"Lebende Krippe" in Nürnberg: Wo sind Maria und Josef?

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

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28.11.2020, 20:14 Uhr
Passanten füttern die Kamele der "lebenden Krippe" am Weißen Turm. Artistin Romina Schubert (mit Schal) ist froh, dass die Stadt den Stand genehmigt hat.

© Roland Fengler/NNZ Passanten füttern die Kamele der "lebenden Krippe" am Weißen Turm. Artistin Romina Schubert (mit Schal) ist froh, dass die Stadt den Stand genehmigt hat.

Am Weißen Turm knabbern Esel und Kamele an Karotten, die Passanten ihnen hinhalten. Für eine Spende kann man Fotos machen oder eine Futtertüte kaufen, der Erlös kommt dem "Kalber Gnadenhof für Zirkustiere" zugute. Seit Jahren baut Familie Schubert aus Absberg beim Brombachsee im Advent ihren Stall in der Nürnberger Fußgängerzone auf.

Maria wurde gestohlen

Der "Stern von Bethlehem" hängt an der Holzbude. Doch wo sind Maria, Josef und das Jesuskind nebst Krippe? "Wir sind noch nicht so weit, ich brauche noch Teile von Schaufenster-Puppen", sagt Dominik Schubert, "in den vergangenen Jahren wurde immer wieder etwas gestohlen." Einen halben Josef habe er in der Nähe der Lorenzkirche wiedergefunden, einmal war eine komplette Maria verschwunden. Unbekannte hatten auch schon mal in dem Stall gefeiert, leere Flaschen lagen morgens dort herum. Nachts ist der Stall nämlich leer, die Tiere werden jeden Abend mit dem Transporter in ihre heimische Unterkunft gebracht.

Der einstige Zirkus-Chef versichert, dass das biblische Personal in Kürze seine Herberge am Weißen Turm bezieht. Doch die Erinnerung an Christi Geburt vor über 2000 Jahren ist ohnehin nicht die zentrale Aussage dieser "lebenden Krippe". Vielmehr sammelt man Geld für Heu und Kraftfutter sowie für offene Tierarzt-Rechnungen.

Gnadenhof für alte Zirkustiere

Familie Schubert hatte 2013 ihren "Zirkus Central" aufgelöst, das Geschäft lohnte nicht mehr. Doch von den Tieren wollte sie sich keinesfalls trennen. Man fand einen Bauernhof in Absberg und pachtete Wiesen, um Kamelen, Eseln, Ziegen, Lamas, Friesen-Hengsten und Ponys sowie Hunden, Katzen und Hühnern einen "Gnadenhof" zu bieten. Das Anliegen ist, so Tochter Romina Schubert, den derzeit 30 Tieren ein gutes Leben zu ermöglichen.

Gegen eine Spende kann man Futtertüten für die Tiere kaufen.

Gegen eine Spende kann man Futtertüten für die Tiere kaufen. © Roland Fengler, NNZ

Passanten in der Nürnberger Fußgängerzone kaufen Futtertüten und unterhalten sich freundlich mit dem Krippen-Personal. Doch es gibt auch kritische Stimmen auf facebook und vor Ort am Weißen Turm: Ist das eine tiergerechte Haltung, wenn die Kamele bei wenigen Grad plus den ganzen Tag auf hartem Steinpflaster stehen? Artistin Romina Schubert entgegnet, dass die Huftiere aus der Mongolei stammen und dort knackige Minusgrade gewohnt sind. Beim Esel zeigt sie auf das dicke Winterfell, das ihn vor Frost schützt.

Dank an die Stadt

Die 29-Jährige ist der Stadt dankbar, dass sie die "lebende Krippe" bis in den Januar hinein genehmigt hat. Es ist die erste Einnahmequelle in diesem Jahr, betont sie. Corona habe auch beim "Kalber Gnadenhof" einiges durcheinander gebracht: Kindergeburtstage bei den Tieren, Zirkusschule oder individuelle Show-Programme für Feiern seien komplett ausgefallen.

Keine lebende Krippe am Tiergarten

"Ausgefallen" ist auch das Stichwort für den Tiergarten: Dort stehen seit vielen Jahren in der Vorweihnachtszeit Tierpfleger(innen) als Maria und Josef verkleidet, eine Babypuppe im Arm. Esel und Schafe umlagern die Szene am Eingang des Tiergartens. Diesmal nicht, denn wegen Corona bleibt der Zoo am Schmausenbuck mindestens bis 20. Dezember geschlossen.

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