"Lebende Fossilien"
Kleiner Rüssel und gemustertes Fell: Süßer Tapir-Nachwuchs im Tiergarten Nürnberg
7.12.2023, 16:43 UhrNicht nur die zwei flauschigen Löwenbabys sorgen im Nürnberger Tiergarten aktuell für Verzückung: Das Tapir-Mädchen ist der erste Nachwuchs von Mutter Indy und Männchen Morse und der erste bei den Nürnberger Schabrackentapiren seit 2012. Damit Mutter und Kalb eine Bindung zueinander aufbauen konnten, blieb das Tapirhaus in den ersten Tagen nach der Geburt geschlossen. Inzwischen ist es wieder regulär von 10 bis 16.15 Uhr geöffnet.
Die Stadt Nürnberg verkündete die frohe Botschaft in einer Pressemitteilung vom Donnerstag (08.12.2023). Dennoch braucht man ein bisschen Glück, um die kleine Familie zu Gesicht zu bekommen: Denn Mutter und Tochter halten sich aktuell im hinteren Bereich der Anlage auf. Vater Morse ist noch getrennt von den beiden, kann sie aber von seinem Bereich des Geheges aus sehen und Kontakt aufnehmen, heißt es seitens der Stadt und des Tiergartens.
Erfolgreiche Zucht seit den 1960er Jahren
Die Eltern Indy und Morse kamen Ende 2021 in den Tiergarten. Beide lebten vorher in Tschechien: Die vierjährige Indy kam aus dem Zoo Zlin, der dreijährige Morse aus dem Zoo Prag. Der Nürnberger Tiergarten hält bereits seit 1964 Schabrackentapire und kann auf 15 erfolgreiche Aufzuchten zurückblicken. Aufgrund dieser guten Zuchterfolge über Jahrzehnte hinweg ist dem Tiergarten Nürnberg 1992 die Koordination des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programme) für diese Art übertragen worden.
Ziel des Programms ist es, langfristig eine stabile selbsterhaltende Population außerhalb des natürlichen Lebensraums aufzubauen. „In dieser Rolle kümmern wir uns zum Beispiel um die Etablierung von kompatiblen Zuchtpaaren, Zuchtempfehlungen und den Tausch von Tieren zwischen verschiedenen Zoos“, sagt Kuratorin und EEP-Koordinatorin Diana Koch. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN ist die Art stark gefährdet. Bedroht sind Schabrackentapire in freier Wildbahn hauptsächlich von der großflächigen Abholzung der Wälder, dem Bau von Straßen und der Wilderei.
Anspruchsvolle Waldbewohner aus der Urzeit
Tapire sind mit Pferden und Nashörnern verwandt und gelten als „lebende Fossilien“. Ihre Vorfahren lebten schon vor rund 60 Millionen Jahren in den Urwäldern. Ein typisches Kennzeichen der Tiere ist der kleine Rüssel, mit dem sie greifen und tasten. Tapire leben in den dichten Regenwäldern Mittel- und Südamerikas sowie im Süden Thailands, auf der Malaiischen Halbinsel und auf der indonesischen Insel Sumatra.
Der Schabrackentapir ist der einzige noch lebende asiatische Vertreter der Tapire. Er ist die größte Art und kann bis zu 375 Kilogramm schwer werden. Seinen Namen hat der Schabrackentapir seiner Fellzeichnung zu verdanken: Sie erinnert an eine Satteldecke, auch Schabracke genannt. Dieses Muster bildet sich im Alter von drei bis sieben Monaten heraus und dient der Tarnung im Unterholz. Die Jungtiere der Schabrackentapire ähneln den Frischlingen der in Deutschland heimischen Wildschweine. Sie haben helle Streifen und Flecken auf dunkelbraunem Untergrund.
Umbau des Nürnberger Tapirhauses abgeschlossen
Wer den Tapirnachwuchs besucht, findet im Nürnberger Tiergarten ein renoviertes Haus mit modernisierten Anlagen vor: frischer Anstrich, eine neue Bepflanzung, sanierte Betonsäulen, ein neu gebautes Terrarium und eine bessere Beleuchtung. Vor dem Wasserbecken wurde außerdem das Geländer abgebaut, sodass Besucherinnen und Besucher nun näher an die Scheibe treten können.
Die Kosten für den Umbau des Hauses sowie die Umgestaltung der beiden Außenanlagen in den vergangenen Jahren betragen laut der Pressemitteilung der Stadt Nürnberg rund 150.000 Euro und werden vollständig vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. getragen. Bei der Renovierung und Gestaltung des Hauses arbeiten Tiergarten-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus den Abteilungen Landschaftsgestaltung, Technik, Tierpflege und Futterhof sowie Biologinnen und Biologen eng zusammen.