Gemüse-Pioniere und Guerilla-Gärtner
25.07.2011, 17:43 Uhr
„Wir setzen diese Themen aber in Bezug zur Geschichte der Stadt Nürnberg“, unterstreicht Katrin Kasparek. Die Geschichte der Nachhaltigkeit, so die hauptamtliche Mitarbeiterin bei Geschichte Für Alle, ist eng mit dem Rohstoff Holz verbunden. Im 13. Jahrhundert gab es mit der Nürnberger Waldverordnung von 1294 eine erste Vorschrift, die auf die nachhaltige Verwendung des Rohstoffes hinweist.
Als Begründer des Nachhaltigkeitsbegriffes gilt allerdings Hans Carl von Carlowitz, der im 18. Jahrhundert als Oberberghauptmann im sächsischen Freiberg im Erzgebirge tätig war. Von Carlowitz veröffentlichte im Jahr 1713 die Schrift „Sylvicultura Oeconomica. Die Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“.
Die Garten-Tradition der Schnepperschützen
Heute ist Gärtnern „in“. Selbst Obst und Gemüse anzubauen ist dabei aber nicht nur modisch, sondern auch nachhaltig. Und es beruht auf einer langen Tradition. Im Burggraben befinden sich etwa die Schneppergärten, die die Stadt schon vor Jahrhunderten an die Schnepperschützen verpachtete. Diese waren bis ins 18. Jahrhundert eine Vereinigung zur Ausbildung junger Armbrustschützen. Später formierten sich die Schnepperschützen zu einer eigenen Schützengesellschaft.
Wer nicht mit dem grünen Daumen oder einem eigenen Garten gesegnet ist, für den ist möglicherweise „Guerilla Gardening“ die perfekte Methode. Ursprünglich ein Zeichen des öffentlichen Protestes, ist „Guerilla Gardening“ heutzutage en vogue. „Auch in Nürnberg gibt es seit einigen Jahren immer wieder Pflanzaktionen beherzter Bürger“, sagt Kasparek, „die mit Spaten und Setzlingen kleine Grünstreifen verschönern.“ Doch wie steht es um die Nachhaltigkeit in Nürnberg? Die Bilanz entpuppt sich als gemischt. Die Noris ist tatsächlich in mancherlei Hinsicht ökologisch top, etwa beim Abwassersystem und der Luftqualität. Es gibt zwar teilweise hohe Schadstoffkonzentrationen an stark befahrenen Straßen, die Schadstoff-Spitzenbelastungen sind aber niedriger als z.B. in München oder Stuttgart.
Die Bierbrauerei gehört zu den ältesten Gewerben in Nürnberg. Das erste ökologische Bier Deutschlands wurde ab 1983 von der Neumarkter Lammsbräu in der Brauerei Altstadthof hergestellt. Weiter geht es bei „Zwischen Grünkernbratling und Garten-Guerilla“ Richtung Hauptmarkt. Der wirkt heute als verkehrsberuhigter Ort eher beschaulich. Dies ist allerdings noch ein junges Phänomen. Bereits im 19. Jahrhundert war das Verkehrsaufkommen in Nürnberg so groß, dass es Planungen gab, mit dem sogenannten „Burgbergtunnel“ eine Verbindung zwischen der Innenstadt und der Nordstadt zu schaffen.
Flankierend will die Kampagne „Nürnberg steigt auf“ den Anteil des Radverkehrs von heute elf Prozent bis 2015 auf 20 Prozent steigern.
Ein stilles Gedenken gilt auf der Führung auch Margarete Engelhardt. Denn die „Marcharedd“ habe mit ihrer klassischen Frage „Wos braung men heit?“ ihren Beitrag für den nachhaltigen Konsum von Obst und Gemüse geleistet.
Nächste Station ist die „Fleischbrücke“. Hier stand einst das Fleischhaus. Das Schlachtvieh für Nürnberg wurde bereits seit dem späten Mittelalter größtenteils aus Böhmen und Ungarn importiert. Heute ist der Fleischkonsum leicht zurückgegangen. Vegetarisches Essen ist längst keine Seltenheit mehr.
Der Rundgang endet vor der Puppenklinik. Den Titel „Spielzeugstadt“ trägt Nürnberg zu Recht. Man kann auf eine jahrhundertelange Tradition der Spielzeugherstellung zurückblicken. Unfaire Rahmenbedingungen sind auch heute ein Thema in der Herstellung von Spielzeug. Etwa 80 Prozent des bei uns erhältlichen Spielzeugs wird in China produziert, häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen. „Als Kunde sollte man Billigprodukte meiden“, gibt Kasparek zu bedenken.
Der Rundgang „Zwischen Grünkernbratling und Garten-Guerilla“ findet wieder am 29. Juli statt. Treffpunkt ist um 17 Uhr die Brücke vor dem Tiergärtnertor
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