Gedränge in Nürnbergs Innenstadt: So will König das Nachtleben regulieren

6.7.2020, 06:00 Uhr

Ein warmer Sommertag geht in einen lauen Abend über und Nürnberg wird zur Flaniermeile. Überall in der Stadt schlendern Menschen allein, zu zweit, in Grüppchen umher, in der Hand ein Eis oder ein Getränk, plaudern hier, suchen sich dort ein Plätzchen. Genauso stellt man sich eine Sommernacht vor – fröhliches Getümmel an den beliebten Plätzen in der Altstadt und drum herum in fast schon mediterran anmutendem Flair.

Oder vielmehr, so könnte es sein, wäre da nicht die Tatsache, dass in diesem Jahr eben alles anders läuft. Denn so schön die sommerliche Nachtschwärmerei auch sein mag, ist sie derzeit noch gewissen Einschränkungen des Infektionsschutzes unterworfen. Größere Ansammlungen und Feiern sind derzeit trotz gelockerter Kontaktbeschränkungen noch verboten – das hat die Stadt Nürnberg vor dem Wochenende noch einmal mitgeteilt. Oberbürgermeister Marcus König appellierte an die Bevölkerung, "weiterhin die Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus zu beachten". Dies sei notwendig, um die "aktuell erfreuliche Lage stabil zu halten", so König.

Wochenende als eine Art Test

Bereits am Wochenende zuvor war es auf einigen Plätzen zu voll geworden, so dass die Polizei eingriff und den Köpfleinsberg in den Abendstunden räumen ließ. Das nun vergangene Wochenende sollte zeigen: Halten sich die Menschen bei verstärkten Kontrollen an die Bestimmungen? Oder müssen weitere Maßnahmen her, zu denen ein Verbot von "To Go"-Getränkeverkauf wie in Bamberg gehören könnte?

Dies hatte die Stadt in ihrer Mitteilung in Aussicht gestellt, falls das Wochenende zu viele Regelverstöße mit sich bringe. Wie war also die Situation an den beliebten Treffpunkten? Alle Örtlichkeiten über einen Kamm zu scheren ist unsinnig, dafür sind die Gegebenheiten zu unterschiedlich. Welche Altersklasse von Leuten kommt dorthin, wie viel Platz ist vor Ort, welche weiteren Lokalitäten liegen drum herum? Das alles spielt eine große Rolle.

Je weniger Platz, desto weniger Abstand

In die Augustinerstraße beispielsweise zog es ein etwas älteres Publikum. Die Plätze von Restaurants, Cafés und Bars waren gut gefüllt. Die Gäste bevorzugten Sitzgelegenheiten oder zumindest einen Stehtisch, um zum Beispiel die Cocktails der Gin-Bar Flames oder Sushi im CôCô – Indochine zu genießen. An der Hallerwiese, traditionell ein beliebter Ort besonders an Sommerabenden, kamen zwar viele Menschen zusammen, die es sich auf dem Rasen bequem machten.

Aber dort ist auch schlicht genug Platz, um den entsprechenden Abstand von der Nachbargruppe einzuhalten. Und das ganz ohne Anweisungen: Das einzige Schild weit und breit, das mitten auf der Wiese steht, fordert die Besucher auf, im Anschluss ihren Müll mitzunehmen. Doch je beengter die Verhältnisse, desto schwieriger scheint es mit den Sicherheitsabständen zu sein.

Das kann man beispielsweise am Tiergärtnertor erkennen. Hier werden zwar vom Bieramt Wanderer nur diejenigen Gäste bedient, die einen Sitzplatz an einem der Tische vorweisen können, aber das hält die Menschen trotzdem nicht davon ab, es sich wie in Nicht-Corona-Zeiten üblich auf dem gepflasterten Platz gemütlich zu machen.

Schließlich bekommt man Getränke auch anderswo oder bringt sie sich gleich selbst mit. Da kann ein Schild vor dem Bieramt noch so sehr darum bitten, "Abstand und Anstand" nicht zu vergessen. An den entsprechend positionierten Tischen der Gastronomen klappt das zwar gut, wie man auch im Rest der gut gefüllten Innenstadt erkennen kann – aber mit "To Go"-Getränken in der Hand scheinen die Regeln vielen Gästen zu entfallen.

Am deutlichsten wird dies erneut am Köpfleinsberg. Zwischen Kaiser- und Adlerstraße liegt hier im wahrsten Sinne ein Nadelöhr mit wenig Fläche. Genau dieser kleine Platz, die Treppe, die niedrigen Mauern und natürlich das breite gastronomische Angebot drum herum laden zum Verweilen ein.