Mit vier Pferden: Nürnbergs Reiterstaffel tritt ihren Dienst an
11.1.2019, 16:05 UhrMinisterpräsident Markus Söder (CSU) musste abspecken, jedenfalls bei den Plänen zu den Reiterstaffeln der Polizei in Bayern. Vor der Landtagswahl im Herbst 2018 kündigte er für den Freistaat 200 berittene Polizisten im Endausbau an. Jede bayerische Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern sollte eine eigene Reiterstaffel bekommen. Die in München sollte auf 70 Tiere aufgestockt werden, Nürnberg würde die zweitgrößte Staffel mit am Ende 40 Pferden erhalten. Söder plante außerdem in Augsburg ein Team mit 30 Pferden aufzubauen, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg sollten je 20 Pferde bekommen.
Doch dann kamen die Landtagswahlen und die Freien Wähler mit ans Ruder. Und die hielten schon im Wahlkampf nicht viel von berittenen Streifen in Bayern, wie Markus Söder nun bei einer Pressekonferenz im Knoblauchsland betonte. "Wir haben uns mit den Freien Wählen auf 100 Polizeipferde für Bayern geeinigt", sagt er. Die Rechnung sieht nun so aus: In München werden es 60 und in Nürnberg 35 Tiere. Die fünf Pferde in Rosenheim bleiben. Augsburg, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg gehen leer aus. "Die Pferde können von ihren Standorten aus bei Bedarf auch in andere Regionen Bayerns transportiert werden.“ Ihm sei aber wichtig, dass Nürnberg und damit Franken ei ne eigene Reiterstaffel bekommt.
Mit vier Pferden geht's los
In Nürnberg haben Söder und Innenminister Joachim Herrmann jetzt die neue Reitergruppe mit den ersten vier Pferde vorgestellt. Die Tiere sind in einem Stall in Nürnberg-Buch untergebracht. Ob die Unterkunft für den Stamm von künftig 35 Pferden ausreicht, wird sich zeigen, erklärt Polizeidirektor und Nürnberger Projektleiter Herrmann Guth. Vorgesehen ist laut Markus Söder, eine neue Polizeiinspektion für die Reiterstaffel aufzubauen. In der Anfangszeit ist sie bei der Polizeidienststelle "Ergänzungsdienste" (ED) angesiedelt.
56 Bewerbungen innerhalb der Polizei seien für die zunächst vier Stellen eingegangen, Interessentinnen und Interessenten, die gute Reitkenntnisse haben sollten. "Davon waren 44 Frauen und zwölf Männer unter den Bewerbern", sagt er.
Hermes, Lorenz, Noris und Max heißen die vier Wallache. Während einer Vorführung zeigen die Reiterinnen und Reiter, wie abgebrüht die Tiere sind. "Die Pferde schrecken nicht zurück", sagt Guth. Einfach sei es nicht, die für den Polizeidienst passenden Tiere zu finden. "Die Pferde müssen einen komplexen, mehrwöchigen 'Einstellungstest' durchlaufen werden eingehend, tierärztlich untersucht", erklärt Innenminister Herrmann (CSU). Die vier Reiterinnen und Reiter haben in München, wo es seit Jahrzehnten schon eine Reiterstaffel gibt, eine dreimonatige Hospitanz absolviert.
Oberstes Gebot: Ruhe bewahren
Polizeihauptmeister Robin Philipp (30) ist einer der vier ersten in der Nürnberger Reiterstaffel. Seit zehn Jahren ist er bei der Polizei, die letzten fünf Jahre schob er in der Inspektion Mitte seinen Dienst. "Ich habe auch ein eigenes Pferd." Jeden Tag trainiert er mit seinen Kolleginnen hier in der Reitanlage der Familie Lechner in Nürnberg-Buch. Philipp sitzt auf Hermes, ein Deutsches Sportpferd. Die Warmblutrasse gibt es erst seit 2003. Hermes ist zwar schon elf Jahre alt (bis 20 Jahre sind sie einsetzbar), er ist der Älteste des Pferde-Quartetts, hat aber eine wichtige Eigenschaft schon gut ausgebildet: Gelassenheit. Er darf nicht aufschrecken, wenn es etwa bei einem Fußballspiel neben ihm knallt, dröhnt oder grölt. Hermes war vorher ein Voltigier-Pferd, auf dem Kinder und junge Menschen akrobatisch turnten. Phillip: "Der ist Menschenansammlungen gewöhnt."
Polizei-Einsätze hatten die vier Tiere noch nicht. Wann es das erste Mal sein wird, ist noch nicht klar. Aber wo: "Sie werden Streifendienste etwa in Naherholungsgebieten, bei Fahndungen, Such- und Absperrmaßnahmen im Gelände leisten. Sie werden auch bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen oder Open-Air-Konzerten eingesetzt", sagt Minister Herrmann. Für die neuen Polizeireiter des Präsidiums Mittelfranken seien Streifendienste an der Wöhrder Wiese, im Pegnitz- und Rednitzgrund, am Hainberg, im Tennenloher Forst und in den Volksparks Marienberg und Dutzendteich vorgesehen.
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