Genuss mit Abstand: Das ist die Bilanz nach dem ersten Biergarten-Tag

18.5.2020, 19:38 Uhr
Die Betreiber sind sich einig: An Tag eins nach dem Shutdown muss sich die Routine erst einmal einspielen.

© Michael Matejka Die Betreiber sind sich einig: An Tag eins nach dem Shutdown muss sich die Routine erst einmal einspielen.

Die erste Stammkundin stand Punkt 9 Uhr vor der Tür von Finca & Bar Celona an der Insel Schütt, erzählt Christian Mangels. "Wir haben sie mit einem Glas Prosecco begrüßt", sagt der Betriebsleiter des Lokals und fügt hinzu "Wir freuen uns, dass wir wieder Gäste haben." Die Freude ist auch bei drei jungen Frauen groß, die im Biergarten des Lokals Cocktails genießen. Auch wenn man sich schon draußen an der frischen Luft treffen kann, ist die Zeit an einem Tisch doch schöner, sagt Jessica Bräutigam: "Es ist entspannter und die Gespräche sind tiefgründiger." Ihre Freundin Chanté-Whitney Heinz sieht es genauso: "Man kann alles besser besprechen als zwischen Tür und Angel."

Herbert Heidenreich zeigt sich auch in Feierlaune. Nach mehrwöchigen Pause hat er sich zusammen mit seinen Stammtisch-Freunden im italienischen Restaurant "Provenza" am Hauptmarkt eine Flasche Prosecco genehmigt. "Es hat richtig gut getan, Freunde wiederzusehen." Dass die Kundschaft dabei auch einiges an Hygieneregeln beachten und zum Beispiel erst am Tisch den Mundschutz abnehmen darf, hat ihn nicht weiter gestört. Er sieht es pragmatisch: "Die Regeln sind Fakt." Sich darüber zu ärgern bringe nichts.

Eröffnung mit Auflagen

"Wir hatten heute schon etwa 50 Gäste, nur zwei sind nicht reingegangen, weil sie ihre Daten nicht hinterlassen wollten", erzählt Laura Boy, stellvertretende Betriebsleiterin bei Finca & Bar Celona auf der Insel Schütt. Wie in jedem Lokal müssen auch in ihrem die Mitarbeitenden die Gästedaten aufnehmen, damit eine Infektionskette nachverfolgt werden kann, sollte einer der Gäste an Covid-19 erkranken. Mit der Auflage, Kontaktdaten samt Adresse und Telefonnummer dem Wirten zu hinterlassen, scheinen die Gäste klar zu kommen. Wen man auch immer fragt: Jeder, der sich heute an einen der Lokaltische in der Stadt setzt, scheint nach zwei Monaten Shutdown einfach nur glücklich über diese Möglichkeit.

Die Freude der Kundschaft hat jedoch für die Lokale ihren Preis. Sie mussten Tische auseinanderziehen und können so weniger Menschen bedienen als sonst. Die Umsätze dürften also niedriger ausfallen. Gleichzeitig gibt es für die Mitarbeitenden mehr zu tun: Jeder Tisch und jeder Stuhl, Salz- oder auch Zuckerstreuer müssen nach jedem Gast desinfiziert werden. "Wir haben einen erhöhten Personalbedarf", sagt Christian Mangels. Seine Erwartungen an den wiederaufgenommenen Betrieb sind daher erst einmal verhalten: "Wir hoffen, dass wir kostendeckend arbeiten. An Gewinn denken wir nicht."

Tom Deuerlein von "Deuerlein Buch Wein Caffè" in der Lorenzer Straße hat seinen Außenbereich erst einmal gar nicht aufgemacht. Er hält es für kaum realistisch, alle Hygienevorgaben korrekt einzuhalten. Auch der erhöhte Aufwand, der bei der Öffnung des Außenbetriebes nötig wäre, führt dazu, dass Deuerlein seine Tische auf der Straße nicht frei gibt: "Es lohnt sich nicht." Er zweifelt auch an der Sinnhaftigkeit der Dokumentation der Kundenpersonalien: Wer überprüft, ob die Angaben richtig sind? "Ich bleibe erst einmal bei meinem minimalistischen Angebot an Coffee to go", erklärt Deuerlien seiner Kundschaft in einem Aushang an der Tür. Er wolle erst einmal beobachten, ob die Vorschriften nach den ersten Erfahrungen noch angepasst werden.


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