Gegen Amokfahrten? Wirbel um wild abgestellte Autos vor dem Opernball

Ute Möller

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13.9.2019, 16:39 Uhr

Mitten im hübsch angelegten Begleitgrün stehen die Autos. Sie sollten im Terrorfall Amokfahrer ausbremsen, doch kaum standen die Wagen, brach im Internet der Shitstorm los. Tenor: Es könne ja wohl nicht sein, dass ein Autohaus dreist mitten im Grün parke, um für sich zu werben.

Bürgermeister Christian Vogel, der als Chef des städtischen Servicebetriebs öffentlicher Raum (Sör) auch für das Straßenbegleitgrün verantwortlich ist, war entsetzt, als er Donnerstagnachmittag die Autos auf dem Mittelstreifen sah. Dass dies ein Teil des Sicherheitskonzepts des Opernballs war, wusste er nicht.


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Ein Bürger hatte zuvor die Polizeiinspektion Mitte verständigt. Weil keine Streife Zeit hatte, um vor Ort zu fahren, verständigten die Beamten Sör. Die städtischen Mitarbeiter forderten den Veranstalter des Opernballs auf, die Wagen sofort zu entfernen.

"Ohne Genehmigung und ohne Gefühl für die Natur wurden im Grünstreifen des Frauentorgrabens einige Fahrzeuge zu Werbezwecken abgestellt", schreibt Vogel auf Facebook. "Hier wurde aus reinem wirtschaftlichen Interesse so gehandelt. Die Allgemeinheit und die Natur spielen dabei offensichtlich keine Rolle, genau das ist unser Problem ...es geht nur gemeinsam !!" Der Veranstalter müsse für Schäden haften.

"Wenn auf dem Mittelstreifen etwas an der Bepflanzung zerstört wurde, kommen wir natürlich dafür auf", sagt Veranstalter Andreas Röschke. "Wir haben die Pkw nicht mit negativen Absichten dort abgestellt, sondern sie sind Teil des Sicherheitskonzepts." Dieses sei mit Polizei und Ordnungsamt abgestimmt. Darin heißt es auf Seite 43, dass als "Durchfahrtssperre" auf dem Grünstreifen am Marientorgraben Autos abgestellt werden sollen.

"Sie schirmen den Richard-Wagner-Platz ab, sollte jemand versuchen, von der gegenüber liegenden Grasersgasse mit einem Fahrzeug in die Menschenmenge zu rasen", sagt Röschke. Bereits 2018 hätten während des Opernballs dort Autos gestanden – ohne dass sich jemand daran gestört habe. "Und sie haben kein Grashalm gekrümmt. Wir wollen mit dem Opernball schließlich die Stadt bereichern und niemandem schaden."

"Die Gefahr ist größer als der potentielle Nutzen"

Warum Bürgermeister Christian Vogel nichts davon wusste, dass der Grünstreifen von so großer Bedeutung für die Sicherheit des Opernballs ist, könnte daran liegen, dass die Röschke und Röschke GmbH der Stadt das Sicherheitskonzept laut Robert Pollack vom Ordnungsamt erst am 4. September vorgelegt hat. Die Sondernutzungsgenehmigung sei da schon erteilt worden – ein Parken auf dem Mittelstreifen umfasse diese aber nicht.

Autos auf dem Grünstreifen stellten ein viel zu großes Sicherheitsrisiko für den fließenden Verkehr auf dem Frauentorgraben dar, sagt Pollack. "Die Gefahr ist größer als der potentielle Nutzen im Fall eines Terrorangriffs." Die Stadt habe es versäumt, nach dem 4. September zu überprüfen, ob der erteilte Bescheid für die Sondernutzungen mit dem Sicherheitskonzept übereinstimmt.

Freitag Mittag,wenige Stunden vor Beginn des Opernballs, fand sich dann noch schnell eine neue Lösung: Um den Platz vor der Oper abzuschirmen, stellt der Veranstalter am Frauentorgraben direkt auf dem Platz vor und hinter dem U-Bahnzugang zwei Autos auf.

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