Im Hungerstreik: Kurde wurde nach Flucht verhaftet
8.11.2019, 13:37 UhrDass ein Asylbewerber wegen Fluchtgefahr in U-Haft muss, passiert nicht alle Tage. Murat Akgül (35), dem der Staatsschutz die Teilnahme an Kurden-Demos und andere pro-kurdische Aktivitäten vorwirft, sitzt deshalb jetzt im Gefängnis. Er ist im Hungerstreik.
Seit 30 Jahren lebt er mit türkischem Pass in Deutschland. Akgül war seit langem Mitarbeiter einer Reinigungsfirma und wohnte mit Frau und vier Kindern in einer Eigentumswohnung in der Südstadt. Dann wurde er im August in die Türkei abgeschoben.
Aus Angst, dort verhaftet zu werden, floh er zurück nach Deutschland und beantragte Asyl. Hier sei die Bundesrepublik auch zuständig, hieß es im Dublin-Verfahren. Ein Erfolg, so Akgüls Anwalt Yunus Ziyal, auf den sofort der Haftbefehl wegen illegaler Einreise folgte. "Wohin soll er denn fliehen?", fragt sich der Jurist. Akgüls Familie sei in Nürnberg, das Ganze sei "grotesk".
Antje Gabriels-Gorsolke von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth dagegen nennt es "erschwerend", wenn ein Abgeschobener sofort wieder einreise. Er ignoriere damit die Einreisesperre, der Strafrahmen dafür betrage bis zu drei Jahre.
"Einen politisch aktiven Kurden in die Türkei abzuschieben, gerade in der jetzigen Situation, ist zynisch und hochgefährlich", hält der Bayerische Flüchtlingsrat dagegen. Das autoritäre Erdogan-Regime schrecke nicht davor zurück, seine Kritiker zu verfolgen und wegzusperren.