Mitten im Wöhrder See fließt bald reichlich Wissen
1.10.2018, 21:06 UhrFische schwimmen künftig nicht nur im, sondern auch auf dem Wöhrder See. Aquarien sollen in der neuen Umweltstation, die jetzt schon am Südufer aus dem Wasser ragt, zeigen, was sich im See tummelt. Was auf dem Wöhrder See unterwegs ist, hat hier genauso einen Platz. Die Anlegestelle vor der neuen Energie- und Umweltstation soll der Heimathafen für das Mähboot Molly werden.
Den verdankt die Mähwalze einem gescheiterten Projekt: Die Geschichte der Umweltstation am Wöhrder See startet am Flughafen. Dort sollte ursprünglich ein Öko-Solar-Park entstehen, der Freistaat Bayern hatte schon Fördermittel zugesagt. Als feststeht, dass aus diesem Projekt nichts wird, bleibt das Umweltreferat dran — bis das Geld am Ende zum Wöhrder See umgeleitet wird.
26 Stahlpfähle tragen den fertiggestellten Unterbau. Die Rammpfähle sind einer der Gründe, wieso Nürnbergs Baureferent beim Richtfest die Energie- und Umweltstation als "wunderschönes Projekt, das nicht immer wunderschön war", bezeichnet. Auch weil sie "hübsch teuer" ist.
Im Mai vergangenen Jahres wird klar, dass die Kosten für den Bau auf dem Wasser aus dem Ruder laufen. 3,45 Millionen hatte die Stadt damals für die Lernstation veranschlagt, auf die erste Ausschreibung hin trudeln aber Angebote ein, die 50 bis 60 Prozent über der kalkulierten Summe liegen. Plötzlich ist auch wieder im Gespräch, dass die Umweltstation doch an Land gebaut wird.
An Land kaum günstiger
Weil auch die Umplanung Kosten verursachen würde, entscheiden sich die Stadträte für die teurere Version. Ein paar Sorgenfalten sind im Gesicht des Baureferenten in der Ausschuss-Sitzung im September 2017 dennoch zu sehen — aufgrund der Stahlpfähle. Geräte für die notwendigen Bohrpfahlgründungen waren aufgrund etlicher Baustellen in der Region (Autobahnen) nur schwer zu bekommen.
Jetzt sind die Pfähle gesetzt und die Kosten stehen fest: Für 4,23 Millionen Euro — 1,78 Millionen übernimmt der Freistaat Bayern, 450 000 Euro das Wasserwirtschaftsamt — entsteht auf 1091 Quadratmetern neben dem Bootshaus eine Lernfläche für Nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung, erklärt Daniel Ulrich. Die Umweltstation soll öffentlich zugänglich sein. Träger wird das Institut für Pädagogik und Schulpsychologie sein, womit "die Nutzung des Wöhrder Sees als Ort der Erholung und des Wissens und der Bildung abrgeundet wird", findet Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. "Schee is g’wordn", sagt er mit Blick auf den Wöhrder See, während Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly, mit einem Blick auf die ersten Ergebnisse der Haushaltsbefragung der Stadt, weiß: Wie mit Natur umgegangen wird, wird immer wichtiger, die Sensibilität in der Bevölkerung dafür wächst. Nach Wohnen und Verkehr sehen die Befragten Natur als die Herausforderung für die Zukunft.
Deswegen sollen gerade Schüler hier experimentieren und etwas, zum Beispiel, über alternative Energien erfahren, sagt auch Schulbürgermeister Klemens Gsell. Egal ob der Grundschüler etwas zu Fließgeschwindigkeiten lernt oder die Berufsschülerin etwas über Klimatechnik.
In der Umweltstation, an der auch das Ruderboot "Dragonboat" für kurze, schweißtreibende Bootsausflüge von Schulklassen anlegen soll, steckt selbst jede Menge Umwelttechnik. Auf dem Stahlgerüst entsteht ein Holzbau mit Dachterrasse, der so gut gedämmt wird, dass es beinahe "wärmebrückenfrei und somit als nearly zero-energy building ausgelegt ist", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Die Photovoltaik-Elemente, die überall am Gebäude als Lernmittel angebracht werden, decken den Stromverbrauch der Station.
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