Im griechischen Tanzkurs wird vor allem eines: Viel gelacht

12.12.2011, 19:42 Uhr
Im griechischen Tanzkurs wird vor allem eines: Viel gelacht

© Wolfgang Zink

Wenn in diesen Tagen die Rede von Griechenland ist, sind Wörter wie „Eurokrise“, „Staatspleite“ oder „Rettungsschirm“ nie weit. Doch im griechischen Tanzkurs von Grigorios Nikiforidis, der jeden Donnerstag ab 18 Uhr im Südpunkt stattfindet, herrscht alles andere als trübe Stimmung. Denn der ausgebildete Tanzlehrer vertritt die Auffassung: „Wir tanzen und dann ist die Krise weg“. Aufgedreht springt er durch den Raum, klatscht in die Hände und schreit „Hoppa, Hoppa“.

In einem großen Kreis tanzen Nikiforidis und seine fast nur weiblichen Kursteilnehmer Schulter an Schulter durch das Zimmer. Einer der ältesten und populärsten Tänze Griechenlands ist der Kalamatianós, der sowohl auf dem Festland, als auch auf den vielen Inseln getanzt wird. Seine Ursprünge reichen bis in die Antike zurück, schon zu Lebzeiten Homers, dem Autor von Odysee und Ilias, soll er auf Festen zelebriert worden sein.

Die meisten griechischen Tänze lassen sich in eine von zwei Kategorien einordnen: Die sogenannten „Inseltänze“ wirken leicht und locker, die Bewegungen gehen fließend wie Meereswellen ineinander über. Die Bewegungsabfolgen der eher „kriegerischen“ Tänze des Festlandes hingegen sind härter, die Füße stampfen hier fest auf den Boden.

Im Kurs von Grigorios Nikiforidis finden sich all diese verschiedenen Interpretationen wieder, doch immer wird gemeinsam in der Gruppe getanzt. Während der zweieinhalb Stunden stoßen immer wieder einige dazu, andere gehen früher. Mal ist der Kreis der Tanzenden überschaubar klein, mal scheint der Raum im zweiten Stock des Südpunktes fast gar nicht auszureichen.

Inge Dittenhofer tanzt bereits seit acht Jahren den griechischen Volkstanz und möchte ihn nicht mehr missen. Dazu gebracht hat sie eine Freundin, selbst Halb-Griechin, die auf den Festen ihrer Verwandschaft endlich einmal mittanzen können wollte. Seitdem ist Inge Dittenhofer fasziniert von der griechischen Kultur und lernt mittlerweile auch die Sprache. Am meisten schätzt die 44-jährige kaufmännische Angestellte aber, dass man bei den Tänzen keinen Partner braucht: „Wenn man einen unmusikalischen Mann hat, ist das natürlich praktisch“, fügt sie lachend hinzu.

Und auch wenn Dittenhofer schon so lange dabei ist, Langeweile kommt im Kurs nie auf. Das liegt wohl vor allem an der eloquenten Art von Lehrer Nikiforidis, der nie still steht und unentwegt durch den Raum springt. „Welche Insel ist nächstes Jahr im Trend, habt ihr euch das gemerkt?“ fragt er grinsend und wählt an der Stereoanlage das nächste Lied aus. „Richtig, Lesbos, ab die Post“, ruft er den anderen zu und tanzt sich in die Mitte des Kreises. „Nicht denken beim Tanzen“, weist er seine Lehrlinge dann an „nur den Rhythmus spüren“.

Christine Suslik ist heute erst zum dritten Mal dabei und hat sich eigentlich gar nicht bewusst, sondern vielmehr aus rein pragmatischen Gründen für den Kurs „So tanzt Griechenland“ entschieden, da die Uhrzeit gut in den Arbeitsalltag der Psychologin passt: „Ich hab ja eigentlich überhaupt keine Ahnung davon und war auch noch nie in Griechenland, aber mitmachen kann ich trotzdem gleich“, erzählt die 58-Jährige angetan und kehrt dann schnell wieder in den Kreis zurück.

Die Teilnehmer fassen sich an den Händen und tanzen ein paar Schritte nach vorne, dann wieder mit dem Rücken in die andere Richtung. Grigorios Nikiforidis will unbedingt noch den neuerlernten Tanz der vergangenen Woche wiederholen: „Das ist jetzt ein Test, wie in einer Ex in der Schule. Das müsst ihr noch können, das war erst letzten Donnerstag. Sonst kriegt ihr alle eine Sechs“, sagt er breit grinsend und tippt einer Kursteilnehmerin feixend auf die Schulter: „Du warst letzten Donnerstag nicht da, das weiß ich noch ganz genau.“

Anschließend lernt der Tanzexperte seinem Kurs einen der wichtigsten Schritte: Den Krisenschritt. „Den machen wir immer, wenn es eine Krise gibt, also in letzter Zeit sehr oft. Und dann ist die Krise weg“, ruft Nikiforidis lachend und tanzt weiter durch den Raum. Und für diese zwei Stunden griechischen Tanz glaubt man ihm das sogar.

„So tanzt Griechenland“, Tanzkurs bei Grigorios Nikiforidis, jeden Donnerstag ab 18 Uhr im Südpunkt, Pillenreuther Straße 147, Raum 2.13


 

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