Grüne Kraft am Wegesrand in Kraftshof
28.05.2014, 07:59 Uhr
Schauspielerin Gwyneth Paltrow schwört drauf. Leinwandkollegin Drew Berrymoore auch, und Topmodels wie Miranda Kerr sowieso. Ach, eigentlich ist ganz Hollywood gerade ganz verrückt nach „Green Smoothies“ – den Powerdrinks aus grünem Gemüse, Kräutern und Obst. Man muss aber nicht nach Amerika reisen, um diesem gesunden Trend nachzuspüren, Jutta Satorius, Ernährungscoach und staatlich geprüfte Kräuterpädagogin aus Kraftshof, bietet regelmäßig Führungen und Workshops zum Thema an.
Wir haben uns für die Wildkräuterwanderung durchs Knoblauchsland mit anschließendem Smoothie-Workshop entschieden. Schließlich wollen wir auch testen, wie Kräuter in flüssiger Form so schmecken.
Rund zwanzig Teilnehmer machen sich auf den Weg. „Ich bin hier, weil ich keine Ahnung habe, was man so nehmen kann von der Wiese“, erzählt Günther Heinl. Der überzeugte Veganer trinkt regelmäßig grüne Smoothies. Bisher hat er sich die Zutaten im Bioladen besorgt. „Ich könnte mir vorstellen, selber Kräuter zu sammeln, aber nur, wenn ich sicher genug bin, viele Pflanzen sehen sich doch sehr ähnlich“, meint er.
Unser Ziel ist eine Blumenwiese etwas außerhalb von Kraftshof. Doch schon nach wenigen Metern bleibt Jutta Satorius stehen, denn auch am Wegesrand wächst allerhand Essbares.
Beifuß etwa, den die meisten als Gewürz für die Weihnachtsgans kennen. „Beifuß hat viele Bitterstoffe und ist gut für die Verdauung und Fettverbren-nung“, erklärt die 51-Jährige. Taubnesseln kennt fast jedes Kind. „Das ist eine super Pflanze für unsere Smoothies, man kann Blätter, Blüten und den Stil verwenden“, verrät die Kräuterexpertin und jeder nimmt sich ein paar der den Brennnesseln so ähnlich sehenden Pflänzchen mit.
Gespeicherte Energie
Je grüner, desto gesünder, erfahren wir beim Weitergehen. Das Geheimnis steckt im Chlorophyll, dem Stoff, mit dem Pflanzen Photosynthese betreiben. „Wenn wir etwas Grünes trinken, nehmen wir quasi gespeicherte Sonnenenergie zu uns“, betont Satorius. Wildkräuter hätten sogar noch mehr Power als gezüchtete. Bis zu zehnmal mehr an Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen. Der Grund: Weil sie nicht im Gewächshaus mit Wärme und Lichtschutz versorgt werden, lagern sie Vitamin C als Sonnenschutz und andere gesundheitsfördernde Substanzen ein.
Angekommen auf der Wiese, blüht uns jede Menge: die Schafgarbe mit ihren federähnlichen Blättern soll krampflösend wirken. Der Spitzwegerich, dessen dicke, ovale Blüten nach Champignons schmecken, ist bekannt als natürliches Antibiotikum. Erkältet? Dann rein damit in einen Smoothie!
Wir sammeln nicht nur unterschiedlichste Kräuter, auch erfahren wir von der Expertin, welche Pflanzen man lieber stehenlassen sollte. Butterblumen („hochgiftig“) oder die Herbstzeitlose („der Bärlauch, den man nur einmal isst“). Sauerampfer, Löwenzahn, Rotklee, Frauenmantel und Wiesen-Labkraut können bedenkenlos gegessen und getrunken werden.
„Ich bin sehr gespannt, wie es schmecken wird“, sagt Christina Warter aus Erlangen. Sie erzählt, dass sie den Workshop ihrer Freundin geschenkt habe, weil die sich sehr für Kräuter interessiere. Sie selbst kennt deren heilsame Wirkung von ihrer Mutter. „Sie wusste immer, welches Kraut bei welcher Krankheit hilft“. Dieses Wissen würde sie gerne bei diesem Spaziergang für sich neu entdecken.
Zurück in Jutta Satorius’ Firmendomizil, der „Kraftshofer Wellness-Scheune“, spendiert die Gesundheitsfachfrau noch Brennnesseln, Gänseblümchen und Giersch aus dem eigenen Garten. Dann geht es ans Mixen und Probieren. Zum Einstieg mischt Satorius einen Smoothie aus Apfel-, Orangen- und Karottensaft, einer halben Banane, einigen Nüssen, ein paar Tropfen Leinöl und einer Handvoll Kräuter.
Das Ergebnis ist hellgrün und schmeckt, nun ja, gewöhnungsbedürftig. Eher fruchtig als kräutrig. Aber als Einsteiger sollte man die grünen Bestandteile vorsichtig dosieren, ihre Power sei nicht zu unterschätzen, warnt Satorius. Vielleicht ist es auch eher die breiige Konsistenz, die dem Genuss im Wege steht?
Meine Mitstreiter müssen schmunzeln, sie finden’s lecker, offenbar haben sie bereits mehr Smoothie-Erfahrung als ich. Beim nächsten Drink – einem Detox-Smoothie mit Gurke und Giersch — gucken dann doch ein paar skeptisch.
Gilt doch dieses Gewächs bei Gärtnern als äußerst ungeliebtes Unkraut. Doch das tiefgrüne, entgiftende Getränk schmeckt überraschend gut! Noch besser kommt aber (auch bei mir) der „Power-Smoothie“ mit Brennnesseln an (siehe Rezept). Erfrischend und herb zugleich — das hätte ich nun nicht gedacht. Trotzdem: Kräuter sind mir lieber, wenn ich sie noch kauen kann. Vielleicht schmier‘ ich mir demnächst ein Butterbrot mit Gänseblümchen.
Kontakt und weitere Wildkräuter-Termine unter www.wellness-scheune-kraftshof.de
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