Mit.Menschen: Hans Böller und Marek Mintal, eine besondere Freundschaft
28.1.2021, 08:44 UhrSelbst über Marek Mintal lassen sich noch neue Dinge lernen, sogar in und um Nürnberg. Das zum Beispiel: Marek Mintal ist Schweißer, nach der Ausbildung im Metallwerk von Bytcica, seinem Heimatdorf, rennt er jeden Tag und bei jedem Wetter auf den Bahngleisen nach Zilina zur Arbeit, sechs Kilometer. Er wird so zu einer kleinen Berühmtheit bei den Berufspendlern in und um Zilina – und zu einem, der die Fahrpläne der slowakischen Bahn sehr gut kennt.
Warum er gerannt ist? Weil er auf einem anderen Gebiet als dem Bahnstrecken-Laufen berühmt werden wollte. Es ist ihm gelungen: "Mit 19 Jahren, am 4. April 1997, gibt der Schweißer Marek Mintal gegen Spartak Trnava sein Debüt, Dusan Radolsky wechselt ihn nach 65 Minuten ein." Es ist das einer von sehr vielen schönen Sätzen, die jetzt in einem Buch stehen. In einem Buch über Marek Mintal, 439 Seiten dick und erschienen bei starfruit publications.
Der laufende Mintal: Auf den Bahngleisen wurden die Grundlagen gelegt für das, was in Nürnberg irgendwann unter der Kategorie "Phantom" zusammengefasst wird. "Extra viel zu laufen", sagt Mintal an einer Stelle, "hat mir extrem geholfen."
Es ist dieses Buch eine Verneigung vor dem Fußballspieler Marek Mintal, vor dem Menschen Marek Mintal, dem Läufer und dem Schweißer, aber natürlich auch eine vor dem Fußball und vor dem Leben. Es ist das Lesen dieses Buches vor allem ein großes Vergnügen. Geschrieben hat es Hans Böller. Der – zumindest ist darüber nichts bekannt – nie Bahngleise entlang gerannt ist und im Jahr 1999 trotzdem Sportchef der Nürnberger Nachrichten wurde. Vier Jahre später kam Mintal zum 1. FC Nürnberg und man würde sich nicht wundern, wäre die Sportchefs-Vertragsunterzeichnung ganz ähnlich wie die Fußballspieler-Vertragsunterzeichnung begangen worden.
"Am Abend geht es ins Kon Tiki, ein bekanntes Szene-Restaurant an der Pegnitz. Mintal, der Alkohol sonst meidet, bekommt scharfe Cocktails aufgetischt, die "Zombies", er vergisst das nie, markieren den Anfang dieser Liaison."
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Es wird die glücklichste Verbindung der Nürnberger Fußball–Moderne und Hans Böller begleitet sie. 2011 endet Mintals Karriere als Fußballspieler des 1. FC Nürnberg. Acht Jahre hat er den 1. FC Nürnberg geprägt. Acht Jahre, die man jetzt dank Hans Böller noch einmal miterleben darf. Aufstiege, Abstiege, ein Pokalsieg, schlimme Verletzungen und die Tränen bei seinem Abschied (ja, alle haben damals geweint im Stadion) – es ist trotzdem und so abgedroschen das heutzutage klingen mag, mehr als ein Fußballbuch, das Hans Böller da geschrieben hat.
"Man müsste selbst viel freundlicher sein, teilnahmsvoller, netter." So schreibt Hans Böller das auf Seite 176. Es geht da um die rührenden Reaktionen der Menschen auf eine der schweren Verletzungen des Fußballspielers Mintal, der da längst zu einem Herzens-Nürnberger geworden ist. Es geht aber natürlich auch um das Leben und um einen guten Rat – vor allem in Zeiten, in denen man das Gefühl hat, die Menschen wollen nicht mehr teilnahmsvoll sein oder nur freundlich.
Marek Mintal will das anders halten. "Es war eine ganz große Liebe, das bleibt für immer so", darf er noch über seinen Abschied sagen. Und: "Die Zeit ist vorbei." Da möchte man dann doch ein einziges Mal diesem Mintal und diesem Buch widersprechen. Diese Zeit bleibt jetzt bestehen auf 439 Seiten. "Wie Fußball die Menschen berührt" lautet übrigens der Untertitel des Buches, dem diese Übung mit Leichtigkeit selbst gelingt.
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