Millionen-Projekt am Dutzendteich: Gebäude soll am Ufer wachsen
18.3.2021, 05:58 UhrEinige Räume sind gesperrt, andere bereits abgerissen. Das Vereinsheim des Yacht-Clubs Nürnberg ist "eine anerkannte Katastrophe", sagt Norbert Woop. Was schlimm klingt, sieht der Vorsitzende des Vereins positiv. "Alle wissen, es muss dringend etwas getan werden." An Steg und Häusern nagt ein Pilz. Seit vielen Jahren.
Lange frisst sich der Zaunblättling im Verborgenen durch das Holz, bevorzugt durch weiche Fichte. Wie beim Vereinsheim am Dutzendteich. Wird der Schaden festgestellt, ist es meistens zu spät. Entdeckt hat der Yacht-Club das vor inzwischen knapp zehn Jahren. Die Diagnose der Sachverständigen ist damals niederschmetternd: Die Räumlichkeiten aus den Achtzigern müssen weg.
Seitdem wartet der YCN auf einen Neubau. Das Warten hat mehrere Gründe, zuletzt die Pandemie, dazu "Verzögerungen in den Ämtern", sagt Norbert Woop. Aber ohne sich zu sehr zu ärgern. Der Yacht-Club hat selbst seinen Anteil. Eine Baugenehmigung hat der Verein, der jüngst mit dem Yacht-Club Frankonia fusioniert ist, schon vor vier Jahren erhalten.
Rollstuhlfahrer sollen überall hin- und durchkommen
Dann hat der YCN noch einmal Änderungen im Bauantrag vorgenommen. Aber nicht für Schönheitskorrekturen, sondern für mehr Inklusion. "Menschen mit Handicap sollen bei uns nicht nur segeln, sondern sich auch im neuen Gebäude bewegen können", sagt Woop. Rollstuhlfahrer sollen überall hin- und durchkommen.
Möglich machen das barrierefreie Zugänge und ein Aufzug im Clubhaus, das um ein Stockwerk über der Werkstatt für die Boote erweitert wird. Hier musste der YCN nachbessern: Aus einem als Abstellraum gedachten Zwischengeschoss, "mehr ein Kriechgang", wie Woop zugibt, sind in den neuen Planungen Büros geworden. Darüber entstehen Gymnastikräume.
Den endgültigen Bauantrag hat Daniel Ulrich zwar noch nicht gesehen, aber "ich bin sicher, der Verein bekommt das gut hin", sagt Nürnbergs Baureferent. "Die Zwischenstände, die mich erreicht haben, haben da Mut gemacht." Möglich wird der Neubau auch durch den Bayerischen Landessport-Verband. Der hat die "Katastrophe ebenfalls anerkannt" und übernimmt 40 Prozent der Kosten. Auch wenn der Neubau inzwischen drei Millionen Euro teuer wird. Vor der Umplanung waren es 2,3 Millionen.
"Ich bin sehr enttäuscht": Keine Fördermittel vom Bund
Die Stadt bringt sich finanziell ebenfalls ein, muss aber eine schlechte Nachricht verdauen. Sie hatte sich mit dem neuen Clubhaus des YCN für Fördermittel beworben. Aber keine bekommen. Im Bundesprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" steht das Vereinsheim nicht mit auf der Liste.
"Ich bin sehr enttäuscht, dass uns der Bund hier trotz einer schwierigen Haushaltslage in der Pandemie alleine lässt", sagt Nasser Ahmed. Sorgen machen muss sich der YCN dennoch nicht, sagt der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Dann müssen eben städtische Mittel fließen. "Wir sparen nicht am Sport", sagt Ahmed. "Denn Sport ist wichtig für den sozialen Zusammenhalt und die Gesundheit – nicht zuletzt in der Pandemie."
Ahmed: "Leuchtturmprojekt an einem besonderen Ort"
Ahmed weiß, was die Stadt an dem Verein hat, bei dem normalerweise 150 Schüler in der Woche segeln lernen. Auch deshalb sei der Neubau ein "Leuchtturmprojekt an einem besonderen Ort".
Immerhin knapp 30 Prozent der Kosten stemmt der Yacht-Club Nürnberg selbst. "Wir haben dafür gespart", sagt Woop. Auch den YCN hat die Pandemie zurückgeworfen. Ein Corona-Jahr hat der Verein dennoch überstanden, ohne Mitglieder zu verlieren. Mit 600 Seglern ist er inzwischen sogar der größte Segelverein in Nordbayern, seit er fusioniert hat. "Zum Glück noch vor dem Lockdown", sagt Woop.
Seitdem hat der Yacht-Club Nürnberg (nicht mehr Noris) auch zusätzliche Räumlichkeiten, allerdings am Brombachsee. Trotzdem ist das Vereinsheim am Dutzendteich enorm wichtig. "Ohne Nürnberg sind wir nur halb so gut", sagt Woop. Der Standort ist für die Jugendarbeit immens wichtig, vor allem für die Zusammenarbeit mit den Schulen der Stadt.
Kennen Sie unseren Newsletter "Mittags um 12 - Zeit für die Region"?
In unserem täglichen Newsletter "Aktuelles am Morgen" erfahren Sie alles Wichtige über unsere Region. Hier kostenlos bestellen. Montags bis sonntags ab 6 Uhr in Ihrem Mailpostfach.
5 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen