Golden Summer am Dutzendteich: Nürnberg wird zum Yoga-Mekka

Timo Schickler

Lokalredaktion Nürnberg

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4.8.2019, 20:14 Uhr
SUP Yoga, also Yoga auf einem Stand up Paddle, zelebrierten die Teilnehmer des Nürnberger Yogafestivals.

© Yogafestival Nürnberg SUP Yoga, also Yoga auf einem Stand up Paddle, zelebrierten die Teilnehmer des Nürnberger Yogafestivals.

Die Sonne spiegelt sich im Dutzendteich, Wellen schwappen sanft ans Ufer, gegenüber ragt die Congresshalle nach oben. Oder eher nach unten, zumindest aus Steffis Perspektive. Sie baumelt in einem knallgelben Tuch – und zwar kopfüber. Mit den Beinen umklammert sie das Tuch, die Arme hat sie über ihrem Kopf verschlossen. "Ein gutes Gefühl", sagt die Nürnbergerin. Zu ihrer ersten Aerial-Yoga-Erfahrung.

Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, das alles fördert die Yoga-Variante mit Tuch, sagt Eileen Hücker. Seit drei Jahren gibt sie im Familientreffpunkt Knirpse & Co. in St. Jobst Kurse in Aerial Yoga. An diesem Wochenende aber hängen die trapezförmigen Tücher unter dem Aussichtsturm des Rudervereins Nürnberg am Dutzendteich, den zwei Tage lang Yogis in Beschlag nehmen. Beim Golden Summer Festival.

200 Menschen kommen zu Nürnbergs erstem Yogafestival, um neue Erfahrungen zu sammeln. Zum Beispiel bei Eileen Hücker. Wenn Neulinge dort die anderen kopfüber baumeln sehen, denken viele: "Oje, das schaffe ich nicht", weiß Hücker. Und belehrt sie eines Besseren. Denn: "Die Schwerkraft hilft einem dabei", sagt Hücker. Auch im Tuch und über dem Boden lassen sich klassische Yoga-Übungen wie "das Brett" oder "das Boot" ausführen, gepaart mit einem Schuss Akrobatik. "Das ist gut für die Körperhaltung", sagt Eileen Hücker. Ganz zur schweigen von der neuen Perspektive, die Steffi erlebt.

Deswegen nimmt sie zusammen mit ihrer Freundin am Festival teil. Sonst macht sie Yoga eher zu Hause, privat, hier "will ich jetzt etwas ausprobieren, wie Power Yoga".

Meditation auf dem Dutzendteich

Oder auch SUP Yoga, also Yoga auf einem Stand up Paddle. Das haben auch Saskia und ihre Freundin schon getestet. "Ein bisschen wackelig" sei das gewesen, vor allem weil zwar jeder Yogi ihr eigenes Brett bekommt, um auf dem Dutzendteich Übungen zu machen, "die sind aber alle miteinander verbunden", sagt Saskia. SUP Yoga trainiere also auch Teamwork, ist das Fazit der 29-Jährigen, insbesondere aber das Gleichgewicht.

Auch das Innere, denn: "Yoga macht den Kopf frei", sagt Saskia. Einmal die Woche nimmt sie an einem Kurs teil, zweimal macht sie Übungen für sich. Sie schwört auf Iyengar-Yoga, wobei es noch intensiver um die körperliche Ausrichtung geht, erklärt die Nürnbergerin. "Das ist deshalb besonders gut für die Gelenke."

Von Anfängern bis Profis

Vera und Brigitte sind extra für das Festival aus Stuttgart nach Nürnberg gekommen. Die Freundinnen hat vor allem Lu Jong Yoga überrascht, weil bei anderen Richtungen "die Übungen oft ähnlich sind, dort aber nicht, das war eine neue Philosophie". Ausprobieren, Philosophien erleben, Perspektiven wechseln – das wollte Marisa Kugler erreichen, als sie entschied, das erste Yoga-Festival in ihrer Heimatstadt zu veranstalten. 20 Yoga-Lehrer hat sie versammelt und durch das Festival vernetzt.

Die Yogalehrerin, die in Münster lebt, ist durch das Festival neu im Leben angekommen. Durch eine langwierige Krankheit hat sie vor Jahren zum Yoga gefunden – und darüber "zum Blick von außen nach innen". Als sie die Übungen in der Klinik macht, schart sie bald eine Handvoll Patienten um sich, die mitmachen.

Diese Energie, die Yoga entfacht, hat sie nun in das Festival gesteckt, bei dem zwei Tage lang auf zwei Wiesen, unter einem Pavillon oder eben auf dem See Yoga gemacht wurde, egal ob Yoga-Anfänger oder Profis. Wichtig war Kugler, "dass die Yoga-Lehrer alle aus der Region kommen". Heißt: Wer hier einen Kurs für sich gefunden hat, kann dabeibleiben. Egal, ob kopfüber oder nicht.

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