Liegen mit Dürer und Co.: Johannisfriedhof hat Plätze frei

25.10.2016, 06:00 Uhr
Liegen mit Dürer und Co.: Johannisfriedhof hat Plätze frei

© Fotos: Clemens Helldörfer

Bei einem Rundgang über die einzigartige historische Anlage finden sich etliche dieser alten Grabstätten mit ihren in der Größe genormten Steinen und den typischen Epitaphien.

So manchen Nürnberger dürfte dieses Angebot überraschen, denn es hält sich nach wie vor die Meinung, dass ein Grab auf dem Johannisfriedhof immer noch ein echtes Privileg darstellt. "Dabei hat es nach Auskunft unserer Mitarbeiter bereits im Jahr 2000 hier freie Gräber gegeben", berichtet Elfi Heider, die Leiterin der Evangelisch-Lutherischen Friedhofsverwaltung für St. Johannis und St. Rochus.

Liegen mit Dürer und Co.: Johannisfriedhof hat Plätze frei

Der Wandel der Beerdigungskultur hat schon seit Jahren auch auf den historischen Nürnberger Friedhöfen Einzug gehalten. Davon zeugen auch die freien Gräber, von denen es auf St. Johannis und St. Rochus insgesamt rund 1300 gibt.

Wenn Interesse an einer Grabnutzung besteht, findet immer erst mal ein ausführliches Gespräch in der Friedhofsverwaltung über die einzelnen Details statt. Direkte Nachfragen nach historischen Gräbern sind zwar nicht die Regel, aber Elfi Heider glaubt schon daran, dass so illustre "Nachbarschaft" wie auf dem Johannisfriedhof mit den letzten Ruhestätten von Albrecht Dürer, Willibald Pirckheimer, Veit Stoß oder Anselm Feuerbach etwas ganz Besonderes darstellt.

Prominente Nachbarschaft

Dazu kommt noch die außergewöhnliche Anlage dieses Nürnberger Gottesackers mit seinen genormten Sandsteingräbern, dem üppigen Rosenschmuck und den kunstvollen Epitaphien. Rund 6500 Grabplätze befinden sich auf einer Fläche von etwa vier Hektar, das einheitlichste und noch am meisten historisch geprägte Umfeld befindet sich an der Holzschuherkapelle, wo auch so manches "prominente" Grab liegt.

Trotz der Werbemaßnahme und der Vorgabe, "dass wir uns als wirtschaftlicher Betrieb selbst finanzieren und deswegen auf eine möglichst hohe Auslastung achten müssen" wäre es natürlich nicht denkbar, die Ruhestätten von großen Namen einfach neu zu vergeben. "Es gibt eine Reihe von Ehrengräbern, die von der Stadt gepflegt und die nicht neu belegt werden", erläutert die Chefin der Friedhofsverwaltung.

In der Vergangenheit hat man dies allerdings nicht immer so eng gesehen, was sich auch auf den größten Sohn der Stadt auswirkte: 1651, also rund 120 Jahre nach dem Tod Dürers, ließ die Stadt Nürnberg sein Grab als "herrenlos" ausräumen und neu belegen. Der darüber schwer entzürnte Kunstakademie-Mitbegründer Joachim von Sandrart erwarb 1681 das Grab, brachte es in seine heutige Form und verfügte, dass niemand mehr dort zur letzten Ruhe gebettet werden sollte. Dennoch fanden dort im Laufe der Jahre noch drei weitere Beerdigungen statt.

Friedhof unter Denkmalschutz

Viele Menschen, die sich für ein Grab auf dem Johannisfriedhof interessieren, fühlen sich besonders von den Besonderheiten dieser Anlage angezogen. Dazu gehört auch, dass der Friedhof komplett unter Denkmalsschutz steht und die historischen Grabsteine deswegen nicht erneuert werden dürfen. Bei einer neuen Bestattung werden die Steine nur zeitweilig verschoben, um danach wieder zum ursprünglichen Platz zurückzukehren.

Es ist allerdings durchaus möglich, die Inschrift mit einer neuen zu ergänzen oder auch ein weiteres Epitaph anbringen zu lassen. Die denkmalpflegerischen Details werden immer in Zusammenarbeit mit der Stadt geregelt, die sich auch um die meisten organisatorischen Angelegenheiten in Zusammenhang mit neuen Bestattungen kümmert.

Die Stadt Nürnberg war es auch, die in der Vergangenheit festgelegt hatte, dass der ehemalige Pestfriedhof vor den Toren der Stadt nach einem einheitlichen Schema entstand: Die Dimension der Grabsteine wurde durch ein spezielles Maß bestimmt (dem sogenannten "Grabsteinmaß"), die Ausrichtung erfolgte überwiegend nach Osten, und die teils prächtigen Bronze- und Messingtafeln waren die einzige Möglichkeit, um auf Rang, Stand, Familie oder Lebensleistung hinzuweisen.

In diesem besonderen Konzept schwang auch der Gedanke mit, dass alle Menschen im Angesicht des Todes gleich sind.

Da alle dieser Tafeln, die vor dem Jahr 1900 entstanden sind, nicht mehr entfernt werden dürfen, trägt man durch die Übernahme eines historischen Grabes auch dazu bei, Erinnerungen wachzuhalten. Elfi Heider erinnert sich an von Angehörige aus den USA, die nach Nürnberg kamen, um die Grabstätte ihrer Vorfahren zu besuchen und sehr glücklich waren, dass diese sich noch auffinden ließ.

Mehr Infos unter www.st-johannisfriedhof-nuernberg.de

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