Häkeln für den Profit: Schüler üben sich als Manager
20.10.2012, 00:00 Uhr
Eines sollte die neue Tragetasche auf jeden Fall sein: ökologisch abbaubar. Also setzte sich das 14-köpfige Team zusammen und tüftelte wochenlang an der Idee. Mit erstaunlichem Erfolg: Die Schüler vom Humboldt- Gymnasium Vaterstetten haben umweltverträgliche und wasserdichte Tragetaschen aus Baumwolle entworfen und genäht.

„Immer wenn es geregnet hat, wurden unsere Schulordner nass“, sagt Sophia Wasserer am Messestand ihres Unternehmens. „Mit den Taschen von ,Greencases Company‘ passiert das jetzt nicht mehr“, erklärt die Zwölftklässlerin und klingt dabei wie ein erfahrener Verkaufsprofi. Das Material wird aus alten Zeltstoffen gewonnen und ist durch die spezielle Werbung nahezu wasserdicht. Der Vertrieb läuft über eine eigene Homepage und Schulveranstaltungen. Eine Tasche kostet 10,90 €.
Um die Unternehmung zu finanzieren, haben die Schüler Anteilscheine an Bekannte und Verwandte verkauft. „90 Stück zu jeweils zehn €“, berichtet Sophia. Der Gewinn falle allerdings eher bescheiden aus im ersten Geschäftsjahr. Der Wert einer Aktie sei minimal gestiegen.
Die waschechten Jungunternehmer ruhen sich nicht auf den ersten Erfolgen aus. Längst haben sie sich ein zweites Standbein aufgebaut: Bunte Hüllen für iPods. Der Filz wird aus PET-Flaschen gemacht. Natürlich recyclebar.
Ob manchmal dicke Luft herrscht im Juniorbetrieb? „Ja klar“, erklärt Alexander Bartsch, Vorstand von Greencases, „aber das Betriebsklima ist gut. Wir teilen die Arbeit fair auf.“ Eine Gruppe näht, eine bedruckt die Taschen und eine organisiert. Die meiste Starthilfe bei der Gründung gab es von den Lehrern, sagt Alexander. Und natürlich vom Projekt Junior.
Führungskräfte von morgen
„Junior — Schüler erleben Wirtschaft“ wird veranstaltet vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e. V. und dem Institut der deutschen Wirtschaft JUNIOR gGmbH. Im Rahmen eines Seminars in der Oberstufe haben über 1600 bayerische Schüler in Kleingruppen ein eigenes Unternehmen gegründet. 17 dieser Juniorbetriebe sind auf der Messe in Langwasser vertreten. Die LfA Förderbank Bayern unterstützt das Projekt finanziell.
Otto Beierl, Vorstandsvorsitzender der LfA, ist begeistert von den Ideen der Schüler: „Wir wollen das Potenzial an künftigen Führungskräften bereits in der Schule fördern.“ Besonders gefallen habe ihm die Idee mit den geschmolzenen Schallplatten, die als bunte Obstschalen auf den Tisch kommen.
Mindestens genauso bunt ist die Geschäftsidee von Maxi, Moritz und Markus. Die drei Jungs aus Traunstein hätten nicht gedacht, dass sie ihre freien Nachmittage einmal mit dem Häkeln von Mützen verbringen würden. „In den Sommerferien haben wir mit der Produktion angefangen“, erzählt Maxi. Jetzt hat „loop-troop“ den Verkauf gestartet — am Stand in Langwasser und auf Facebook.
„Am Anfang“, berichtet Moritz, „haben wir uns Videos angeschaut, wie man richtig häkelt.“ Mittlerweile läuft jeder Handgriff von allein. „Das mache ich während dem Fernsehgucken.“ Nach zwei bis drei Stunden ist die Kopfbedeckung — wahlweise mit oder ohne Bommel — fertig.
Das Trio hat seine Hausaufgaben gemacht: Eine Analyse des Langwasser Mützenmarktes habe ergeben, dass die weibliche Konkurrenz von „MyMütze“ einen dreimal so hohen Verkaufspreis angesetzt hat. „Viel zu viel“, findet Moritz.
Eine „loop-troop“-Mütze kostet 18,90 €. Trotz eines Gewinns von 13 € pro Stück ist der große Geldsegen bisher ausgeblieben. Doch die drei Jungunternehmer sind überzeugt: „Wenn die Wintersportsaison losgeht, läuft das schon noch an.“
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