Im Wächterhaus grüßt das alte Gründlach

Nürnberg - Für ein historisches Schmuckstück sorgt Jürgen Fritzsche: Aus Pappe und Papier hat er den ältesten Stadtteil Nürnbergs nachgebaut, wie er im 17. Jahrhundert aussah.

Historische Themen sind schon lange sein Hobby. Jürgen Fritzsche, gelernter Buchbinder, kann zu fast jedem Gründlacher Haus und zu jedem Bewohner eine Geschichte erzählen. Das verbindet ihn mit dem Heimatforscher Willi Geinzer vom Vorstadtverein Alt-Gründlach, der vor knapp drei Jahren starb.

Blick zurück

Geinzer hatte über Jahrzehnte hinweg das Heimatmuseum im Wächterhaus aufgebaut und bei seinen Führungen die Gründlacher Geschichte immer wieder lebendig werden lassen. Jürgen Fritzsche hat vor Monaten die Aufgabe der Modernisierung des Wächterhauses übernommen und bemüht sich mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl, dieser Herausforderung gerecht zu werden.

Das im Obergeschoss untergebrachte Modell im Maßstab 1:200 ist fast fertig und zeigt auf rund vier Quadratmetern Großgründlach im Jahr 1685, also vor 330 Jahren. Damals wurde eine Zeichnung des Ortes angefertigt und der Ausführende saß, um den optimalen Überblick zu haben, ganz oben auf dem Kirchturm.

Rund 600 Einwohner zählte der Ort zu jener Zeit, heute sind es über 5000 Menschen, die im Grenzbereich von Nürnberg, Fürth und Erlangen leben.

Das Modell, das Jürgen Fritzsche aus eigenen Mitteln finanziert, wird das zentrale Schaustück der neuen Abteilung „Dorfentwicklung“, die im Moment entsteht. Knapp ein Jahr lang hat er daran gearbeitet, mit Pappe und Papier das alte Dorfbild wieder entstehen lassen. Vorlage waren die erwähnte Zeichnung aus der Kirchturm-Perspektive sowie die erhaltenen Baupläne im Staatsarchiv.

Im Moment grübelt er über die optimale Erläuterung der einzelnen Bauwerke, die sowohl wichtige Details enthalten sollen wie auch die Gesamtwirkung des Modells nicht beeinträchtigen dürfen. Die erste öffentliche Vorstellung des großen Schaustücks ist für den 1. Mai 2015 vorgesehen, wenn sich die ortsansässigen Vereine bei einem großen Dorffest präsentieren und auch das Wächterhaus mitfeiert. Dort soll der Startschuss fallen für die Vorbereitungen zum 1000. Geburtstag von Großgründlach im Jahr 2021.

Historisches Ensemble

Das Wächterhaus bildet mit dem Gründlacher Schloss, der Kirche St. Laurentius und dem heutigen Bürgeramt Nord ein historisches Ensemble. Aktuell ist das Wächterhaus in seiner Bausubstanz bedroht, die Feuchtigkeit und der Schimmel breiten sich in dem historischen Gebäude ungehindert aus. Viele Exponate leiden darunter. Die Stadt Nürnberg ist als Eigentümer gefordert, das Wächterhaus mit seiner Geschichte zur Großgründlach auch in Zukunft zu erhalten.