Nerven der «Rangers» flatterten
16.11.2009, 00:00 Uhr
Dabei war sein Team durchaus ansprechend in die Partie gekommen: Beide Mannschaften bemühten sich auf dem holprigen Sandplatz um einen strukturierten Spielaufbau, doch bald kristallisierte sich heraus, dass die Gäste vor allem im Mittelfeld einen Tick kompakter und beweglicher agierten, insgesamt etwas aggressiver zur Sache gingen und zielstrebiger in Richtung ESV-Tor strebten, obwohl die Hausherren die erste Chance hatten: Gästekeeper Timo Neitzke rutschte im tiefen Fünfmeterraum aus, hatte aber das Glück, dass der «Rangers»-Schuss knapp vorbeiging (12.).
Schlafmützigkeit kostete die Gastgeber weitere Nerven: Eine clever, zunächst nur kurz ausgeführte Ecke ließen die ESV-Abwehrspieler flach durch den Strafraum fliegen, so dass Andreas Hammer keine Mühe hatte, aus wenigen Metern freistehend zum 1:0 einzuhämmern (26.). In der Folge hatten die Deutenbacher in einer nickeliger werdenden Partie schlicht die geringere Fehlerquote im Spiel nach vorne und vergaben die Gelegenheit, die Führung zu erhöhen: Nach fünf, sechs direkt gespielten Kurzpässen auf der linken Seite verlagerte Markus Brattinger den Deutenbacher Angriff mit einem weiten Querpass nach rechts, wo Angreifer Nikolac frei zum Schuss kam, aber knapp verzog (38.). Auch die letzte Torgelegenheit hatten die Gäste vier Minuten vor dem Seitenwechsel: Hammer marschierte auf Linksaußen allein durch, schaute kurz auf, und nachdem er keinen Mitspieler in der Mitte sah, zog er trocken ab und zwang ESV-Keeper Arthur Ochert zu einer Flugeinlage.
«Rangers»-Coach Hüttle schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, jedenfalls attackierten seine Spieler nach dem Wiederanpfiff Ball und Gegner zunächst energischer. Doch schon die 47. Minute verpasste ihnen einen weiteren Knacks: Als Jonas Thunhart am STV-Fünfer frei abziehen konnte, lenkte Keeper Neitzke seinen Schuss per Reflex über die Latte. Und dann kam die zweite von Trainer Hüttl beklagte Standardsituation, bei der seine Abwehr einmal mehr den Schlaf der Gerechten pflegte: In Anschluss an eine Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld kam Daniel Marcinek völlig alleingelassen von den ESV-Abwehrspielern zum Kopfball und hatte kein Problem, zum 0:2 einzuwuchten.
In mehr oder (meist) weniger gefährliche Fernschüsse flüchteten die Hausherren, da sie kaum durch die sicher stehende STV-Abwehr kamen. Der erleichterten sie das Leben aber immer wieder: Zu ungenau kamen viele Pässe, zu oft rannten sich die ESV-Offensiven in Einzelaktionen fest. Und zu Klagen mancher seiner Spieler über das schwierige Geläuf merkte Hüttl nur an: «Der Gegner spielt auf demselben Platz.»
Dennoch, die relativ junge, mit einigen Routiniers wie Mark Wolf, Michael Knon und Andreas Ochota bestückte ESV-Mannschaft gab nie auf, kämpfte um jeden Ball – und legte sich zunehmend mit dem Unparteiischen an. Der junge Referee Moritz Adrian (SV Poppenreuth) pfiff sicher nicht fehlerfrei, benachteiligte aber kein Team gravierend und vergab zu Recht mehrere Gelbe Karten an meckernde Spieler der Gastgeber. Denen verschlug es aber am Ende doch noch die Sprache, als Hammer in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte und das dritte Tor für die Gäste erzielte.
ESV-Abteilungsleiter Rainer Lehr war natürlich ebenfalls wenig erfreut, hatte er zur Halbzeit doch noch auf zumindest einen Punkt gehofft. An der Zielsetzung zu Saisonbeginn («einstelliger Tabellenplatz») wollte er aber nicht rütteln. «Wir gehören mittlerweile zu den kleinen Vereinen und haben auch Probleme im Nachwuchsbereich», zeigte er Realitätssinn. Die stolzen Landesliga-Zeiten der «Rangers» sind lange vorbei, doch nach dem freien Fall habe man sich tief unten inzwischen in der Kreisklasse gefangen, «obwohl der Abstieg aus der Kreisliga vor zwei Jahren unnötig war.»
«In diesem Jahr ist es eine starke Kreisklasse. Dass es bislang so gut gelaufen ist, ist umso schöner, aber man hat heute gesehen, dass die anderen auch nicht auf der Brotsuppe dahergeschwommen kommen», meinte Lehr nüchtern.
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