"Lärm wie bei Tieffliegern": Gostenhof klagt über Eco-Loks
21.6.2017, 09:32 UhrDer Bürgerverein Gostenhof hat inzwischen das städtische Umweltamt eingeschaltet. Neun Messungen haben die Anwohner Gunter Gross und Heinz-Claude Aemmer zwischen Ende Januar und Anfang April zu unterschiedlichen Zeiten durchgeführt. Die Lärmwerte lagen jeweils deutlich über den erlaubten Grenzwerten - zwischen 78,2 und 82,6 Dezibel.
Für den Auslöser hält Aemmer, der im April zum 1. Vorsitzenden des Bürgervereins Gostenhof gewählt wurde, die neue Eco-Hybrid-Lok der Deutschen Bahn - eine Elektrolokomotive, die mit Dieselgeneratoren zum Aufladen der Batterien fährt und seit Ende 2016 eingesetzt wird. Von einem "Lärm wie bei Tieffliegern" spricht Aemmer mit Verweis auf niedrigfrequente Töne, die "fast ungehindert durch Wände und Schallschutzfenster dringen".
Zahlreiche Anwohnerklagen seien in den letzten Monaten eingegangen. Ein Beschwerdebrief sei von der DB "mit Bedauern zur Kenntnis" genommen worden, berichtet Aemmer. Seinen Vorwurf der "fahrlässigen Betriebsführung mit der billigenden Inkaufnahme von lärmbedingten Gesundheitsschäden" weist die Bahn "entschieden zurück". Zugleich verweist DB-Regio auf eine Mitteilung an den Hersteller der Eco-Hybrid-Lok, der "intensiv an der Umsetzung von schallreduzierenden Maßnahmen" arbeite.
Grundsätzlich heißt es: "Die Lokomotiven erfüllen alle gesetzlichen und zulassungsrelevanten Vorgaben hinsichtlich der Schallemissionen und befinden sich in einem ordnungsgemäßen Zustand." Zudem wird beteuert, "dass wir weiterhin ein großes Interesse an einem guten Verhältnis zur Nachbarschaft unseres Werkes an der Austraße haben".
Jenes hatte vor der Eröffnung Ende 2011 für großen Widerstand der Anwohner gesorgt, weshalb auch die Stadt bei der Betriebsgenehmigung auf gezielten Schallschutz achtete.
Behörde sichtet Material
Bis Spätherbst 2016 hielten sich die Beschwerden auch in Grenzen. Doch da die Bahn bis dato kein Entgegenkommen gezeigt hat, leitete der Bürgerverein die Messdaten samt Briefwechsel nun an das Umweltamt weiter. Laut Behördenvize Peter Herzner wird das Material derzeit gesichtet, in etwa zwei Wochen will man entscheiden, wie es weitergeht.
Obwohl die Bahn "als schwieriger Fall" gelte, hofft man auf Gesprächsbereitschaft, um die Probleme zu beseitigen. Gunter Gross ist jedenfalls verärgert, dass "außer beschwichtigenden Worten nichts passiert ist", während die Anwohner regelmäßig "aus dem Schlaf gerissen und tagsüber gestört werden".
Als zweite Lärmquelle gilt die Kurve unweit des Aktivspielplatzes, wo die Lokomotiven Richtung DB-Werkstatt einbiegen. Heftig quietschende Schleifgeräusche nach 23 Uhr beim Reinfahren und ab 4 Uhr beim Rausfahren nerven Gostenhofer in den Nachtstunden.
Zur Abhilfe wird das Schmieren von Weichen und die Reparatur von verzogenen Schienen gefordert. Auf Anfrage des Stadtanzeigers hat DBRegio mitgeteilt, dass "eine automatische Spurkranzschmieranlage bis Mitte August eingebaut wird".
Bis dahin soll "zweimal täglich per Hand gefettet werden". Im Übrigen habe man "die Lokführer darauf hingewiesen, dafür zu sorgen, dass ein Laufen des Generators im abgestellten Zustand ausgeschlossen ist. Ebenso wurden die Lokführer angewiesen, nach Möglichkeit bei der Vorbeifahrt an den betroffenen Häusern das Anspringen des Generators zu unterdrücken“.
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