"Schade, dass es kein KZ mehr gibt"

Hateslam beim Nürnberg Digital Festival: Was sich Journalisten von Lesern anhören müssen

Kurt Heidingsfelder

Projektredakteur

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26.6.2022, 14:48 Uhr
"Schade, dass es kein KZ mehr gibt..." Auszug aus einem besonders üblen Leserbrief. 

© Montage: nordbayern "Schade, dass es kein KZ mehr gibt..." Auszug aus einem besonders üblen Leserbrief. 

Manches ist skurril, manches ist witzig, und manches ist einfach nur böse. Wer als Journalist Texte veröffentlicht, muss nicht nur mit inhaltlicher Kritik, sondern immer auch mit unsachlichen Beiträgen rechnen. Normalerweise werden diese nie öffentlich. Beim Hateslam im Rahmen des Nürnberg Digitalfestivals (7. Juli, 19 Uhr) ist das anders, da stehen solche Kommentare im Mittelpunkt.

In kurzweiligen Darstellungsformen wird veranschaulicht, was da alles in analoger und digitaler Form angeschwemmt wird und wie die Redaktion darauf reagiert. Und bei aller Betroffenheit ob der Ernsthaftigkeit des Themas: Es darf ausdrücklich gelacht werden. Der Kooperationspartner der Nürnberger Nachrichten, das Museum für Kommunikation Nürnberg (MKN), sorgt für die wissenschaftliche Einordnung der Texte.

In der Redaktion der NN haben in jüngerer Vergangenheit vor allem zwei Ereignisse für rege Geschäftigkeit unter den Leser-Kommentatoren gesorgt: die Flüchtlingskrise 2015/2016 und die anhaltende Corona-Pandemie. Aber natürlich provozieren immer wieder auch viele andere Themen bei Leserinnen und Lesern hohen Puls und entsprechend emotionale Einordnungen von journalistischen Beiträgen. In der Kategorie der persönlichen Beleidigungen reicht die Palette vom relativ harmlosen "Zeilenstrolch" über "Pappnasen" " bin hin zu "du feiges, korruptes A..."

Gelegentlich sind weniger die verbalen Ausfälle als vielmehr die Argumentationsketten der Schreiber so abenteuerlich absurd, dass sie unfreiwillig komisch wirken. Auch dazu wird es beim Hateslam Beispiel geben.

Die meisten "Leserbriefe" kommen inzwischen übrigens per Mail oder werden online gleich unter den betreffenden Artikel geschrieben. Allerdings hat auch die gute alte Postkarte noch nicht ganz ausgedient, wenn es darum geht, Empörung in knackige Worte zu packen.

Mit Hilfe von Annabelle Hornung, Leiterin des Museums für Kommunikation Nürnberg, wo die Veranstaltung stattfindet, wird beim Hateslam auch der Frage nachgegangen, wie früher oder in anderen Ländern gehasst wurde beziehungsweise wird. "Möge die Elster von deinem Gehirn trinken" ist jedenfalls mutmaßlich keine typisch deutsche Beschimpfung.

SPD-Chef Ahmed dabei

Wird Einblicke in seine persönliche "Fanpost" gewähren: Nasser Ahmed. 

Wird Einblicke in seine persönliche "Fanpost" gewähren: Nasser Ahmed.  © Roland Fengler, ARC

Als Gast aus der Politik wird am 7. Juli der Nürnberger SPD-Chef Nasser Ahmed mit von der Partie sein. Zusammen mit dem Sohn eritreischer Einwanderer gehen die beiden Moderatorinnen Nina Dworschak und Hicran Songur, beide Volontärinnen im Verlag Nürnberger Presse, unter anderem der Frage nach, inwiefern bei uns Menschen in der Öffentlichkeit immer auch noch wegen ihrer Hautfarbe beschimpft werden.

Mit Christian Urban vom digitalen Nachrichtenportal nordbayern.de beteiligt sich am Hateslam außerdem noch ein Experte für Online-Kommentare, insbesondere in Sozialen Medien wie Facebook. Wann reagiert man auf Hater und wann am besten nicht? Welche Tonart ist die richtige? Wie schützt man sich davor, die Anfeindungen aus dem Job mit nach Hause zu nehmen. Urban kann in dem Bereich auf jahrelange Erfahrung verweisen.

Eintritt frei

Wer den Hateslam am Donnerstag, 7. Juli 2022, im MKN live erleben will, meldet sich bitte möglichst rasch direkt über die Homepage des Digitalfestivals Nürnberg an. Der Eintritt ist frei.

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