Kritik an Söders leuchtendem Lotto-Würfel in Nürnberg
27.03.2014, 05:58 UhrEs ist ein weiter Weg nach oben. Fünf Stockwerke, kein Aufzug. Wer es geschafft hat, der wird mit einem Traumpanorama belohnt. Vom Wohnzimmer der Mahlers aus ist der Blick über die Nürnberger Dächerlandschaft beeindruckend. Neuerdings aber stört ein grell leuchtendes Quadrat die Aussicht – der Würfel der Lotto-Akademie am Nelson-Mandela-Platz.
„Dieses Licht ist dermaßen grell“, sagt Wilma Mahler. „Das zerstört die ganze Dachlandschaft.“ Als das Ehepaar bei seinem Einzug zwei kleine Fenster an der Südseite des Hauses in der Wirthstraße verändern lassen wollte, um den Notausgang zu vergrößern, habe die Behörde Nein gesagt. „Weil dadurch angeblich die Dachlandschaft zerstört werde“, sagt Wilma Mahler. „Und was ist mit dem Würfel? Der stört wohl nicht?“
Im Juli letzten Jahres hat Finanzminister Markus Söder die Lotto-Akademie in Nürnberg eröffnet. Sie hat ihren Sitz am Nelson-Mandela-Platz 22 und soll der Weiterbildung dienen, unter anderem der Menschen, die in Lotto-Annahme-Stellen arbeiten.
1,2 Millionen Euro investierte der Freistaat in die Einrichtung – und damit auch jeder von ihr Kenntnis nimmt, wurde Ende Februar der Würfel auf das Dach gepflanzt: Er ist 3000 Kilo schwer, 3,5 mal 3,5 Meter groß, dreht sich um die eigene Achse und wird von 2000 LED-Leuchten nächtens erhellt. Dieser Würfel betone, sagte Finanzminister Markus Söder bei der Installierung des Leuchtquaders, die Einzigartigkeit der Lotto-Akademie. Nirgendwo sonst in Bayern gebe es solch einen Lotto-Würfel.
Auf so etwas Einzigartiges am Nürnberger Himmel würden die Mahlers gerne verzichten. Aber sie werden das Objekt ihres Ärgers wohl nicht los. Von Seiten der Stadtverwaltung gibt es gegen den Lottowürfel, den eine Nürnberger Firma produziert hat, keine Einwände. Er entspreche den Vorschriften der Werbeanlagensatzung und den speziellen Auflagen für den Nelson-Mandela-Platz, so Gerhard Steinmann, der stellvertretende Leiter der Bauordnungsbehörde. Genehmigt worden sei eine graue Fläche mit roter Schrift und rotem Kleeblatt. Und genau so sehe der Würfel aus.
„Zunächst war eine gelbe Fläche beantragt worden“, fügt Steinmann hinzu. „Aber die war zu grell.“ Leuchtreklame müsse blendfrei sein und dürfe niemanden beeinträchtigen. Sei das doch der Fall, dann müssten sich die Betroffen an den Bauherren wenden.
Der könne dafür sorgen, dass das Licht zum Beispiel gedimmt wird. Und weil Lotto Bayern zum Finanzministerium gehört, will sich dieses nun auch um das Problem der Mahlers kümmern. „Wir werden mit Lotto reden“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums, „und die Sache prüfen.“
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