Nach Kraftwerksbrand: Versorgung stabil - Mobile Lösungen sollen kommen
10.2.2021, 09:47 UhrNach dem Brand im Großkraftwerk Franken des Betreibers Uniper am Montagabend war die Versorgungslage in der Nacht auf Mittwoch stabil. Laut N-Ergie gab es keine Auffälligkeiten, es mussten keine Wohngebäude in der Versorgung gedrosselt werden. Die N-Ergie arbeitet weiterhin daran, die Situation stabil zu halten. Dazu werden mobile Versorgungsanlagen angeschafft, die im Laufe des Tages installiert werden. Von diesen Anlagen werden dann unter anderem die Sana Klinik und zwei Pflegeheime sowie einzelne Wohnblocks direkt versorgt. Um die Situation weiterhin stabil zu halten, wird seit 5 Uhr die Versorgung in sechs Wohnblocks gesteuert gedrosselt. Je nachdem, wie sich die Temperaturen im Laufe des Vormittags entwickeln, wird entschieden, ob die Drosselung der Wohnblocks vorübergehend zurückgenommen werden kann. Dies ist auch abhängig von der Einbindung der mobilen Versorgungsanlagen.
Bis Ende der Woche soll außerdem ein mobiler Block des Energieleisters Steag mit einer Leistung von etwa fünf Megawatt in Nürnberg eintreffen - damit könne die Versorgung im Fernwärmenetz über einen längeren Zeitraum stabilisiert werden. Geplanter Standort ist auf dem Gelände des Kraftwerks.
Katastrophenfall am Dienstag ausgerufen
Bürgermeister Christian Vogel hat sich unterdessen auf Facebook beeindruckt über die große Soldarität gezeigt. "Die überwältigende Unterstützungsangebote aus ganz Deutschland sind beachtlich und beeindruckend. Ob Unternehmen, Nachbarstädte oder Bürgerinnen und Bürger aus Nürnberg, viele haben über die verschiedenen Kanäle ihre Unterstützung angeboten." Weiter schrieb der SPD-Politiker: "Ich finde das nicht nur schön und toll, es ist ein starkes Signal für ein Miteinander in einer sicherlich nicht einfachen Zeit."
Um eine Gefahrenlage zu verhindern und besonders schnell reagieren zu können, hatte die Stadt Nürnberg gemeinsam mit dem Energieversorger N-Ergie noch am Dienstagmorgen den Katastrophenfall ausgerufen und die Bürger in den zwei Stadtteilen Röthenbach und Gebersdorf gewarnt, dass ihre Heizungen nur noch eingeschränkt funktionieren. Der Energieversorgers N-Ergie drosselte am Dienstag außerdem die Wärmeleistung in einigen Straßen.
Weil sich wegen des Lockdowns so viele Menschen im Homeoffice und Homeschooling befinden und wegen der eisigen Außentemperaturen, stehen Stadt und Energieversorger vor einem doppelten Problem. "Jetzt geht es darum, die Gesamtlast zu reduzieren", sagte Oberbürgermeister Marcus König am Dienstag. Fachleute der N-Ergie hatten zuvor die Wärmezufuhr für Bürogebäude und Schulen heruntergefahren, in denen sich auch am Tag derzeit ohnehin kaum jemand aufhält.
Auwirkungen des Engpasses begrenzen
Die N-Ergie bittet die betroffenen Anwohner, die Auswirkungen des vorübergehenden Engpasses zu begrenzen und ihren Heizungs- und Warmwasserbedarf auf ein Mindestmaß reduzieren: So sollte man Fenster und Türen geschlossen halten und nur kurz lüften. Betroffene sollten die Heizung auf ein Minimum stellen. Zudem sollte man nur kurz duschen und kein Vollbad nehmen.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von N-Ergie klingelten deshalb am Nachmittag an Haustüren, um die Menschen zu bitten, ihre Heizungen auf 15 Grad herunterzudrehen und warmes Wasser zu sparen.
Ausfall kann bis zu 14 Tage andauern
Die Ursache des Feuers in dem Großkraftwerk des Betreibers Uniper am frühen Montagabend ist weiter unklar. Brandermittler gehen dem Problem derzeit auf den Grund. Der Brand war nach Angaben der Feuerwehr im Kesselhaus des Kraftwerksblocks I ausgebrochen und hatte sich schließlich bis auf eine Höhe von 80 Metern ausgebreitet. 120 Einsatzkräfte - darunter auch die Höhenrettung - kämpften stundenlang gegen die Flammen.
Die N-Ergie geht nicht davon aus, dass das Kraftwerk innerhalb der nächsten 14 Tage repariert ist und wieder ans Netz geht. Durch die mobilen Heizzentralen soll nun das kompensiert werden, was wegen des Ausfalls des Heizkraftwerks wegfällt. Die mobilen Heizgeräte leisten rund 600-800 Kilowatt, sie haben die Größe von Schiffscontainern und können per LKW transportiert werden, hieß es in der Pressekonferenz.
Ausnahme: Betroffene dürfen zu Verwandten oder Freunden
Damit die Betroffenen nicht zwingend in ihren Wohnungen bei niedrigen Temperaturen ausharren müssen, hat die Stadt Nürnberg 1100 Hotelzimmer mit bis zu 3000 Betten für Betroffene angemietet, die frierende Bürger zu Sonderpreisen von 69 bis 89 Euro mieten können. "Wichtig ist uns, zu betonen: Niemand wird gezwungen, seine Wohnung zu verlassen", so Oberbürgermeister Marcus König. Wer allerdings zu Verwandten oder Freunden möchte, habe keine Probleme mit den derzeitigen Corona-Bestimmungen zu befürchten und könne diese Wohnmöglichkeiten gerne in Anspruch nehmen. Dies wurde zuvor mit der Staatsregierung geklärt.
Am Bürgertelefon unter der Rufnummer 09 11 / 64 37 58 88 gingen am Dienstag, 9. Februar, bis 23 Uhr insgesamt 145 Anrufe ein. Das Telefon ist bis auf Weiteres täglich von 7 bis 23 Uhr erreichbar. Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Stadt.
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