Hotel, das ist auch toll." Es steht direkt an der Partymeile El Arenal in Palma. Diese war kürzlich wieder geschlossen worden, weil sich vor allem deutsche Feierwütige nicht an die Hygiene- und Abstandsgebote gehalten hatten.

"Jetzt werden wir uns eben fünf Tage ausruhen", sagt Michaela. Sie haben sich ausgerüstet: Mehrere Flaschen Desinfektiosspray, mindestens zehn FFP2-Masken und einfachere OP-Masken sind im Koffer. Viele davon werden sie brauchen, denn nach einem neuen Anstieg von Sars-CoV-2-Infektionen in Spanien gilt dort nun eine strenge Maskenpflicht. Nun muss man immer eine Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Raum tragen, nur am Strand und während des Essens im Restaurant nicht. Einen Corona-Test würden die beiden Kulmbacherinnen nach dem Urlaub machen, am Flughafen aber nur, wenn sie nicht auf das Ergebnis warten müssten. Ansonsten würden sie zum Hausarzt gehen – und darin sind sich beide einig: "Nur vorsorgliche Quarantäne wär‘ Mist!"

Respekt, aber keine Angst vor Corona

Dass eine Rückkehr ohne Zwangsquarantäne weiterhin möglich bleibt, hofft auch Dilara. Sie hält Söhnchen Melik (1) auf dem Arm. Sie und ihr Mann haben spontan gebucht. "Nur wegen einer Maskenpflicht nicht in den Urlaub zu fahren, kam für uns nicht infrage. Ich habe Respekt vor dem Virus, aber keine Angst", sagt die junge Mutter. "Ich habe mir auch schon vor Corona regelmäßig die Hände gewaschen. Allerdings frage ich mich schon, warum in Flugzeugen offenbar keine Abstände zwischen sich fremden Reisenden angeordnet werden."

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