«Kein Hirngespinst»: Skispringen im Stadion

16.06.2007, 00:00 Uhr
«Kein Hirngespinst»: Skispringen im Stadion

© André De Geare

Fast könnte man den eigentlichen Zweck des Stadions vergessen, wenn man Gerhard Köchel, Event-Manager bei der Betriebsgesellschaft, so reden hört; dass dort nämlich hin und wieder eine nicht ganz unbekannte Fußball-Elf über den Rasen rennt («Das ist der beste Rasen in Deutschland. Schreiben Sie das!»). Ausschließlich mit den durch die Fußballspiele erzielten Einnahmen ließe sich das Stadion jedoch nicht wirklich profitabel betreiben, fährt Köchel fort. Deshalb müssten mehr «Events» her, findet die Betriebsgesellschaft, hinter der sich zu etwa 75 Prozent der Konzern Hochtief und zu den übrigen Teilen die Stadt Nürnberg verbergen.

Köchel legt die Latte hoch: «Wir wollen 365 Tage im Jahr ein belebtes Stadion haben», sagt er. An nicht wenigen Tagen ist das Stadion schon jetzt für sportfreie Veranstaltungen vermietet. Von 20. bis 22. Juni fallen 30000 Zeugen Jehovas ins Frankenstadion ein und zahlen ordentlich dafür. «Wir freuen uns, wenn die Zeugen Jehovas kommen. Weil die das Stadion reinigen, dass sie hinterher vom Boden essen können», sagt der Event-Manager. Während des Norisring-Rennens wird das Stadion genutzt, der Vip-Bereich wird laut Köchel von der Firma Bosch gemietet. Und in nächster Zukunft finden zwei Open-Air-Konzerte im Innenraum statt. Für Herbert Grönemeyer hat der Aufbau vorgestern begonnen. Am Sonntag tritt der Sänger im nicht ausverkauften Stadion auf und wagt sich auf einem 50 Meter langen Laufsteg mitten ins Publikum. Am 15. Juli gibt sich Musiker George Michael die Ehre.

Ein bisschen mehr darf’s trotzdem noch sein, wenn es nach der Betriebsgesellschaft geht. «Wir können uns pro Jahr drei Konzerte vorstellen», sagt Köchel. Es gebe Planungen, «auch im klassischen Bereich».

Planungen gibt es auch für eine Veranstaltung, für die es durchaus Vorstellungsvermögen braucht. Im Winter könnten Skispringer im Stadion von einer Schanze springen, notfalls in eine Landschaft aus Kunstschnee, meint der Event-Manager. Ein Scherz? «Das ist kein Hirngespinst. Wir suchen noch nach Partnern», entgegnet Köchel.

Stefan Raab, der das Fernsehpublikum seit Jahren auf Pro 7 mit seiner Sendung «TV Total» dauerpenetriert, wäre solcher ein Kandidat. Schließlich habe der schon Stadien gefüllt, sagt Köchel. Zum Beispiel die Arena auf Schalke mit einem Auto-Crash-Rennen, dessen höchster Sinn darin liegt, dass ein Teilnehmer dem anderen ordentlich in die Seite fährt. Nur, mit Stefan Raab habe es leider noch nicht geklappt, bedauert Köchel.

Was wohl die Anwohner dazu sagen, wenn noch mehr Veranstaltungen im Stadion stattfinden werden? Köchel kann sich nicht vorstellen, dass die etwas dagegen haben. Vor allem mit den Kleingärtnern verstehe man sich ausgezeichnet - und das nicht erst, seitdem die Stadionbetreiber 100 Liter Bier fürs Sommerfest der Kleingärtner haben springen lassen.