Israel-Boykott: Verein eckt beim Südstadtfest an
08.07.2013, 11:37 Uhr
„Zensiert! Durch OB Maly“: Diese Botschaft prangt an dem leeren Plakatständer vor dem Stand des Vereins „Solidarität International“, Ortsgruppe Nürnberg, Fürth, Erlangen. Am Stand dahinter stehen Besucher und diskutieren unter anderem mit Vereinsmitglied Eric Leman. Der Verein ist laut Homepage „solidarisch mit den Menschen in den besetzen Palästinensergebieten und unterstützt sie in ihrem gerechten Kampf gegen die Besatzung“. In den vergangen Jahren hatte der Verein auf dem Südstadtfest zu einem Boykott von israelischen Produkten aufgerufen, solange die politische Führung die Rechte des palästinensischen Volkes nicht anerkenne. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken zeigte sich besorgt (wie berichtet), Oberbürgermeister Ulrich Maly schaltete sich ein. Derartige Plakate sind in diesem Jahr nicht zu sehen, doch mit dem „Zensur“-Plakatstand will der Verein sein Missfallen ausdrücken.
Glücklich über die Diskussion ist Vereinsmitglied Eric Leman nicht. Im Gegenteil: „Es ist nicht in unserem Interesse, dass wir auf diese Art Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“ Doch kritisiert er auch die Organisatoren des Südstadtfestes: „Seit einem Jahr versuchen wir, mit ihnen eine Diskussion darüber zu führen, ob politische Inhalte in dieser Form erwünscht sind oder nicht.“ Der Boykott-Aufruf isrealischer Produkte sei nur ein Baustein einer größeren Kampagne gegen die, wie der Verein glaubt, „menschenfeindliche Politik“ gegen die Menschen in den besetzten Palästinensergebieten. Am Wochenende hätten viele Besucher den Verein in seiner Haltung bestärkt, so Leman.
Doch es gibt auch zahlreiche Menschen, die sich kritisch zeigen. So meint eine Standmitarbeiterin: „Eine Hetzkampagne gegen israelische Produkte darf hier keinen Platz haben.“ An einem Stand einige Meter weiter sagt eine Helferin: „Ich bin neutral, doch prinzipiell ist das ein heikles Thema.“
Besucher Lucas Baier stellt fest: „Es gilt die Meinungsfreiheit.“ Prinzipiell sei aber gut, dass sich der SPD-Oberbürgermeister in die Diskussion eingeschaltet habe. Ein junges Pärchen, das mit dem gemeinsamen Baby über das Gelände schlendert, ist sich uneinig.
Die 26-jährige Sarah Z. meint: „Ich kann nicht sagen, auf welcher Seite ich stehe.“ Ihr Freund muss, angesprochen auf den Boykott-Aufruf, sofort an die Schrecken des Nazis-Regimes denken: „Ein Aufruf, israelische Waren nicht zu kaufen, geht heute in Deutschland nicht.“ Auch für die Macher ist das Thema nicht abgeschlossen. So meint am Infostand Norbert Woop, zuständig fürs Bühnenprogramm: „Wir setzen auf Deeskalation. Im Auswertungsplenum werden wir noch über politische Inhalte sprechen."
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