Fröhlich und lehrreich: Pferdetag im Knoblauchsland
19.08.2013, 07:33 Uhr
So mancher Städter hat sich so weit von der Natur entfernt, dass er bei Pferdewiehern zusammenschreckt und etwas von „nervös“ murmelt. Der Huber Sepp lässt sich dann nichts anmerken, denkt sich aber seinen Teil über die Verdummung der Menschheit. Er nimmt Ramsstern und Ramiro ganz eng am Strick und knufft sie in die Seite. „Mei, es sind halt Hengste“, sagt der Oberbayer im Trachtenwams. „Wenn ich eine schöne Frau seh’, freu’ ich mich doch auch.“
Josef Huber hatte unter den rund 150 Mitwirkenden des Pferdetags mal wieder die weiteste Anreise. „Aus Freundschaft“ kommt er seit Jahren aus der Region Tegernsee. Das heißt: Ramsstern hatte im Knoblauchsland schon zweimal Arbeit als Deckhengst zu leisten. Seitdem besuchen die Halter einander zu Festen. Die Nürnberger fahren zum Beispiel zum Leonhardiritt runter.

Der Pferdetag, das ist der Tag der kernigen Landleute. Gesichter und Figuren sieht man hier, die sind wie aus Holz geschnitzt, die beste Werbung für das Thema Brauchtum. Und es ist ein problemfreier Tag. Das Schreckgespenst einer Pferdesteuer in Bayern, die Sorgen der Bauern – was nervt, bleibt heute draußen. Auch am Stand des Regenstaufer Rossmetzgers läuft das Geschäft bestens, ohne dass jemand an die Lasagnegeschichten vom Jahresbeginn denken müsste. Stattdessen führt Brigitte Görz vor, dass Mensch und Pferd auch Leidensgenossen sein können. Die Physiotherapeutin aus Fürth lockert Muskeln, Wirbel und Sehnen bei beiden Wesen gleichermaßen. „Auch Pferde können Rückenprobleme haben, abhängig vom Einsatzfeld und vom Training“, erfährt sie bei ihrer mobilen Arbeit in Franken und der Oberpfalz. Manche Kunden wollen ihrem Vierbeiner auch einfach mit einer Massage etwas „Wellness“ gönnen. Beim Pferdetag holt sich der eine oder andere verspannte Bürohengst und Freizeitreiter bei Brigitte Görz Tipps für den richtigen Sitz im Sattel.
Bei Kutschfahrten und in der Arena zeigen rund 80 Pferde pausenlos, weshalb der Mensch sie seit Jahrtausenden einspannt: für Transporte aller Art, für Arbeit in Wald und Flur. Und natürlich für den anmutigen Auftritt. Die Gruppe El Montesa aus Bayreuth etwa präsentiert mit Hingabe eine kleine Reitschau in Barockkostümen. Obwohl sie fast die einzigen Teilnehmer mit Warmblütern sind, fühlen sie sich im Programm „wie zu Hause“, sagt Manuela Klinkert. „Die Rosserer sind ein nettes Volk und sehr kameradschaftlich.“ Davon dürfte sich die Turnierreitszene was abschauen, finden Klinkert und Kollegen. Als hochnäsig und frostig haben sie die Stimmung dort oft erlebt.
Traditionspflege, aber auch Teamgeist treibt die Pferdefreunde Knoblauchsland an. Sie haben viele Umstände und Ausgaben mit dem Fest, das sie seit 1987 organisieren. „Wir spinnen“, sagt Vereinsvorstand Heinz Lehneis, „aber wir sind halt Kameradschaftsmenschen und stehen füreinander ein, wenn’s um Pferde geht.“
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