Ideen zum Anfassen

13.11.2016, 18:35 Uhr
Ideen zum Anfassen

© Fotos: Distler

Bei einem für manche unerwartet gut besuchten Informationsforum in „seinem“ Heimatministerium am Lorenzer Platz machte Markus Söder keinen Hehl daraus: Er wolle „commander in chief“ werden, meinte er als Star Trek-Fan mit einem Raumschiff-Modell in der Hand.

Das zielte natürlich weder bloß auf das Finanzministerium, noch auf ferne Welten, sondern auf den Posten im Cockpit des Freistaats. Und schöne Projekte wie die Aufwertung der Schlösser und Burgen und nun ein Ableger des Deutschen Museums an der Pegnitz sind nicht nur dazu da, das Land im allgemeinen und Franken im Besonderen voranzubringen, sondern dürfen gerne auch seiner politische Karriere dienen.

Die Star Trek-Anspielungen waren dabei nicht nur spielerisch gemeint: In vielen Science Fiction-Produktionen nehmen fantasievolle und visionäre Effekte vorweg, was in Wissenschaft und Technik erst später reift und gelingt. Dem Wie und Warum soll nun der Ableger des Deutschen Museums gewidmet sein. „Auch wie Tüftler mit einem Scheitern fertig werden und immer neue Anläufe nehmen, wie also Ideen entstehen und umgesetzt werden“, gehöre zum Programm für das Haus, versicherte Prof. Wolfgang M. Heckl, der Präsident des Deutschen Museums.

Mit einem herkömmlichen Ausstellungszentrum soll das Nürnberger Haus mit rund 6000 Quadratmeter Nutzfläche und voraussichtlich rund einem Dutzend Mitarbeitern nichts mehr gemein haben. Vielmehr sei an ein ganz eigenständiges Profil gedacht – an etwas „in dieser Form weltweit Einmaliges“, so die vollmundigen Ankündigungen von Söder und Heckl.

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Mit ins Boot holen wollen sie die innovativen Firmen aus der Metropolregion. Ob Lichttechnik, Werkstoffe, Automatisierung oder andere Felder – woran in Nürnberg und Umgebung getüftelt wird, soll in dem neuen Haus anschaulich werden. Vor allem durch Experimente und Mitmach-Angebote – wie in den weltweit etablierten Science Centern. Dass all das schließlich auch dazu beitragen soll, jungen Menschen Orientierung bei der Berufswahl zu geben und sie für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, liegt auch auf der Hand.

Platz finden soll die Dependance im künftigen Westflügel des Augustinerhofs. „Der Haupteingang ist auf der Südseite direkt an der Pegnitz vorgesehen“, erläuterte Architekt Volker Staab. Sein Entwurf für die Neubebauung des Areals liegt bereits seit Jahren vor, muss nun aber noch an die neuen Nutzungsideen angepasst werden. An Zuschnitt und Volumen dürfte sich dabei nichts mehr ändern. Denn ein neuerliches, zeitaufwendiges Genehmigungsverfahren wollen Bauherr Gerd Schmelzer und der Freistaat tunlichst vermeiden. „Allerdings muss die Raumaufteilung im Inneren verändert werden – und für ein Museum sind sicher viel größere Fensterflächen in der Fassade nötig“, so Staab, der sich mit seinem Büro schon an die Arbeit gemacht hat.

Zur Herausforderung wird für die Bautechniker vor allem die Konstruktion der drei- oder sogar viergeschossigen Tiefgarage – direkt neben dem Fluss. Die Errichtung des gesamtes Komplexes, in dem der Freistaat die Museumsräume voraussichtlich mietet, wird derzeit auf rund 60 Millionen Euro geschätzt.

Wie erwartungsvoll viele Bürger dem Vorhaben entgegen sehen, wurde in einer Fragerunde in vielen Beiträgen deutlich, in denen bereits auf dem Gebiet tätige Akteure ihre Kooperation anboten. Als einzige Bedenkenträger meldeten sich Vertreter des Bürgervereins Altstadt zu Wort – aus Sorge vor noch mehr Parksuchverkehr.

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