Nachbarschaftshaus soll sonntags zusperren
19.1.2012, 19:27 UhrDer Beirat des Nachbarschaftshauses hat ein Protestplakat an den beliebten Treffpunkt in Gostenhof gehängt. „Seit 30 Jahren sieben Tage offen für kulturelle Begegnung und Austausch, so soll es bleiben“, steht darauf. „Die Gruppen, die sich regelmäßig hier treffen, sind aufgebracht“, sagt der Vorsitzende des Beirats des Nachbarschaftshauses, Rolf Engelmann. Die Medizinische Flüchtlingshilfe Nürnberg hat beim zuständigen Sozialamt mit einem Brief gegen die Schließung protestiert.
Sonntags nutzen viele Kinder die traditionelle Stadtteileinrichtung, sie tanzen in der Turnhalle, lernen Arabisch oder besuchen die bulgarische Schule. „Wenn sonntags zu ist, trifft das über 200 Kinder, die im Nachbarschaftshaus ihre Kultur lernen und pflegen“, sagt Engelmann. Aber auch Erwachsene kommen gern sonntags zwischen 10 bis 21 Uhr ins Nachbarschaftshaus. Zum Beispiel die griechische Gemeinde oder die Eritreer.
„Die Stadt schreibt sich die Integration auf ihre Fahnen, die Sonntagsschließung des Nachbarschaftshauses passt nicht dazu.“ Engelmann fordert, die Entscheidung rückgängig zu machen und dem Haus zusätzliche Hausmeisterstunden zu zahlen.
Das wäre auch für den Leiter des Sozialamtes, Dieter Maly, die beste Lösung. „Es würde 10000 Euro im Jahr kosten, die elf fehlenden Hausmeisterstunden durch einen privaten Schließdienst aufzufangen“, sagt er. Es gebe für diese Lösung auch politischen Rückenwind quer durch die Parteien im Stadtteil. Ganz aufgeben will Maly die Hoffnung nicht, dass die Sonntagsschließung noch abzuwenden ist.
Das Problem begann, als sich im letzten Sommer die zwei Zivildienstleistenden vom Nachbarschaftshaus verabschiedeten. „Sie hatten unsere zwei Hausmeister abends und am Wochenende unterstützt“, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Klara Langmar. Der neue Bundesfreiwilligendienst, der die Lücke eigentlich schließen soll, den der Wegfall der Zivis gerissen hat, bringe dem Nachbarschaftshaus gar nichts. Das bestätigt Dieter Maly. „Bufdis zu finden, ist eher ein Glückstreffer. Und sie sind auch nicht dafür da, alle Zeiten abzudecken. In Gostenhof bräuchten wir zwei, und die sind nicht in Sicht.“
Ein halbes Jahr lang schoben die Sozialpädagogen und auch Leiterin Langmar sonntags Hausmeisterdienst. „Aber das kann ich dem Personal auf Dauer nicht zumuten“, sagt Maly. Andere Kultureinrichtungen hätten es leichter, weil sie nicht das ganze Haus aufsperren müssen, wenn sich am Wochenende Gruppen treffen. „Die Villa Leon oder das Gemeinschaftshaus Langwasser öffnen nur ihren Saal, der Rest des Hauses bleibt zu.“ Gruppen bekommen gegen Kaution den Saal-Schlüssel und es brauche keinen extra Hausmeisterservice.
Nur einzelne Räume öffnen
Langfristig könne auch in Gostenhof der Weg dorthin gehen. „Aus Gründen des Brandschutzes werden auf den Gängen neue Türen eingebaut. Die machen es möglich, nur einzelne Teile des Gebäudes zugänglich zu machen“, überlegt Maly. Ob noch heuer mit dem Umbau begonnen wird, sei aber offen.
„Wir konnten den Wegfall der Zivis gut kompensieren“, sagt Isabella Baier, Verwaltungsmitarbeiterin im Amt für Kultur und Freizeit. Diesem unterstehen die Kulturläden in den Stadtteilen, also zum Beispiel Villa Leon, Gemeinschaftshaus Langwasser oder Schloss Almoshof. „Wir haben die Zivis entweder durch Bufdis oder durch andere Helfer ersetzt, die ein paar Stunden in den Einrichtungen sind“, sagt Baier. Bezahlen können sie Letztere aus dem früheren Topf für die Zivis. Probleme an den Wochenenden gebe es ihres Wissens nicht, „entweder Gruppen bekommen einen Schlüssel oder es sind hauptamtliche Mitarbeiter da.“
Am Samstag, 21.Januar, stellen sich die Leiterin Klara Langmar und der Chef des Sozialamtes, Dieter Maly, ab 15 Uhr im großen Saal des Nachbarschaftshauses, Adam-Klein-Straße6, den Fragen und begründen noch mal ihre Entscheidung für die Sonntagsschließung.
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