Grundsteinlegung: Das neue Herzstück der Musikhochschule
14.10.2014, 21:11 UhrDer Umbau der Hochschule für Musik hat im April mit eineinhalbjähriger Verspätung begonnen, doch jetzt läuft alles nach Zeitplan. Wenn Martin Ullrich auf den Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie in Hamburg angesprochen wird, die nicht endenwollenden Großbaustellen der Republik, kann er nur schmunzeln. Der Präsident der Hochschule für Musik hat „eine angeborene Grundfröhlichkeit, die auch von dieser Baustelle nicht zu erschüttern ist“, bescheinigt ihm Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly.
Eigentlich sollte in diesem Jahr, zum 100-jährigen Bestehen des „Wastl“-Gebäudes in der Veilhofstraße, schon alles fertig sein. Im Oktober 2011 hatte der Nürnberger Stadtrat den Umbau und die Sanierung für 28,9 Millionen Euro genehmigt. Inzwischen sind die Kosten auf knapp 40 Millionen Euro gestiegen. Erst im April 2014 konnten die Arbeiten beginnen.
400 Studenten, 150 Professoren und Mitarbeiter zogen mit ihren Instrumenten ins Ausweichquartier gegenüber um. Auch das Fritz-Hintermeyer-Haus, ein ehemaliges Pflegegebäude des Spitals, musste dafür erst hergerichtet werden.
Künstler braucht Publikum
„Wir wollten etwas Ordentliches bauen“, sagt Maly. „Auch wenn wir es anschließend wie jede Hochschule dem Freistaat übergeben müssen.“ Das sei schon Tradition in Nürnberg, spottet der Oberbürgermeister bei der Grundsteinlegung, dass die zweitgrößte Stadt Bayerns ihre Hochschulen selbst zahlen und bauen müsse.
„Wir helfen ja gern“, sagt Maly. Der Freistaat übernimmt drei Millionen Euro der Kosten. Die Zukunftsstiftung Sparkasse Nürnberg fördert den Bau des Orchestersaals mit 1,56 Millionen Euro. „Als Künstler braucht man Publikum und dazu braucht es einen Konzertsaal im eigenen Haus“, sagt Maly. Im Herbst 2016 soll alles fertig sein.
Der Saal entsteht im Innenhof des vierflügeligen Sebastianspitals. Das Dach des Neubaus liegt dann auf demselben Niveau wie der Fußboden des Altbaus im ersten Stockwerk. Die Bühne wird eineinhalb Stockwerke unter der Erde liegen, noch ist dort eine Baugrube. Die Zuschauerränge werden bis ins Erdgeschoss führen, am Tag der Grundsteinlegung stehen die Gäste an dieser Stelle noch auf einem großen Erdhaufen.
„Der Saal wird das neue Herzstück der Hochschule werden“, sagt Martin Ullrich. „Unser Orchester wird für Proben und Auftritte nicht mehr durch die halbe Stadt hausieren gehen müssen.“ Die Dachterrasse stellt er sich als neuen Begegnungsort vor, an dem auch Open Air Konzerte stattfinden. Schon bislang gibt es an der Hochschule rund 250 Veranstaltungen im Jahr.
Schritt für die Zukunftssicherung
„Der heutige Tag ist ein entscheidender Schritt für die Zukunftssicherung von Deutschlands jüngster Musik-Hochschule“, sagt Ullrich. Zwar entstand bereits 1821 unter Johannes Scharrer die Städtische Singschule Nürnberg, die später zum Meistersinger-Konservatorium wurde. Doch erst seit 2008 ist es eine staatliche Hochschule für Musik.
Um- und Neubau sind so teuer, um das Gebäude endlich an die Bedürfnisse der Musiker anzupassen. Ein Hochdruckbefeuchtungssystem sorgt für gleichbleibendes Raumklima, um die empfindlichen Instrumente zu schonen. Die Tragfähigkeit der Decken im denkmalgeschützten „Wastl“ muss verbessert werden, zwei neue Treppenhäuser kommen dazu, neue Fenster auf der Außenseite und neue Dachziegel. „Von unseren Studierenden und Professoren wird seit jeher Geduld und Flexibilität verlangt“, sagt der Präsident der Hochschule.
„Wir sind es gewohnt, bislang ohne Schallschutz auszukommen.“ Der zusätzliche Baulärm störe da wenig. „Musik ist immer auch mit Geräuschen verbunden.“ Die aktuell neu eingeschriebenen Studenten könnten noch bessere Zeiten erleben: Ein Bachelor-Studiengang dauert vier Jahre.
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